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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Überzeugung allein vermochte ihn ein wenig zu beruhigen.
    Heinrich hatte alle stumm angehört; plötzlich erwachteer aus seiner Träumerei, hob den Kopf empor und sagte im Tone des Befehls: »Meine Herren; hört, was zu tun ist. Wir haben dreitausend Mann und zwei erwartet Ihr, Mornay? Das macht fünftausend Mann. Bei einer regelmäßigen Belagerung wird man uns in zwei Monaten an fünfzehnhundert töten; dies wird die anderen entmutigen, und wir werden die Belagerung aufheben und uns fechtend zurückziehen müssen; auf unserem Rückzug werden wir abermals tausend Mann verlieren, was die Hälfte unserer Streitkräfte ist. Opfern wir sogleich fünfhundert Mann und nehmen Cahors.«
    »Wie ist das zu verstehen?« fragte Mornay.
    »Mein lieber Freund, wir marschieren gerade auf das Tor zu, das uns am nächsten liegt. Wir werden einen Graben auf unserem Wege finden; wir füllen ihn mit Faschinen; wir lassen zweihundert Mann auf dem Platz, – doch wir erreichen das Tor.«
    »Dann, Sire?«
    »Dann sprengen wir das Tor mit Petarden und stellen uns fest... das ist nicht sehr schwierig.«
    Chicot schaute Heinrich ganz erschrocken an.
    »Ja,« brummte er, »Prahler und Großsprecher, so ist mein Gaskogner; wirst du die Petarde unter das Tor legen?«
    In diesem Augenblick fügte der König hinzu, als ob er Chicots leise Bemerkung gehört hätte: »Verlieren wir keine Zeit, meine Herren, das Mahl würde kalt werden, vorwärts, und wer mich liebt, folgt mir!«

König Heinrich von Navarra im Feuer.
    Die kleine Armee rückte bis auf zwei Büchsenschüsse zur Stadt vor; hier frühstückte man. Dann wurden den Offizieren und Soldaten zwei Stunden Rast bewilligt.Es war bereits drei Uhr nachmittags, als der König die Offiziere unter sein Zelt rufen ließ.
    Heinrich war sehr bleich, und während er eine Ansprache hielt, zitterten seine Hände sichtbar.
    »Meine Herren,« sagte er, »wir sind gekommen, um Cahors zu nehmen; wir müssen also Cahors nehmen, da wir zu diesem Behufe gekommen sind; doch wir müssen es mit Gewalt nehmen, mit Gewalt, versteht ihr wohl, indem wir mit Fleisch durch Eisen und Holz brechen. Der Herr Marschall von Biron, der geschworen hat, alle Hugenotten bis auf den letzten henken zu lassen, liegt fünfundvierzig Meilen von hier im Feld. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist zu dieser Stunde schon ein Bote von Herrn von Besins an ihn abgeschickt worden; in vier bis fünf Tagen wird er uns auf dem Rücken sein; er hat zehntausend Mann bei sich, und wir sind dann zwischen der Stadt und ihm eingeschlossen. Nehmen wir also Cahors, ehe er ankommt, und wir werden ihn sodann empfangen, wie Herr von Besins sich anschickt, uns zu empfangen, doch hoffentlich mit besserem Glück; andernfalls wird er wenigstens gute katholische Balken haben, um die Hugenotten daran zu hängen, und wir sind ihm diese Genugtuung schuldig; vorwärts, drauf, drauf, meine Herren; ich will mich an eure Spitze stellen, und Streiche, Ventre-saint-gris, als ob es hagelte!«
    Dies war die ganze königliche Anrede; doch sie genügte, wie es scheint, denn die Soldaten antworteten darauf mit enthusiastischem Gemurmel und die Offiziere mit wütenden Bravos.
    Die kleine Armee brach unter Mornays Kommando auf, um ihre Stellung zu nehmen. In dem Augenblick, als sie sich in Marsch setzte, kam der König auf Chicot zu und sagte zu ihm: »Verzeih', Freund Chicot, ich habe dich getäuscht, als ich von der Jagd, von Wölfen und von anderen Possen sprach; aber ich mußte dies tun, und es ist auch deine Ansicht, da du es mir rundheraus sagtest; König Heinrich will mir offenbar die Mitgift seiner Schwester Margotnicht bezahlen, und Margot heult, Margot weint, um ihr liebes Cahors zu bekommen; man muß tun, was die Frau will, um den Frieden in der Ehe zu haben.«
    »Warum hat sie nicht den Mond von Euch verlangt, da Ihr ein so guter Gatte seid?« versetzte Chicot, durch die königlichen Scherze gereizt.
    »Ich hätte es auch versucht, Chicot,« erwiderte der Bearner, »ich liebe sie so sehr, die teure Margot.« – »Oh! Ihr habt schon genug mit Cahors, und wir werden sehen, wie Ihr das angreift.«
    »Ah! das ist es gerade, worauf ich kommen wollte; höre mich, Freund Chicot, der Augenblick ist entscheidend und besonders unangenehm. Ja, ich bilde mir nicht viel auf mein Schwert ein; ich bin nicht tapfer, und die Natur empört sich in mir bei jedem Büchsenschuß; Chicot, mein Freund, spotte nicht zu sehr über den armen Bearner, deinen Landsmann und deinen Freund; wenn

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