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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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»Ventre-saint-gris! du sollst mir gehören, Chicot; du sollst mit mir leben, mit mir sterben, mein Sohn. Mein Dienst ist gut wie mein Herz.«
    »Sire,« erwiderte Chicot, »ich habe nur einen Dienst in dieser Welt, den meines Fürsten. Ach! sein Glanz ist im Abnehmen, doch ich werde dem Mißgeschick treu sein, nachdem ich das Glück geringgeschätzt habe. Laßt mich also meinem König dienen und ihn lieben, solange er lebt; ich werde bald allein mit ihm sein, beneidet ihn nicht um seinen letzten Diener!«
    »Chicot,« sagte Heinrich, »ich nehme Euch das Versprechen ab, hört Ihr! Ihr seid mir teuer und heilig, und nach Heinrich von Frankreich werdet Ihr Heinrich von Navarra zum Freund haben.«
    »Ja, Sire,« antwortete Chicot ganz einfach, indem er dem König ehrerbietig die Hand küßte.
    »Ihr seht nun, mein Freund,« sagte der König, »Cahors gehört uns. Herr von Besins wird alle seine Leute hier töten lassen, doch ich werde alle meine Leute eher töten lassen, als daß ich zurückweiche.«
    Die Drohung war unnötig, und Heinrich brauchte nicht länger auszuharren; seine Truppen hatten unter Turenne die Garnison überwältigt, Herr von Besins war gefangengenommen. Die Stadt ergab sich.
    Heinrich nahm Chicot bei der Hand und führte ihn in ein völlig brennendes und von Kugeln durchlöchertes Haus, das ihm als Hauptquartier diente, und hier diktierte er Herrn von Mornay einen Brief, den Chicot dem König von Frankreich überbringen sollte.
    Dieser Brief war in schlechtem Lateinisch abgefaßt und endigte mit Worten, die etwa besagten: »Was Ihr mir gesagt habt, ist mir sehr nützlich gewesen. Ich kenne meine Getreuen, lernt die Eurigen kennen. Chicot wird Euch das übrige sagen.«
    »Und nun, Freund Chicot,« fuhr Heinrich fort, »umarmt mich, beschmutzt Euch aber nicht, denn, Gott verzeihe mir, ich bin blutig wie ein Schlächter. Ich würde Euch einen Teil von meinem Wildbret bieten, wenn ich wüßte, daß Ihr es annähmet, aber ich sehe in Euren Augen eine Weigerung. Doch hier ist mein Ring, nehmt ihn, ich will es; und dann Gott befohlen, ich halte Euch nicht mehr zurück; reitet eilig gen Frankreich, Ihr werdet bei Hofe Glück machen, wenn Ihr erzählt, was Ihr gesehen habt.«
    Chicot nahm den Ring an sich und brach auf. Er brauchte drei Tage, um sich zu überzeugen, daß er nicht geträumt habe und nicht in Paris vor den Fenstern seines Hauses erwachen werde, wo Herr von Joyeuse Serenaden gebe.

Im Louvre.
    Nachdem König Heinrich bei Vincennes so mutig der Gefahr getrotzt hatte, kehrte er in den Louvre zurück, ohne ein Wort zu sagen, betete ein wenig länger als gewöhnlich und vergaß, einmal Gott hingegeben, so groß war seine Inbrunst, den wachsamen Offizieren und den ergebenen Garden, mit deren Hilfe er der Gefahr entgangen war, zu danken. Dann legte er sich zu Bette, wobei er seine Kammerdiener durch die Schnelligkeit, mit der er seine Toilette machte, in Erstaunen setzte; es war, als hätte er Eile, einzuschlafen, um am andern Morgen seine Gedanken frischer und klarer wiederzufinden.
    Epernon, der letzte von allen im Zimmer des Königs, ging in sehr übler Laune weg, da er sah, daß kein Dank kam.
    Und Loignac, der vor dem Samtvorhang der Tür stand, wandte sich, als Herr von Epernon, ohne ein Wörtchen zu sprechen, vorüberging, ungestüm gegen die Fünfundvierzig um und sagte: »Der König bedarf euer nicht mehr, meine Herren, geht zu Bette!«
    Um zwei Uhr morgens schliefen alle im Louvre.
    Das Geheimnis des Abenteuers war getreulich bewahrt und nirgends ruchbar geworden. Die guten Bürger von Paris schnarchten also gewissenhaft, ohne zu vermuten, Wie nahe sie der Thronbesteigung einer neuen Dynastie gewesen waren.
    Heinrich, dessen Erwachen viele Leute ungeduldig erwarteten, um zu wissen, was sie hoffen durften, nahm am andern Morgen vier Tassen Bouillon in seinem Bett, statt der zwei, die er gewöhnlich trank, und ließ die Herren von O und von Villequier wissen, sie hätten in seinem Zimmer an der Abfassung eines neuen Finanzediktes zu arbeiten.
    Der König hatte zu unterzeichnen, er unterzeichnete; erhatte Vorträge zu hören, er hörte, wobei er die Augen auf eine so natürliche Weise schloß, daß man unmöglich wissen konnte, ob er hörte oder schlief. Endlich schlug es drei Uhr nachmittags.
    Der König ließ Herrn von Epernon rufen. Man antwortete ihm, der Herzog lasse die Chevaulegers Revue passieren.
    Er verlangte nach Loignac. Man antwortete ihm, Loignac probiere limousinische

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