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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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das hier richtig machen müssen. Old Hindwell ist ein wichtiger Testfall. Wenn wir jetzt vor diesem Ellis kuschen, wirft uns das um Jahre   … um Jahrzehnte zurück.»
    Robin blickte zu George hinüber. George selbst sah über die Mauern hinweg den Mond an. Robin vermutete, dass George Ned Bain brühwarm erzählt hatte, dass Betty gegangen und Robin völlig fertig war. Er sollte ihn ein bisschen aufmuntern. Ärgerlicherweise funktionierte das auch noch. Bains Magnetismus wirkte sogar im Dunkeln – vielleicht gerade im Dunkeln. Er hatte so etwasWürdevolles. Wenn Max redete, dachte man
Quatsch
, aber wenn Ned irgendwas darlegte, hielt man es sofort für äußerst bedeutsam.
    «Das ist ja nicht dein erstes Imbolg, oder, Robin?»
    «Nein.»
    «Es passt schon sehr gut.» Ned Bain nahm die Lampe in die Hand. «Es ist das erste Feuerfest des Jahres. Das Anmachholz im Wald des Winters.»
    «Sozusagen im Winter des Christentums?»
    «Sehr schön gesagt», sagte Bain freundlich. Robin fühlte sich blödsinnig geschmeichelt. «Es
ist
der Winter des Christentums.»
    «Und Ned hat einen Ritus entwickelt, der das widerspiegelt», sagte George.
    «Ich musste gar nicht so viel ändern. Was nur zeigt, wie grundlegend richtig er ist.» Ned hielt die Lampe hoch. «Wenn wir zum Beispiel singen: ‹Wir verbannen den Winter, wir begrüßen den Frühling›, dann verbannen wir mehr als den jetzt zu Ende gehenden Winter. Wir verbannen gewissermaßen einen spirituellen Winter, der zweitausend Jahre gedauert hat. Und wir begrüßen, hier in dieser Stätte, ein neues Licht, das stärker ist als jeder Frühling.»
    «Genau», sagte Robin.
    Die Lampe flackerte. Als Ned sie niedriger hielt, sammelten und teilten sich um ihn herum die Schatten.
    «Das bedeutet, Robin, das Old Hindwell für die Dauer unseres Ritus das Zentrum von   … allem ist.»
    Robin war voller Ehrfurcht und gar nicht mehr widerwillig.
    «Es wird ihr leidtun, dass sie das verpasst», sagte George.
    «Betty?»
    «Ja. Kannst du sie nicht zurückholen, Mann? Sie ist die Priesterin. Sie hat mehr   …» – George öffnete seine Hände, als würde er eine Rauchwolke aus ihnen herauslassen – «als jeder von uns.»
    «Ich hatte mich so darauf gefreut, sie kennenzulernen», sagte Ned Bain.
    «Na ja, hm   …» Robin sah auf seine Füße. «Ich glaube, der Druck war einfach zu stark für sie, das ist alles. Ist alles nicht so gut gelaufen für uns beide in letzter Zeit.»
    «Ja. Ich habe das mit Blackmore gehört.»
    Robin sah auf.
    «Er ist ein alter Scheißkerl.» Ned zuckte die Achseln. «Weißt du, ich persönlich   … ich
mochte
das Design.»
    «Wirklich?»
    «Ja, sehr. Ich meine   … ich glaube immer noch, dass Kirk sich von vernünftigen Argumenten überzeugen lassen wird.»
    «Jetzt noch?»
    «Das zentrale Motiv steht doch, oder?»
    «Ja, na ja, klar, ich   … ich könnte alle sieben Cover   …» Robins Herz raste. «Ich könnte sie innerhalb eines Monats fertig haben.»
    «Ich kann natürlich nichts versprechen. Aber ich werde mit ihm reden.»
    «Na also, Mann», sagte George. «Ned redet mit diesem Blackmore, und du redest mit Betty.»
    Robin atmete aus. «Das wird nicht einfach.»
    «Gib dein Bestes.» Ned Bain klopfte Robin auf den Rücken. Wieder diese Wärme. «Wir brauchen alle übersinnliche Energie, die wir kriegen können.»
    Robin war euphorisch. Das waren die Schwingungen des Schicksals. Nach der schwärzesten Nacht, der letzten Nacht des Winters, seinem persönlichen Tiefpunkt seit Jahren, taucht ohne Vorwarnung einfach dieser Typ auf, und alles fügt sich. Holismus? Querverbindungen? Bei Wicca die wichtigste Voraussetzung.
    Heute stimmten die übersinnlichen Energien. Das Anmachholz im Wald des Winters. Robin projizierte es im Geiste an die Kirchenmauern wie den Farbnebel aus der Spritzpistole, der LordMadoc auf dem Umschlag umgab. Er sah, wie sich alles fügte wie auf einem schönen Gemälde. Betty würde wiederkommen, es war unvermeidlich. So funktionierten diese Dinge.
    Imbolg würde auch zur Wiedergeburt ihrer Beziehung werden. Robin versuchte seine Freude zu verbergen. Er durfte nicht naiv wirken.
    «Also   …» Er grinste. «Das Ganze wäre wohl einfacher, wenn Ellis und seine   … Herde   … wenn er einfach aufgeben und uns in Ruhe lassen würde.»
    George blickte zu Ned Bain hinüber.
    Ned Bain lächelte breit und schüttelte den Kopf.
    George hatte das Gefühl, es wäre o.   k., wenn er lachte.
    Max sagte: «Ich glaube, du

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