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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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sogleich wieder aufzubrechen.«
    »Nach Beaugency?« – Ernauton schaute Mayenne wie ein Mensch an, den dieses Drängen unangenehm berührt. »Nach Paris,« sagte er. Der Herzog schien erstaunt. »Verzeiht,« fuhr er fort, »aber es ist seltsam, daß Ihr, nach Beaugency reitend und durch einen unvorhergesehenen Umstand aufgehalten, das Ziel Eurer Reise verfehlt habt.«
    »Nichts kann einfacher sein,« entgegnete Ernauton, »ich begab mich zu einem Stelldichein. Da mich unser Abenteuer hier anhielt, so verfehlte ich die verabredete Zeit und kehre nun zurück.«
    Mayenne suchte vergeblich auf Ernautons unempfindlichem Gesicht einen andern Gedanken zu lesen, als den seine Worte ausdrückten.
    »Oh!« sagte er endlich, »warum bleibt Ihr nicht einige Tage bei mir! Ich würde meinen Soldaten hier nach Paris schicken, um einen Wundarzt holen zu lassen, denn nicht wahr, Ihr begreift, daß ich nicht allein bei den mir völlig unbekannten Bauern verweilen kann.«
    »Und warum,« entgegnete Ernauton, »sollte nicht Euer Soldat bei Euch bleiben und ich Euch einen Wundarzt schicken?«
    Mayenne zögerte. »Wißt Ihr den Namen meines Feindes?« fragte er. – »Nein,«
    »Wie, Ihr habt ihm das Leben gerettet und er hat Euch nicht einmal seinen Namen gesagt?« – »Ich habe ihn nicht danach gefragt.«
    »Ihr habt ihn nicht danach gefragt?« – »Ich rettete Euch auch das Leben, habe ich Euch deshalb nach dem Eurigen gefragt? Dafür wißt Ihr beide den meinigen.«
    »Ich sehe, daß nichts von Euch zu erfahren ist, und daß Ihr ebenso verschwiegen wie mutig seid.« – »Und ich sehe, daß Ihr diese Worte mit der Absicht eines Vorwurfs aussprecht, und ich bedaure dies; denn in der Tat, was Euch beunruhigt, sollte Euch gerade beruhigen. Man kann nicht verschwiegen gegen einen sein, ohne es gegen den andern zu sein.«
    »Ihr habt recht; Eure Hand, Herr von Carmainges.«
    Ernauton gab ihm die Hand, doch ohne daß irgend etwas in seiner Gebärde andeutete, er wisse, daß er einem Prinzen die Hand reiche.
    »Ihr habt mein Benehmen getadelt,« sagte Mayenne, »ich kann mich nicht rechtfertigen, ohne große Geheimnisse zu enthüllen. Es ist, glaube ich, besser, wenn wir unsere Bekenntnisse nicht weiter treiben.« – »Ihr verteidigt, während ich nicht anklage. Glaubt mir, es steht Euch vollkommen frei, zu sprechen oder zu schweigen.«»Ich danke und schweige. Wißt nur, daß ich ein Edelmann von gutem Hause und in der Lage bin, Euch jedes Vergnügen zu machen.« – »Lassen wir das ruhen, und glaubt mir, daß ich ebenso diskret in Beziehung auf Euren Kredit sein werde, wie ich es hinsichtlich Eures Namens gewesen bin. Bei dem Herrn, dem ich diene, brauche ich niemand.«
    »Welchem Herrn?« fragte Mayenne unruhig, »welchem Herrn, wenn es Euch beliebt?« – »Oh! keine Bekenntnisse mehr! Ihr habt es selbst gesagt.«
    »Das ist richtig,« – »Und dann fängt Eure Wunde an, sich zu entzünden; glaubt mir, sprecht weniger!«
    »Ihr habt recht. Oh! ich sollte notwendig meinen Wundarzt haben.« – »Ich kehre nach Paris zurück, wie ich Euch zu sagen die Ehre hatte; gebt mir seine Adresse!«
    Mayenne machte dem Soldaten ein Zeichen, und dieser näherte sich ihm, dann sprachen sie leise miteinander, wobei sich Ernauton entfernte.
    Nach einigen Minuten der Beratung wandte sich der Herzog nach Ernauton um und sagte: »Herr von Carmainges, Euer Ehrenwort, daß Ihr, wenn ich Euch einen Brief an jemand einhändigte, diesen Brief an die betreffende Person überliefern würdet?« – »Ich gebe es Euch.«
    »Und ich glaube ihm. Ihr seid ein zu wackerer Mann, als daß ich Euch nicht blindlings vertrauen sollte.« Ernauton verbeugte sich. »Ich will Euch einen Teil meines Geheimnisses anvertrauen, ich gehöre, zu den Leibwachen der Frau Herzogin von Montpensier.« – »Ah!« versetzte Ernauton naiv, »die Frau Herzogin von Montpensier hat Leibwachen, das wußte ich nicht.«
    »In diesen unruhigen Zeiten hilft sich jeder, so gut er kann, und da das Haus Guise ein souveränes Haus ist...« – »Ich verlange keine Erklärung; Ihr gehört zu den Leibwachen der Herzogin von Montpensier, das genügt mir.«
    »Nun also, ich hatte den Auftrag, eine Reise nach Umboise zu machen, als ich auf dem Wege meinem Feinde begegnete. Das übrige wißt Ihr.« – »Ja.«
    »Durch diese Wunde aufgehalten, bin ich der Herzogin Rechenschaft über die Ursache meines Zögerns schuldig.« – »Das ist richtig.«
    »Ihr habt also wohl die Güte, ihr eigenhändig den

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