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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sagte Judith.
    Und haben Sie Menna schon früh geraten, die Pille zu nehmen, weil Sie befürchteten, ihr würde dasselbe passieren wie Barbara?
Doch das fragte Merrily nicht laut. Vielleicht musste sie es gar nicht fragen, nicht jetzt.
    «Sie konnten nie sicher sein, dass Merv Menna in Ruhe lassen würde, oder?»
    Judith antwortete nicht.
    «Und gleichgültig, welchen Charakter er hatte, sie war immer noch von ihm abhängig. Abhängig von einem starken Mann. Das hat Weal erkannt, und er hat keine Zeit verloren, um das auszunutzen.»
    Judith sah immer noch aus dem Fenster. «Er war zu alt für sie, ja. Zu streng vielleicht. Aber sie war ein zartes, schwaches Ding. Sie wäre immer auf Unterstützung angewiesen gewesen. Es warklar, dass sie mit Jeffery nicht viel vom Leben haben würde, aber er hat sie wenigstens beschützt.»
    «Wie eine Motte im Glas», sagte Merrily   – Judith drehte sich in einer heftigen Bewegung zu ihr um und sah sie mit klarem Blick an. «Wann genau haben Sie zum ersten Mal gedacht, dass J.   W.   Weal auf seine Weise genauso schlecht für Menna ist wie ihr Vater?»
    «Das ging mich nichts mehr an.»
    «Ach, kommen Sie, Sie kannten dieses Mädchen ihr ganzes Leben lang. Ist Ihnen wirklich nicht in den Sinn gekommen, dass Weal denken könnte, er stünde immer noch in Konkurrenz zu dem toten Mervyn Thomas, was Mennas Gefühle betrifft? Dass er vielleicht dachte, er bekommt nicht alles, was   … ihm zusteht?»
    Judith ging zum Kamin. «Wem soll das jetzt noch was bringen?»
    Merrily erinnerte sich an Barbara Buckingham. «Wer besitzt, ist immer im Vorteil.» Vielleicht gab es wenigstens noch eine Möglichkeit, Barbara zu helfen.
    Aber Judith Prosser würde das egal sein.
    «Menna», sagte Merrily freundlich. «Vielleicht bringt es Menna was.»
     
    Und so kam es heraus.
    Der große Raum im hinteren Teil des Hauses. Das Esszimmer, in dem wahrscheinlich nie jemand aß. Das Erkerfenster mit den bewegten Schatten. Der Raum mit Blick auf das Mausoleum.
    «Dort ist es gemacht worden?», fragte Merrily. «Woher wissen Sie das?»
    «Weil ich zugesehen habe, natürlich. Ich habe im Garten gestanden und spioniert, genau wie Sie an dem Abend, an dem Menna bestattet wurde. Ich war bei uns auf dem Hof, als Vater Ellis in seinem Auto vorbeifuhr, und bin ihm zu Fuß gefolgt. Ichhabe gesehen, wie er in das alte Pfarrhaus ging, mit der Arzttasche, die er bei solchen Gelegenheiten immer bei sich hat. Es war gegen Abend. Ich habe gesehen, dass Menna ganz in Weiß gekleidet war. Ich habe Vater Ellis gesehen. Aber Jeffery habe ich nicht gesehen.»
    Irgendwas hatte Klick gemacht. Irgendetwas passte. Etwas, das vielleicht selbst ein
Einheimischer
nicht länger verteidigen konnte.
    «Und hatte das, was dann passiert ist, irgendeine Ähnlichkeit mit dem, was gestern in der Dorfhalle abgelaufen ist?», fragte Merrily vorsichtig.
    «Ich weiß es nicht», sagte Judith. «Ich konnte nicht sehen, was unterhalb des Fensters passiert ist.»
    Merrily hatte feuchte Hände. «Wollen Sie damit sagen, dass sie auf dem Boden lag?»
    «Ich will damit sagen, dass ich sie nicht sehen konnte.»
    «Wann war das?»
    «Vor   … drei   … vielleicht vier Wochen. Genauer kann ich es nicht sagen.»
    «Also relativ kurz vor ihrem Schlaganfall.»
    «Ich sehe da keinen Zusammenhang, Mrs.   Watkins.»
    «Glauben Sie denn selbst, dass sie besessen war und exorziert werden musste?»
    «Ich glaube, dass sie Hilfe brauchte.»
    «War Dr.   Coll auch da?»
    «Nicht, dass ich wüsste.»
    «Also nur Ellis und Menna.»
    «Jeffery wird wohl irgendwo im Haus gewesen sein. Jedenfalls war sein Wagen da.»
    «Aber in dem Zimmer haben Sie ihn nicht gesehen?»
    «Nein. Was wollen Sie, Mrs.   Watkins? Wie sollte es Menna helfen, wenn
Sie
das wissen?»
    «Sie verfolgt Barbara», sagte Merrily.
    «Sie verfolgt sie?»
    «Im weitesten Sinne, so wie einen Erinnerungen verfolgen, oder Schuld.»
    «Ja, das kennen wir alle.»
    «Und Geister.»
    «Tatsächlich?», sagte Judith. «Glauben Sie das ernsthaft?»
    «Ich wäre wohl nicht besonders geeignet für meinen Job, wenn ich es nicht tun würde.» Was glaubte denn Judith? Dass Ellis ein guter Psychologe war oder dass er ein guter und nützlicher Hochstapler war?
    Merrily sagte: «Barbara wollte, dass ich eine Art umgekehrten Exorzismus durchführe, um Mennas Geist aus Weals Besitz zu befreien. Besitz der Toten durch die Lebenden.»
    «Glauben Sie ernsthaft   –»
    «
Sie
hat das geglaubt. Und
ich
glaube, dass

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