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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Ernautons.
    »Ruhe, Friede, Friede!« riefen alle Stimmen, »auf die Versöhnung von Carmainges und Sainte-Maline!«
    Carmainges benutzte das Zusammenstoßen der Gläser, und den Lärm aller Stimmen, neigte sich gegen Sainte-Maline und sagte zu ihm, ein Lächeln auf den Lippen, damit niemand den Sinn der Worte, die er an ihn richtete, erraten könnte: »Herr von Sainte-Maline, das ist das zweitemal, daß Ihr mich beleidigt, ohne mir Genugtuung zu geben, nehmt Euch in acht, bei der dritten Beleidigung schlage ich Euch tot wie einen Hund.«
    »Tut das, wenn Ihr es recht findet,« erwiderte Sainte-Maline, »denn so wahr ich ein Edelmann bin, ich würde dasselbe tun.«
    Und die beiden Todfeinde stießen die Gläser zusammen, wie es nur die besten Freunde hätten tun können.

Was in dem geheimnisvollen Haufe vorfiel.
    Während dieser Ereignisse im » Kühnen Ritter « fand eine ungewöhnliche Bewegung in dem geheimnisvollen Hause statt, das unsern Lesern bisher nur von außen bekannt ist.
    Der Diener mit der kahlen Stirn ging von einem Zimmer in das andere und holte gepackte Gegenstände, die er in eine Reisekiste verschloß. Sodann lud er eine Pistole und ließ einen breiten Dolch in seiner Scheide spielen, worauf er ihn mittels eines Ringes an die Kette, die ihm als Gürtel diente, hing, und an der er noch seine Pistole, einen Bund Schlüssel und ein Gebetbuch in schwarzem Thagrin befestigte.
    Während er hiermit beschäftigt war, streifte ein Tritt, so leicht wie der eines Schatten, den Boden des zweiten Stockes und glitt die Treppe hinab. Plötzlich erschien eine Frau, bleich und einem Gespenste ähnlich unter den Falten ihres weißen Schleiers, auf der Türschwelle, und eine Stimme, so sanft und traurig wie der Gesang eines Vogels in der Tiefe des Waldes, machte sich hörbar.
    »Remy,« sagte diese Stimme, »seid Ihr bereit?« – »Ja, gnädige Frau, und ich erwarte zu dieser Stunde nur noch Eure Kassette.«
    »Glaubt Ihr, diese Kassetten werden sich leicht unseren Pferden aufladen lassen?« – »Ich stehe dafür, gnädige Frau. Wenn Euch dies übrigens nur im geringsten beunruhigt, so können wir die meinige hier lassen; habe ich denn dort nicht alles, was ich brauche?«
    »Nein, Remy, nein, unter keiner Bedingung darf Euch das Nötigste auf der Reise fehlen, und dann, wenn wir auch dort sind, werden alle Bedienten, da der arme Greis krank ist, um diesen beschäftigt sein. Oh! Remy, es drängt mich, zu meinem Vater zu kommen; ich habe traurige Ahnungen, und es ist mir, als hätte ich ihn seit einemJahrhundert nicht gesehen.« – »Ihr habt ihn doch erst vor drei Monaten verlassen, und der Zwischenraum zwischen dieser Reise und der letzten ist nicht größer als der zwischen den andern.«
    »Remy, habt Ihr, der Ihr Arzt seid, nicht selbst zugestanden, als wir ihn das letzte Mal verließen, mein Vater habe nicht mehr lange zu leben?« – »Ja, allerdings, doch dies war keine Weissagung, sondern ich drückte damit nur eine Furcht aus; Gott vergißt zuweilen die Greise, und sie leben – es klingt seltsam – durch die Gewohnheit zu leben; mehr noch, zuweilen ist der Greis wie ein Kind heute krank, morgen wieder völlig munter.«
    »Ach! Remy, und wie das Kind ist auch der Greis heute munter und morgen tot.« –
    Remy erwiderte nichts, denn es konnte keine beruhigende Antwort aus seinem Munde kommen, und ein düsteres Schweigen folgte einige Minuten lang auf das mitgeteilte Gespräch.
    »Auf welche Stunde habt Ihr die Pferde bestellt, Remy?« fragte nach einer Weile die geheimnisvolle Dame. – »Auf zwei Uhr nach Mitternacht.«
    »Ein Uhr hat geschlagen?« – »Ja, gnädige Frau.«
    »Niemand lauert draußen, Remy?« – »Niemand.«
    »Nicht einmal der unglückliche junge Mann?« – »Nicht einmal er.«
    »Ihr sagt mir das so seltsam, Remy?« – »Weil er auch einen Entschluß gefaßt hat.«
    »Welchen?« fragte die Name bebend. – »Den, Euch nicht mehr zu sehen oder es wenigstens nicht mehr zu versuchen, Euch zu sehen.«
    »Und wohin geht er?« – »Wohin wir alle gehen, zur Ruhe.«
    »Gott verleihe ihm die ewige Ruhe,« erwiderte die Name mit einer Stimme, so ernst und kalt wie eine Totenglocke, »und dennoch ...« sie hielt inne. – »Dennoch?« versetzte Remy.»hat er nichts auf dieser Welt zu tun?« – »Er hätte zu lieben, wenn man ihn geliebt hätte.«
    »Ein Mann von seinem Namen, von seinem Rang und seinem Alter müßte auf die Zukunft rechnen.«–»Zählt Ihr darauf, die Ihr ihn Eurem Alter,

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