Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
Vom Netzwerk:
seiner Schwester einen Brief zu überbringen. Ich habe diesen Brief hier; ich biete ihn Eurer Majestät an, damit sie darüber verfüge, wie sie über mich verfügen würde. Meine Ehre ist mir teuer, Sire, doch sobald ich, um meinem Gewissen zu begegnen, die Gewährschaft des königlichen Willens habe, verleugne ich meine Ehre, denn sie ist in guten Händen.«
    Immer noch auf den Knien, reichte Ernauton dem König den Brief.
    Der König schob ihn sanft mit der Hand zurück und sagte: »Was sagtet Ihr denn, Epernon? Herr von Carmainges ist ein Ehrenmann und ein treuer Diener.«
    »Ich, Sire,« versetzte Epernon, »Eure Majestät fragt, was ich sagte?«
    »Ja, hörte ich denn nicht, als ich die Treppe herabging, das Wort Gefängnis aussprechen? Gottes Tod! Ganz im Gegenteil. Der Brief gehört immer dem, der ihn trägt, Herzog, oder dem, dem man ihn bringt.«
    Epernon verbeugte sich brummend.
    »Ihr werdet Euren Brief an die Adresse abgeben, Herr von Carmainges.«
    – »Aber, Sire, bedenkt, was er enthalten kann,« sagte Epernon. »Wir wollen nicht den Zarten spielen, wenn es sich um das Leben Eurer Majestät handelt.«
    »Ihr werdet Euren Brief abgeben, Herr von Carmainges,« wiederholte der König, ohne seinem Günstling zu antworten.
    »Ich danke, Sire,« sagte Carmainges, indem er sich zurückzog.
    »Wohin tragt Ihr ihn?«
    »Zu der Frau Herzogin von Montpensier. Ich glaubte die Ehre gehabt zu haben, es Eurer Majestät zu sagen.«
    »Ich drücke mich schlecht aus. An welche Adresse, wollte ich sagen. In das Hotel Guise, in das Hotel Saint-Denis oder nach Bel...«
    Ein Blick Epernons hielt den König zurück.
    »Ich habe in dieser Hinsicht keine besondere Instruktion von Herrn von Mayenne, Sire; ich werde den Brief in das Hotel Guise tragen und dort erfahren, wo Frau von Montpensier ist.«
    »Ihr sucht also die Herzogin auf?« – »Ja, Sire.«
    »Und wenn Ihr sie gefunden habt?« – »Übergebe ich ihr meine Botschaft.«
    »Ganz gut. Sagt nun, Herr von Carmainges...« und der König schaute den jungen Mann fest an. – »Sire?«
    »Habt Ihr Herrn von Mayenne etwas anderes versprochen, als diesen Brief eigenhändig seiner Schwester zu übergeben?« – »Nein, Sire.«
    »Ihr habt nicht etwa Geheimhaltung des Ortes versprochen,wo Ihr die Herzogin treffen könntet?« – »Nein, Sire, ich habe nichts dergleichen versprochen.«
    »Ich werde Euch eine einzige Bedingung stellen.« – »Sire, ich bin der Sklave Eurer Majestät.«
    »Ihr übergebt diesen Brief an Frau von Montpensier, und sobald er übergeben ist, kommt Ihr zu mir nach Vincennes, wo ich diesen Abend sein werde.« – »Ja, Sire.«
    »Und Ihr legt mir sodann getreulich Rechenschaft ab, wo Ihr die Herzogin gefunden habt.« – »Sire, Eure Majestät kann darauf zählen.«
    »Ohne eine andere Erklärung oder ein anderes Bekenntnis, versteht Ihr?« – »Sire, ich verspreche es.«
    »Welche Unklugheit! oh! Sire!« sagte der Herzog von Epernon.
    »Ihr versteht Euch nicht auf die Menschen, Herzog, oder wenigstens nicht auf gewisse Menschen. Dieser ist redlich gegen Mayenne, folglich wird er auch redlich gegen mich sein.«
    »Gegen Euch, Sire, werde ich mehr als redlich, ich werde treu ergeben sein,« rief Ernauton.
    »Nun, keinen Streit mehr hier, Epernon,« sagte der König, »Ihr werdet auf der Stelle diesem braven Diener vergeben, was Ihr als einen Mangel an Ergebenheit betrachtet, und was ich als, einen Beweis von Rechtschaffenheit ansehe.«
    »Sire,« sagte Carmainges, »der Herr Herzog von Epernon ist ein zu erhabener Mann, um nicht bei meinem Ungehorsam gegen seine Befehle, worüber ich ihm mein Bedauern ausdrücke, gesehen zu haben, wie sehr ich ihn achte und liebe; ich habe nur vor allem getan, was ich für eine Pflicht hielt.«
    »Parfandious!« rief der Herzog, indem er die Physiognomie mit derselben Schnelligkeit veränderte, wie ein Mensch, der eine Maske aufsetzt oder ablegt, »das ist eine Prüfung, die Euch Ehre macht, und Ihr seid in der Tat ein hübscher Junge, nicht wahr, Loignac? Wir haben ihmschön angst gemacht.« Und der Herzog schlug ein Gelächter auf.
    Loignac drehte sich auf den Absätzen, um nicht zu antworten; obgleich Gaskogner, fühlte er sich nicht stark genug, mit derselben Unverschämtheit zu lügen, wie sein erhabener Chef.
    »Nun, da alles abgemacht ist, brechen wir auf, meine Herren,« sagte der König.
    Epernon verbeugte sich.
    »Ihr kommt mit mir, Herzog!«
    »Was heißt, ich begleite Eure Majestät zu Pferde; so lautet,

Weitere Kostenlose Bücher