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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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den Pfützen würden schwarz werden.
    «Robin, Liebling   …» Bettys Blick war verschleiert, oder war es seiner? «In Kirk Blackmores Händen bist du doch wie eine Marionette. Deine Stimmungsschwankungen hingen immer von ihm ab.»
    «Klar, er war wichtig für mich.» Robin sah Ned an. Ned starrteauf den Boden, die Ellbogen auf den Knien, die Arme ausgestreckt, die Zigarette locker zwischen den Fingern.
    Und plötzlich kapierte Robin es.
    «
Du
bist Kirk Blackmore, oder?»
    Bain antwortete nicht. Im Raum herrschte Stille.
    Robin drehte sich wieder zu Betty um. «Wie hast du das rausgefunden?» Mit einem Mal fing er unter seiner wollenen Tunika an, wie wahnsinnig zu schwitzen.
    «Freunde von mir haben sich im Internet über ihn informiert. Blackmore ist als Einsiedler verschrien, der angeblich auf einem walisischen Berg wohnt und nur per Fax kommuniziert. Im Internet wird endlos über die wahre Identität von Autoren spekuliert. Verleger schreiben oft unter Pseudonym: meistens reißerische Unterhaltungsromane, mit denen sie nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Es tut mir wirklich leid, Robin.»
    Neds Stirn glänzte plötzlich ein bisschen.
    «Aber er hätte das Grundstück doch aus der Portokasse bezahlen können.»
    «Es war euer Schicksal, nicht meins», sagte Bain ruhig. «Zu der Zeit.»
    «Quatsch», sagte Robin leise.
    «Ich hätte euch alles jederzeit abgekauft, wenn ihr es nicht mehr gewollt hättet.»
    «Wenn wir kein Geld mehr gehabt hätten, oder was meinst du damit? Nachdem wir von den Einheimischen fertiggemacht worden wären? Nachdem Ellis aus der Kirche geworfen worden wäre? Nachdem unsere Ehe ruiniert gewesen wäre?»
    «Die ganze Zeit sind merkwürdige, bedrohliche Sachen passiert», sagte Betty. «Wir sollten uns von Anfang an unsicher fühlen. Er wollte, dass wir uns unter Beobachtung fühlen, dass wir Angst haben.» Sie sah auf Bain hinunter. «Das hast du
gebraucht
, oder? Hast du das zusammen mit deinem Konvent gemacht oderdir das alles allein ausgedacht, wie in einem von deinen Romanen? Du hast Unruhe erzeugt – auch durch anonyme Anrufe und Briefe an Ellis. Der Drache erhebt sich? Du wolltest eine Katastrophe auslösen   … die nur durch das dumme Plappermaul verhindert wurde. Stattdessen ist diese Farce herausgekommen.»
    Vivvie schnaubte. «Wer bist du eigentlich, Betty? Jedenfalls keine mehr von uns.»
    Bain sagte: «Wenn ihr das wirklich diskutieren wollt, bin ich gerne bereit   –»
    «Hast
du
Major Wilshire dieses Hexenkästchen abgekauft? Hast
du
jemanden geschickt, der es vor unsere Tür stellt?» Betty machte eine Pause. «Und warst du   … warst du
wirklich
so überrascht, als Major Wilshire von der Leiter gefallen ist?»
    Ned Bain sprang mit einer einzigen Bewegung auf. «Wag es
bloß
nicht   …»
    Seine steifen Finger schwebten nur Zentimeter von Bettys weicher Wange entfernt.
    Das reichte.
    Robin schoss durch das Zimmer zum Altar. George streckte den Arm aus, um ihn aufzuhalten, aber Robin schüttelte ihn wild ab. Er spürte das Gewicht seiner Haare auf seinen Schultern. Er hörte Sirenen. Er blickte in einen dichter werdenden Nebel. Er dachte an die schreckliche Verzweiflung, die ihn überwältigt hatte, als Al Delaney von Talisman angerufen hatte, um zu sagen:
«Er will, dass es jemand anders macht, Robin. Er will dich nicht.»
    Robin riss das große Schwert vom Altar. Es war kein Spielzeug, keine leichtgewichtige Nachbildung, sondern eine Armeslänge hochfester Stahl.
    Robin hob das Schwert mit beiden Händen weit über den Kopf. Er hörte Vivvie schreien.

53
Schlangenhaut
    Merrily sagte: «Sie haben wirklich nach ihr gesehen, oder? Sie haben wirklich auf sie aufgepasst.»
    Judith strich eine Falte an Mennas Leichentuch glatt. «Ich bin die Einzige, die
jemals
auf sie aufgepasst hat.»
    «Können wir jetzt den Deckel wieder schließen?»
    Judith rührte den Deckel nicht an. «Warum halten Sie nicht Ihre Zeremonie ab, Merrily? Ziehen Sie Ihre Jacke aus, verwandeln Sie sich in eine Pfarrerin.»
    Sie übernahm wieder die Kontrolle.
    Merrily ging zum Kopfende des Sarges und sah hinein. Ihre Tasche mit der Bibel, den Gebetstexten und dem Fläschchen mit Weihwasser stand an der Tür.
    «Warum lassen Sie sie nicht endlich in Frieden? Warum akzeptieren Sie nicht einfach, dass Sie schon genug angerichtet haben?»
    «Zum Beispiel, Mrs.   Watkins?», fragte Judith forsch. Sie ging zum anderen Ende des Sarges, von wo aus sie sowohl Merrilys als auch Mennas Gesicht im

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