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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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rummachten – oder klein und hübsch waren.
    «Na ja, weil er die Leute zusammenbringt», sagte Greta. «Bei normalen Pfarrern in einer normalen Kirche passiert das nicht. Oder hast du schon mal gesehen, dass sich Einheimische und Leute von draußen in den Armen liegen?»
    «Is nich normal», gab Gomer zu.
    «Sie sagen auch, dass man bei ihm zu Privatsitzungen gehen kann.»
    «Wofür das denn?»
    «Wenn einer Probleme hat. Krankheit, psychische Störungen   … alles Mögliche.»
    «Und was macht er da?»
    «Er holt das alles aus dir raus, Gomer. Legt dir die Hand auf und holt alles raus.»
    «Greta, das ist doch ausgemachter Schwachsinn!»
    «Gibt Leute, die schwören drauf.»
    «Schwachsinn.»
    Er lehnte sich zurück und dachte nach. Wie lange war sie Sprechstundenhilfe beim Doktor gewesen – zehn Jahre? Sie war noch ein junges Mädchen gewesen, als sie angefangen hatte, für Dr.   Colls Alten zu arbeiten. Trotzdem   …
    «Wie gut kanntest du Menna Thomas eigentlich, Gret?»
    Als Sprechstundenhilfe war es leichter für sie, über die Toten zu sprechen als über die Lebenden, und Greta Thomas redete immer noch, als Tony Probert, seine Frau und das andere Paar ihre Gläser ausgetrunken hatten und anfingen, unruhig zu werden, sodass Gomer ihnen sagte, er würde Greta selbst nach Hause bringen.
    Auf dem Weg fragte er: «Und wie gut kanntest du ihre Schwester Barbara?»
    Und so fand er die Wahrheit über die Hydatidenzyste heraus.
     
    Hinter dem Leichenwagen kam ein altmodisches Taxi. Merrily sah die Bremslichter die Straße herunterkommen und ging langsam auf sie zu.
    Sie nahm Silhouetten wahr. Jemand in einem langen Mantel schob eine Bahre. Merrily beobachtete, wie der Sarg aus dem Leichenwagen auf die Bahre glitt und durch das Gartentor gerollt wurde. Mehrere Menschen verschwammen zu einem einzigen sich bewegenden Schatten.
    Das Taxi fuhr wieder ab. Andere Autos waren nicht zu sehen.
    Kein Zeichen von Barbara Buckingham.
    Angenommen, Barbara war zu Weal gegangen und ihm lästig gefallen, und Weal hatte eine einstweilige Verfügung erwirkt, um sie in ihre Schranken zu weisen? Aber wenn das so wäre, warum hatte Barbara es Merrily dann nicht gesagt oder ihr wenigstens eine Nachricht hinterlassen?
    Merrily stand am Gartentor des alten Pfarrhauses und sah eine Allee aus Lorbeerbäumen hinunter. Plötzlich wurde ihr klar, wie lächerlich die ganze Situation war. Nur Jane würde so was machen. Dann sah sie um die Kurve Scheinwerferlicht auftauchen und schlüpfte durch das Tor, um sich zu verstecken.
    Der Wagen fuhr an ihr vorbei: Es war nicht Sophies Saab, sondern ein großer Offroader mit zwei Männern drin. Und Merrily stand auf dem Grundstück von J.   W.   Weal, während von irgendwo zwischen den Lorbeerbäumen ein warmes Licht in die Dunkelheit schimmerte.
    Sie folgte der Allee, die sich kurz vor dem Haus gabelte. Ein Ende führte zu einer Doppelgarage, das andere wurde zu einem Pfad, der über den keilförmig angelegten Rasen führte. Am schmalen Ende dieses Keils stand ein kegelförmiges Gebäude – die Quelle des Lichts. Mennas Mausoleum.
    Merrily sah an dem viktorianischen Haus hoch – es war beeindruckend: grau, mit Giebeln und drei Stockwerken. Das Licht, dasaus der offenen Tür des Mausoleums fiel, war hell genug, um hinter dem Erkerfenster im Erdgeschoss schemenhaft ausladende Möbel erkennen zu können. Dieses Haus passte genau zu J.   W.   Weal.
    Das Mausoleum war ein gedrungener Tempel, viktorianischer Kitsch, dessen Inneres von zwei schwachleuchtenden schmiedeeisernen Lampen beleuchtet wurde. Plötzlich wurde es dunkler, und zwei Männer zeichneten sich vor dem Eingang ab. Merrily wich zurück und stand mit dem Rücken am Haus, feuchte Zweige streiften ihr Gesicht.
    «Pass auf, George, da ist eine Stufe.»
    «Er hätte hier ja auch mal ’ne Lampe hinstellen können.»
    «Der kennt den Weg wahrscheinlich im Schlaf.»
    Die Bestattungsunternehmer?
    Merrily ging über den Rasen und blieb ungefähr fünfzehn Meter von der Tür des Mausoleums entfernt stehen. Von hier aus konnte sie sehen, dass drinnen einige Trauernde um eine Vertiefung im Boden versammelt waren. Sie erkannte Ellis in seiner weißen Kutte. Außerdem sah sie einen drahtigen Mann mit Bart, einen gedrungenen, dicken Mann und eine Frau. Das Ganze wirkte wie ein Gemälde, beschienen von einem Licht, das sie an Rembrandt erinnerte. Bestürzt dachte sie: Das ist Einbruch, das ist Voyeurismus, ich habe hier nichts zu suchen!
    Hier ging es

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