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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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unsere Fühler ausgestreckt und über die Vereinigung der Heiden festgestellt, ob irgendjemand Interesse hat.»
    «Wir?», fragte Betty.
    «Ich.»
    «Aber warum hast du das Grundstück nicht einfach selbst gekauft?» Robin hatte es immer noch nicht ganz kapiert.
    «Um sich Ellis zu erkennen zu geben?», sagte Betty. «Bevor er sich einen Plan ausdenken konnte?»
    «Er hätte es ja durch einen Dritten kaufen können.»
    «Das hat er ja», sagte Betty scharf.
    «Ich glaube, das ist nicht fair», sagte Max. «Es war doch gar keine Zeit für
Pläne
– außer vielleicht in Sphären, die jenseits unserer Einflussnahme liegen. Ich glaube eher, dass das eine spontane Reaktion auf   … glückliche Umstände war.»
    «Max», sagte Betty geduldig, «glaubst du auch nur eine Minute lang, dass wir alle heute Abend hier wären, wenn Vivvie in dieser Schundsendung ihre Klappe nicht so weit aufgerissen hätte? Damit hat sie doch Ellis darauf aufmerksam gemacht, dass das, was er für den Teufel hält, auf seiner Türschwelle steht. Nein, Ned hätte in aller Ruhe die Festtage von Beltane, Lammas und Samhainabgewartet   … und alles so geplant, dass es die größtmögliche Wirkung hat.»
    Max wollte etwas sagen, aber dann schloss sich die Lücke in seinem Bart wieder.
    Jetzt stand George auf – der gedrungene, stoppelbärtige George, Vivvies Lebensgefährte.
    «Hört mal, Leute, ich glaube   … wie immer das alles zustande gekommen ist, wir sollten es für heute Abend vergessen. Wenn wir zulassen, dass es uns vor den Augen der gesamten heidnischen Welt diesen bedeutsamen Sabbat kaputtmacht, bereuen wir das für den Rest unseres Lebens. Ich finde ja auch, dass Ned nicht so offen war, wie er hätte sein sollen. Ich weiß, wir könnten ihn jetzt alle beschuldigen, das alles nur eingefädelt zu haben, damit dieser Ellis als der Pfarrer in die Geschichte eingeht, der seine Kirche an die Alte Religion verloren hat, aber   …»
    «Es ist nicht nur das», sagte Betty. «Erstens hat er
uns
reingelegt. Und das an einem Ort, den keiner von uns   –»
    «Das ist
egal
, Betty. Wir dürfen nicht zulassen, dass persönliche Angelegenheiten dieses bedeutsame Ereignis kaputtmachen. Wir müssen den Sabbat abhalten, wir müssen diese Kirche im Namen von Mannon und Brigid weihen und   …»
    George hielt inne. Betty war aufgestanden. Sie erschien in diesem klammen, kalten Raum wie eine Wärmequelle: Sie war die Einzige, die nicht geschmacklos wirkte. Sie sah aus wie eine Göttin.
    «Frag ihn, worauf er wartet», sagte sie.
    «Bitte   …», sagte George, «lass das doch.»
    Ned Bain bewegte sich nicht.
    «Er wartet auf seinen Stiefbruder», sagte Betty. «Er wartet, dass der Gesang wieder losgeht, nur lauter als vorher. Er wartet darauf, dass sein Stiefbruder den Feind ans Tor bringt.»
    «Aber, Betty, wir
brauchen
diese Spannung», sagte George.«Darum geht es hier doch – um den Wechsel. Am Anfang dieses Jahres, am Anfang dieses Jahrtausends, wird ein Heuchler verbannt.»
    «Meinst du Jesus?»
    «Wenn du so willst. Ich ziehe es vor, über den kämpferischen Michael zu sprechen. Ich habe nichts gegen Jesus, aber er war im besten Fall belanglos. Ja, Jesus, wenn du so willst.»
    «Will ich
nicht
», sagte Betty. «Wir sind eine Alternative. Wir sind nicht die Opposition. Vielleicht ist
er
die Opposition – er und Ellis. Aber was immer sie auch sind, was immer sie repräsentieren, es ist verdorben durch das, was zwischen ihnen steht. Ich will das nicht. Ich will nicht an diese alte, schmutzige Stätte gehen mit einem Hass im Rücken, der sich seit fünfundzwanzig Jahren angestaut hat. Ich schlage vor, ihr zieht euch jetzt um und geht nach Hause.»
    Sie löste Protestrufe und aufrichtige Betroffenheit aus. Auch bei Robin. Obwohl ihm jetzt in mancher Hinsicht wohler war – der große Ned Bain war auf menschliches Maß geschrumpft.
    «Bets, sieh doch mal», sagte er heiser, «du kannst doch nicht sagen, dass wir reingelegt worden sind.
Wir
haben doch beschlossen, hierherzuziehen. Da waren all diese Zeichen, es sah so aus, als wäre es genau das Richtige. Und dann hatten wir noch die Zusage für den Blackmore-Auftrag, mit allem, was das in Aussicht gestellt hat. Wir hatten einen Lauf.»
    «Ah, genau», sagte Betty, «der Blackmore-Deal.»
    Ned Bain veränderte seine Sitzposition. Robin erschrak.
«Ich glaube immer noch, dass Kirk sich von vernünftigen Argumenten überzeugen lassen wird.»
Jetzt würde alles zusammenbrechen, die Regenbogen in

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