Die Fünfundvierzig
bemerkbar zu machen. Um Paris zu verlassen, schlägt jeder einen anderen Weg ein; Herr von Chalabre durch die Porte Bourdelle; Herr von Biran durch die Porte du Temple; Ihr, der Ihr den weitesten Weg zu machen habt, wählt die gerade Straße, nämlich durch die Porte Saint-Antoine.«
»Sehr wohl.«
»Nie übrigen Instruktionen sind in diesen drei Briefen enthalten. Geht!«
Sainte-Maline verbeugte sich und machte eine Bewegung, um wegzugehen.
»Hört noch!« sprach Loignac, »von hier bis zur Croix Faubin reitet so schnell Ihr wollt, doch von der Croix-Faubin bis zur Barriere reitet im Schritt. Ihr habt noch zwei Stunden, bevor es Nacht wird, das ist mehr Zeit, als Ihr braucht.«
»Sehr wohl, Herr von Loignac,«
»Habt Ihr gut begriffen, oder soll ich Euch den Befehl wiederholen?«
»Es ist unnötig, gnädiger Herr.«
»Glückliche Reise, Herr von Sainte-Maline!«
Hierauf kehrte Loignac, seine Sporen schleppend, in die Gemächer zurück.
»Vierzehn bei der ersten Truppe, fünfzehn bei der zweiten und fünfzehn bei der dritten, offenbar rechnet man nicht auf Ernauton, und er gehört nicht mehr zu den Fünfundvierzig,« sagte Sainte-Maline.
Ganz aufgeblasen vor Stolz, besorgte er seinen Auftrag.
Eine halbe Stunde nach seinem Abgang von Vincennes ritt er, alle Instruktionen Loignacs buchstäblich befolgend, durch die Barriere; eine Viertelstunde nachher war er in der Wohnung der Fünfundvierzig.
Da es erst halb sechs Uhr war, so fand Sainte-Maline alle seine Leute noch auf und in der gastronomischsten Stimmung der Welt. Doch mit einem Worte warf er alle ihre Näpfe um.
»Zu Pferde, meine Herren!«, sagte er.
Und er überließ die ganze Genossenschaft der Märtyrer der Verwirrung dieser Maßregel und erklärte den Herren von Biran und von Chalabre den Befehl.
Die einen schoben, während sie ihre Wehrgehänge befestigten und ihre Panzer umschnallten, einige große Bissen in den Mund und befeuchteten sie mit einem gewaltigen Schluck Wein; andere, deren Abendessen weniger weit vorgerückt war, waffneten sich mit Ergebung.
Herr von Chalabre allein behauptete, während er seine Regenkoppel zuschnallte, er habe schon vor mehr als einer Stunde zu Abend gegessen.
Man schritt zum Verlesen. Sainte-Maline mit inbegriffen, antworteten nur Vierundvierzig.
»Herr Ernauton von Carmainges fehlt,« sagte Herr von Chalabre.
Eine tiefe Freude erfüllte das Herz Sainte-Malines und strömte bis zu seinen Lippen zurück, die eine Grimassedes Lächelns bildeten ... eine seltene Erscheinung bei diesem Mann mit dem düsteren, neidischen Temperament.
Die Fünfundvierzig oder vielmehr Vierundvierzig marschierten also ab, jeder Zug auf dem ihm vorgeschriebenen Wege, nämlich Herr von Chalabre mit dreizehn Mann durch die Porte Bourdelle, Herr von Biran mit vierzehn durch die Porte du Temple und Sainte-Maline endlich mit den übrigen vierzehn durch die Porte Saint-Antoine.
Bel-Esbat.
Es bedarf keiner Erwähnung, daß Ernauton, den Sainte-Maline so ganz verloren glaubte, im Gegenteil den unerwarteten Lauf seines aufsteigenden Glückes verfolgte.
Anfangs dachte er natürlich, die Herzogin von Montpensier müßte, sobald sie in Paris wäre, im Hotel Guise sein. Er wandte sich also zuerst dorthin.
Als er, nachdem er an die große Pforte geklopft, die ihm mit äußerster Vorsicht geöffnet wurde, die Ehre einer Zusammenkunft mit der Frau Herzogin von Montpensier verlangte, lachte man ihm zuerst ins Gesicht; da er aber auf seinem Begehren bestand, antwortete man ihm, er müsse wissen, daß Ihre Hoheit in Soissons und nicht in Paris wohne.
Ernauton war auf diese Antwort gefaßt, sie beunruhigte ihn nicht im geringsten.
Als er dann erklärte, der Brief sei vom Herzog von Mayenne, und das Schreiben vorwies, sagte der Diener hastig: »Ich weiß nicht, ob Ihr die Frau Herzogin von Montpensier in Paris oder in der Umgegend von Paris finden werdet, doch habt die Güte, Euch ohne Verzug in ein Haus des Faubourg Saint-Antoine zu begeben, das man Bel-Esbat nennt, und das der Frau Herzogin gehört; Ihr könnt es daran erkennen, daß es, wenn Ihrnach Vincennes geht, das erste linker Hand nach dem Kloster der Jakobiner ist; sicher findet Ihr dort irgendeine Person im Dienste der Frau Herzogin, die Euch sagen kann, wo sich die Frau Herzogin in diesem Augenblick befindet.«
Ernauton machte ein Zeichen mit dem Kopf und wandte sich nach dem Faubourg Saint-Antoine. Er hatte keine Mühe, das an die Priorei der Jakobiner stoßende Haus Bel-Esbat zu
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