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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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um einen Mann – keinen besonders umgänglichen oder liebenswürdigen Mann, aber um einen Mann, der seine Frau geliebt und bis zu ihrem Ende mit großer Zärtlichkeit mit ihr umgegangen war. Der – was immer man von der Wiedertaufe und der Wiedergeburt im Glauben halten mochte – mit ihr zu Christus gekommen war. Der es nicht ertragen konnte, von ihr getrennt zu werden. Der jeden Morgen bis an sein Lebensende aus ihrem gemeinsamen Schlafzimmerfenster dorthin schauen wollte, wo sie jetzt lag.
    Das war’s. Ich gehe.
Abrupt drehte sie sich um.
    Und lief genau diesem Mann direkt in die Arme.
     
    Plötzlich war ihr Gesicht im kalten Ausschnitt seiner Weste vergraben.
    Sie roch Kampfer.
    Einen Moment lang war Merrily wie erstarrt, ein kleines «Oh» entglitt ihr, bevor seine riesigen Arme sie umfassten und vom Boden hoben. Für den Bruchteil einer Sekunde hing sie in dem Lichtschein, der aus dem Mausoleum fiel, dann stand sie wieder im Schatten. Er hielt sie fest.
    «Men-na», hauchte er.
    Die große Gestalt umfasste sie. Kampfer. Karbol. Einen Moment lang fühlte sie sich wie ein gefangener Vogel, dann ließen die Arme sie los.
    «Es tut mir leid   …», flüsterte sie.
    Er sagte nichts. Keiner von ihnen bewegte sich.
    Es war eine leichte Brise aufgekommen, die durch die Lorbeerbäume strich und in den Koniferen säuselte. J.   W.   Weal war jetzt nur ein weiterer Schatten, sie glaubte nicht, dass er sie ansah. Der Lichtstrahl zitterte, und Merrily sah Menschen im Türrahmen des Mausoleums stehen. Niemand sagte etwas, niemand sprach sie an. Es war wie im Traum, wie in Zeitlupe.
    Sie drehte sich um und ging über den Rasen, versuchte, nicht zu rennen, mal im Lichtstrahl, mal im Dunkeln. Das Licht beleuchtete das alte Pfarrhaus, sie sah das Zimmer hinter dem Erkerfenster im Erdgeschoss. Und gerade, als sie zu diesem Fenster hochsah, wurde es überall dunkel. Die Tür zum Mausoleum war geschlossen worden. Sie hatten gewartet, bis Jeffery Weal vom Haus zurückkam, und zogen sich jetzt für das Finale zurück. Draußen blieb die Dunkelheit. Merrily fühlte sich klein, durcheinander und beschämt, wie ein Kind, das eigentlich im Bett sein sollte, aber durchs Treppengeländer in die unbekannte, unverständliche Welt der Erwachsenen gelugt hatte.
    «Men-na.»
    Was hatte er in diesem Moment gedacht?
    Sie suchte nach dem Anfang der Allee. Ohne Licht musste sie vorsichtig sein.
    Aber es
gab
Licht: Hinter dem Erkerfenster hing ein diffuser Schleier aus Helligkeit, die Sessellehnen warfen riesige Schatten an die Wände. Jetzt hasste sie diesen Raum. Sie wusste, dass es dort drinnen sehr kalt war, kälter als hier draußen. Sie wollte nicht hineinsehen. Sie wollte nicht sehen   …
    … wie die bleiche Gestalt von einem Fenster zum andern huschte.
    Dieses zarte, mottenartige Wesen, der Schleier der Verzweiflung.
    Sie wollte es nicht sehen. Sie
konnte
es nicht sehen.
    Aber als das Zimmer nach ihr griff und sie mit seiner Kälte umfing, konnte sie fast hören, wie sich das dünne, flatternde Ding in seinem Wahn mit einem Geräusch gegen die Scheibe warf, als würden winzige Knochen brechen.
    Merrily taumelte zwischen den Lorbeerbäumen hindurch, rutschte auf tauben Beinen aus und griff nach den Zweigen, um nicht hinzufallen. Aber das waren keine Lorbeerzweige, sie hatten Dornen. Trotzdem packte sie mit beiden Händen danach, genoss fast den rein körperlichen Schmerz, rappelte sich auf und humpelte zum Tor.

Teil drei
    In der großen Mehrzahl der charismatischen Kirchengemeinden ist man sich bewusst, welche Gefahren es birgt, dämonische Angriffe mit psychologischen Problemen zu verquicken   … Es gibt allerdings einige charismatische Gruppierungen, die geistliche Ämter für spirituelle Grenzfragen zur Verfügung stellen, was den meisten anderen charismatischen Kirchen Anlass zur Sorge gibt und zu «Opfern» führt.
     
    Deliverance
(hg. v. Michael Perry)
    The Christian Deliverance Study Group

23
Mit dem Satan Tango tanzen
    Seit sie nach Hause gekommen war, hatte Jane   … na ja, eigentlich nur geschlafen. Wahrscheinlich länger, als sie jemals zuvor geschlafen hatte. Sie wachte kurz auf, dachte an etwas sehr Wichtiges, schlief wieder ein und vergaß es. Fast den ganzen Tag ging das so.
    Daran war das Krankenhaus schuld. Krankenhäuser machten einen total fertig. Wenn man nicht bis oben mit Medikamenten vollgepumpt war,
konnte
man in einem Krankenhaus überhaupt nicht schlafen – da wäre es noch erholsamer, sein Bett

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