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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sachliche, spartanische Nonkomformisten-Kapellen gebaut werden konnten. Würden sich die Leute aus Old Hindwell als Nächstes wie die Teilnehmer an der Toronto-Segnung zuckend und kreischend auf dem Boden krümmen?
    Aber wie angemessen war das bei einer Beerdigung?
    Merrily ließ ihren Blick über die Autos vor dem Pub schweifen. Gehörte eins davon Barbara? Was für ein Auto fuhr sie überhaupt? Merrily wusste es nicht.
    Sie drehte sich um und ging die dämmrige Straße hinunter. Sie spürte, dass sich Kopfschmerzen ankündigten, wenn auch gedämpft durch die Kälte. Nach dem Ortsausgang bog sie in eine Straße ein, die durch ein Tal führte, hinter dem vermutlich der hügelige Radnor Forest lag.
    Kurz darauf hörte sie das ferne Brummen näher kommender Fahrzeuge, bald tauchten Scheinwerfer die Straße in ein fahles Licht, und sie drängte sich an die Hecke, um den Trauerzug vorbeifahren zu lassen.
     
    Als die Trauernden zu ihren Autos zurückgekommen waren, hatte sich Gomer ans Fenster des Pubs gestellt, um nach Gareth und Judy Prosser Ausschau zu halten.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach waren die Prossers zu Fuß gekommen, aber so oder so mussten sie hier vorbei. Die meisten Leute, die in ihre Fahrzeuge stiegen, kannte Gomer nicht.
    «Gibt es oben in der Halle nach der Beerdigung noch Tee?»
    «Nein, Vater Ellis ist wohl nicht so für Essen und Trinken in der Kirche.»
    «Das is ’ne verdammte Dorfhalle!»
    «Nicht, wenn er drin ist, dann nicht.»
    Gomer sah Greg über die Schulter hinweg an. Er polierte Gläser für die Gäste, die nicht kamen. «Du bist kein Kirchgänger, oder, Junge?»
    «Nie gewesen. Aber man steht schon unter Druck jetzt. ’ne Menge Leute haben jetzt angefangen hinzugehen. Ellis sieht nicht nach viel aus, aber angeblich ist man danach auf Wolke sieben. Was immer das ist, ich weiß nicht, ob ich viel damit zu tun haben will. Ich mein, ich hab denen erlaubt, den Parkplatz zu benutzen, all seinen Fans, die von sonst wo kommen, aber es trinkt ja doch kaum einer danach was bei mir. Wenn man von Gott high ist, dann braucht man keinen Drink.»
    «Aber jetzt kommen gerade ein paar», sagte Gomer.
    Zwei Männer und drei Frauen kamen herein, alle in Schwarz. Einer von ihnen war Tony Probert, Bauer aus Evenjobb   – Gomer kannte ihn flüchtig, und eine der Frauen war   …
    «Gomer Parry!»
    «Greta», sagte Gomer, «wie geht’s?»
    Es war Greta Thomas, die Frau von Danny, dem Rock-’n’-Roll-Bauern aus Kinnerton. Sie war klein und vollbusig und Sprechstundenhilfe bei Dr.   Coll gewesen.
    «Ich hoffe, du passt auf dich auf, Gomer», schrie Greta. «Nicht, dass du mir verkommst!» Greta hielt nicht viel vom Kondolieren – wenn die Beerdigung erst mal vorbei war, war es Zeit, die Leute aufzumuntern.
    «Ich komm ganz gut zurecht, Gret.»
    «Nicht, dass du zu viele Bierchen hebst.»
    «Kennst mich doch, Mädchen, Mäßigung in allen Dingen. Ich hab Danny gerad erst gesehen, er hat gar nicht gesagt, dass du zu Mennas Beerdigung gehst.»
    «Der erinnert sich nie an was, außer an seine Akkorde. Tony und Julie haben mich mitgenommen.» Greta zog Gomer an einen Tisch. «Ich hab gedacht,
irgend
jemand sollte auch Dannys Seite der Familie vertreten.»
    «Und das hatte so gar nichts damit zu tun, dass du mal den berühmten Vater Ellis in Aktion sehen wolltest?»
    Greta sah verlegen aus. «Wär doch nichts dabei, oder?»
    «Hat sich gelohnt, oder?»
    «Na ja   … es war ziemlich seltsam, Gomer.»
    «Ach?»
    «Vor allem diese komische Singerei. Wie in Trance – schön, wirklich, wenn’s erst mal losgegangen ist. Die Stimmen haben ganz natürlich miteinander harmoniert, Männer und Frauen. Das hat schon was, es ist irgendwie   … ich weiß nicht   … sexy.»
    «Ich hol dir mal was zu trinken, Gret.»
    Er ging an die Bar und besorgte Greta einen Brandy. Vielleicht konnte er hier etwas in Erfahrung bringen. In jedem Fall wäre es besser, als am Samstagabend in dem leeren Haus allein vor dem Idiotenprogramm im Fernsehen zu sitzen und dann in ein kaltes Bett zu gehen.
    Greta sah ihn unter ihrem Pony hervor an.
    «Ich hab das nicht so gemeint, wie es klang, Gomer. Ich mein, ich war nie besonders religiös, aber es macht einen doch nachdenklich. Viele Leute sagen – sogar Dr.   Coll   –, Mr.   Ellis wäre das Beste, was dieser Gegend je passiert ist.»
    «Und warum?» Nach Gomers Erfahrung kamen und gingen die Geistlichen, ohne groß beachtet zu werden, wenn sie nicht gerademit anderer Leute Frauen

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