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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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etwas zu bedeuten?»
    «Ich weiß es nicht. Aber nochmal zu was anderem   … Cascob. Penney ist ja offenbar zum damaligen Pfarrer von Cascob gegangen und hat ihm geraten, seine Kirche zu schließen. Dabei hat er von den anderen St.-Michael-Kirchen um Radnor Forest gesprochen. Und der Pfarrer hat ihm von der Sage erzählt, der zufolge eine zerstörte Kirche es dem Drachen ermöglicht auszubrechen.»
    «Genau.»
    «Und Penney sagte, es sei   … genau
umgekehrt

    «Wahnsinn», sagte Jane, «wie das umgekehrte Pentagramm. Aber ich kapier’s nicht.»
    «Ich auch nicht.» Merrily starrte auf den unregelmäßigen Stern. «Ob die Kirchen nun einen Kreis bilden sollten und nur zufällig diese etwas unklare Sternenform ergeben   … oder ob das alles Zufall ist   … Aber, wenn man die Karte umdreht, ist es ja nicht mehr umgedreht, oder?»
    «Falsch!»
, schrie Jane. «Bei den Heiden ist doch alles nach Norden ausgerichtet, oder, Betty? Die Altäre zum Beispiel.»
    Merrily nickte widerwillig. «Ja, gut, also auf jeden Fall war Penney davon überzeugt, dass das schlechte Neuigkeiten sind. Wenn seine Erfahrungen mit LSD – und damals wurde LSD nicht einfach als eine Droge unter vielen wahrgenommen   –, wenn die ihn davon überzeugt haben, dass die unglückselige Anordnung der Kirchen es der alten Schlange, dem teuflischen Drachenwurm, ermöglichen,hereinzukommen   … dann würde das erklären, warum er so entschlossen war, das Muster zu durchbrechen, indem er eine der Kirchen zerstörte.»
    «Ich frage mich, wie viel Ellis davon weiß», sagte Betty.
    Wahrscheinlich eine ganze Menge, vermutete Merrily und dachte an die mittelalterlichen Aspekte des überflüssigen Exorzismus, den Ellis an Marianne Starkey vorgenommen hatte.
     
    In dieser Nacht träumte Merrily, wie es schien, überwiegend in Farbe. Tiefe, samtige Lila- und grelle Gelbtöne. Abstrakte Bilder und dann die Kirche von Old Hindwell, vibrierendes Blau vor einem rosa Abendhimmel. Der weißgewandete Ellis und seine Anhänger, die mit ihren Bibeln und Weihwasserflaschen durch die Wälder pilgerten, um den heidnischen Ort bei Nacht zu exorzieren. Betty, in einem blasslila Kleid.
    Jesus, schreiend am Kreuz.
    Zischendes Feuer. Das Gewand, das sich zusammenzieht und schwarz wird. Bettys brennende goldfarbene Haare.
    Am Fuß des Kreuzes Marianne Starkey in einem zerrissenen weißen Nachthemd, blutbefleckt.
    Aus einem Traum voll wilder Hitze erwachte Merrily in einem kalten Raum. Das Zischen wurde zu dem Klackern von nächtlichem Hagel, der gegen die Fensterscheibe schlug. Merrily wickelte sich in die allzu dünne Decke und betete um das Blau und das Gold, aber sie kamen nicht.

41
Das Anmachholz im Wald des Winters
    Es dämmerte. Max führte Robin hinaus, durch die vermischten Aromen von Räucherstäbchen und Marihuana, durch die Küche, am Herd vorbei, auf dem die Überreste eines würzig riechenden Eintopfs standen, den Alexandra gestern Abend gekocht hatte, vorbei an Menschen, die in ihren Schlafsäcken schliefen.
    Robin schien es, als wäre sein Kopf abgeschaltet, als würde er schlafwandeln.
    Er folgte Max durch den kalten Hof, an der Scheune vorbei, vor der ein paar Wohnmobile und fünf Autos parkten, darunter der Subaru Justy. Es hagelte.
    «Ich dachte, es sollte kalt, aber schön werden.»
    «Wird’s bestimmt noch», sagte Max.
    Tatsächlich war der Himmel gar nicht so dunkel: Ein milchiger Mond hing hinter dünnen Wolken, und im Osten war ein blasser Schimmer zu sehen. Es war Februar, und die kälteste Nacht des keltischen Winters sollte vorüber sein.
    Ein Scheiß war vorüber.
Robin starrte, zum ersten Mal widerwillig, die Kirche an: groß und nackt. Der Turm war rußschwarz. Der Himmel im Norden und Westen leicht bräunlich.
     
    Robin hatte die Nacht in seinem Atelier verbracht, aber kaum geschlafen. Er hatte sich seit zwei Tagen nicht rasiert. Er wollte nicht mehr hier sein, nicht ohne Betty. Ohne Betty gab es kein Licht in seinem Leben.
    Ein paar Minuten zuvor hatte ein Klopfen an der Tür ihn aus einem elenden Halbschlaf gerissen, und ein großer, bärtiger Max hatte geflötet: «Oh, Robin, tut mir leid, dich so früh zu stören, aber wir müssen über heute Abend reden.»
    «Max, wie soll ich es denn noch sagen? Wenn es kein heute Abend gäbe, wäre ich nicht besonders enttäuscht.»
    Max nickte ernst, der Mistkerl. «Verstehe. Ich versteh das, Robin. Ich würde alles tun, um Betty zurückzuholen, aber wenn sie nun mal ein Problem mit dem

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