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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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haben, wie ihr, meine Herren, nicht euresgleichen habt, wenn ihr im freien Feld die Zugänge eurer Stadt verteidigt.«
    Die Stirn der Flamländer strahlte.
    »Was sagte ich, meine Herren?« fragte der Schweigsame.
    »Es ist eine große Ehre für mich,« sagt? der Unbekannte, »wenn ich, ohne es zu wissen, derselben Ansicht gewesen bin, wie der erste Feldherr seines Jahrhunderts.«
    Beide verbeugten sich höflich.
    »Das ist also abgemacht,« fuhr der Unbekannte fort, »ihr macht einen wütenden Ausfall auf die Infanterie und die Kavallerie. Ich hoffe, eure Offiziere werden diesen Ausfall so führen, daß ihr die Belagernden zurückwerft.«
    »Aber ihre Schiffe, ihre Schiffe,« sagte der Bürgermeister,»sie werden unsere Sperrung bezwingen und, da der Wind Nordwest ist, in zwei Stunden in der Stadt sein.«
    »Ihr habt selbst sechs alte Schiffe und dreißig Barken in Sainte-Marine, eine Stunde von hier, nicht wahr? Das ist Eure Seebarrikade, das ist Eure Kette, die die Schelde schließt.« – »Ja, Monseigneur, so ist es. Woher wißt Ihr dies alles?«
    Der Unbekannte lächelte.
    »Ich weiß es, wie Ihr seht,« sagte er, »dort ruht das Schicksal der Schlacht.«
    »Nanu muß man unsern braven Seeleuten Verstärkung schicken,« sagte der Bürgermeister.
    »Im Gegenteil, Ihr könnt noch über vierhundert Mann verfügen, die dort waren; zwanzig verständige, brave, ergebene Leute werden genügen.«
    Die Antwerpener rissen die Augen weit auf.
    »Wollt ihr die ganze französische Flotte auf Kosten eurer sechs alten Schiffe und eurer dreißig alten Barken zerstören?« fragte der Unbekannte. – »Hm!« machten die Antwerpener, indem sie einander anschauten, »unsere Schiffe und Barken sind nicht so gar alt.«
    »Nun, so schätzt sie, man wird euch ihren Wert bezahlen.«
    »Seht,« sagte ganz leise der Schweigsame zum Unbekannten, »das sind die Menschen, mit denen ich jeden Tag zu kämpfen habe. Oh! wären es nur die Ereignisse, die hätte ich längst überwunden.«
    »Sprecht, meine Herren,« sagte der Unbekannte, indem er seine Hand an seine strotzende lederne Tasche legte, »schätzt rasch! Ihr sollt in Wechseln auf euch selbst bezahlt werden, die ihr hoffentlich gut finden werdet.« – »Monseigneur,« sagte der Bürgermeister, nachdem er sich einen Augenblick mit den hochmögenden Herren beraten hatte, »wir sind Kaufleute und keine Männer vom hohen Adel, Ihr müßt uns also ein gewisses Zögern vergeben, denn seht Ihr, unsere Seele ist nicht in unserem Körper, sondernin unsern Kontoren. Doch es gibt gewisse Umstände, wo wir für das allgemeine Beste Opfer zu bringen wissen. Verfügt also über unsere Schiffe, wie es Euch gut dünkt.«
    »Wahrhaftig, Monseigneur,« sagte der Schweigsame, »Ihr wißt das gut zu machen; ich hätte sechs Monate gebraucht, um von ihnen zu erlangen, was Ihr in zehn Minuten erreicht habt.«
    »Ich verfüge also über eure Sperrung, doch hört, wie ich darüber verfüge: Die Franzosen werden den Durchgang zu erzwingen suchen. Ich verdopple die Ketten der Sperrung, indem ich ihnen genug Länge lasse, daß die Flotte mitten zwischen eure Barken und eure Schiffe einfährt. Dann schleudern von euren Barken und euren Schiffen die zwanzig Tapfern, die ich zurückgelassen, Schiffshaken, und wenn sie diese Schiffshaken geworfen haben, entfliehen sie, nachdem sie zuvor eure mit entzündbaren Stoffen beladene Sperrung in Brand gesteckt.«
    »Und ihr versteht,« rief der Schweigsame, »die ganze französische Flotte verbrennt.«
    »Ja, die ganze,« sagte der Unbekannte; »dann kein Rückzug mehr zur See, dann kein Rückzug mehr durch die Polder, denn ihr laßt die Schleusen von Mecheln, von Berchem, von Lier, von Düffel und von Antwerpen los. Zuerst von euch zurückgetrieben, dann von euren durchbrochenen Dämmen verfolgt, von allen Seiten eingeschlossen, von der unerwarteten, stets wachsenden Flut, von dem Meer, das nur eine Strömung und keine Gegenströmung hat, werden die Franzosen ertränkt, vernichtet sein.«
    Die Offiziere stießen einen Freudenschrei aus.
    »Es ist nur eine Schwierigkeit hierbei,« sagte der Prinz.
    »Welche, Monseigneur?« fragte der Unbekannte.
    »Man hätte einen ganzen Tag nötig, um die Befehle an die verschiedenen Städte gelangen zu lassen, und wir haben nur eine Stunde.« – »Eine Stunde genügt.«»Aber wer wird die Flotille benachrichtigen?« – »Sie ist benachrichtigt.«
    »Durch wen?« – »Durch mich. Hätten sich diese Herren geweigert, mir sie zu geben,

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