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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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beschützen.« Und er riß die Agraffen seines Helmes auf, schleuderte ihn weit von sich und entblößte seinen edlen, schönen Kopf, dessen Augen von Kraft, Stolz und Jugend glänzten.
    Statt das gegebene Beispiel zu befolgen, stieß der Reiter mit der schwarzen Rüstung ein dumpfes Gebrüll aus und erhob sein Schwert über diesem entblößten Haupt.
    »Ah!« rief Joyeuse, während er parierte, »ich sagte es wohl, du bist ein Verräter und sollst als Verräter sterben.«
    Und ihn hart bedrängend, versetzte er ihm hintereinander zwei bis drei Stöße mit der Schwertspitze, von denen einer durch eine Öffnung des Helmvisiers eindrang.
    »Oh! ich werde dich töten,« sagte der junge Mann, »und dir den Helm entreißen, der dich beschützt und so gut verbirgt, und dann am ersten Baum aufhängen, den ich an der Straße finde.«
    Der Unbekannte wollte einen Gegenstoß tun, als ein Kavalier, der eben zu ihm herangeritten war, sich an sein Ohr neigte und zu ihm sagte: »Monseigneur, kein Scharmützel mehr, Eure Gegenwart ist dort ersprießlicher.«
    Der Unbekannte folgte mit den Augen der von der Hand des andern angegebenen Richtung und sah die Flamländer vor der kalvinistischen Kavallerie zögern.
    »In der Tat,« sagte er mit düsterem Tone, »dort sind, die ich suchte.«
    In diesem Augenblick fiel eine Welle von Reitern über Joyeuses Matrosen her, die, müde, ohne Unterlaß mit ihren Riesenwaffen zu schlagen, den ersten Schritt rückwärts machten. Der schwarze Reiter benutzte diese Bewegung, um im Gemenge und in der Dunkelheit zu verschwinden. ....
    Eine Viertelstunde nachher wichen die Franzosen auf allen Punkten und suchten sich zurückzuziehen, ohne zu fliehen. Herr von Saint-Aignan ergriff alle Maßregeln für einen Rückzug in guter Ordnung. Doch eine neue Truppe von fünfhundert Pferden und zweitausend Mann Fußvolk rückte ganz frisch aus der Stadt hervor und fiel über die schon ermattete Armee her. Es waren die alten Banden des Prinzen von Oranien, die nach und nach gegen den Herzog von Alba, gegen Don Juan, gegen Requesens und gegen Alexander Farnese gestritten hatten.
    Da mußte man sich entschließen, das Schlachtfeld zu verlassen und seinen Rückzug zu Land zu nehmen, da die Flotte, auf die man eintretendenfalls rechnete, zerstört war. Trotz der Kaltblütigkeit der Führer, trotz der Tapferkeitder Mehrzahl begann eine Flucht in gräßlicher Unordnung.
    In diesem Augenblick fiel der Unbekannte mit seiner Reiterei über die Flüchtlinge her und traf abermals bei der Nachhut Joyeuse mit seinen Matrosen, von denen er zwei Drittel auf dem Schlachtfelde zurückgelassen hatte.
    Der junge Admiral ritt sein drittes Pferd, da ihm die andern getötet worden waren. Sein Schwert war zerbrochen, und er hatte aus den Händen eines verwundeten Matrosen eine von den gewichtigen Enteräxten genommen, die er mit derselben Leichtigkeit um sein Haupt schwang, mit der ein Schleuderer seine Schleuder schwingt. Von Zeit zu Zeit wandte er sich um und machte Front, wie ein Keiler, der sich nicht zur Flucht entschließen kann und in Verzweiflung gegen den Jäger umkehrt.
    Die Flamländer, die gemäß der Ermahnung dessen, den sie Monseigneur nannten, ohne Panzer kämpften, waren leicht und behend in der Verfolgung, und gaben der französischen Armee nicht eine Sekunde Rast. Etwas wie ein Gewissensvorwurf oder wenigstens wie ein Zweifel erfaßte das Herz des Unbekannten diesem großen Unglück gegenüber.
    »Genug, meine Herren, genug,« sagte er in französischer Sprache zu seinen Leuten; »sie sind diesen Abend von Antwerpen vertrieben und werden in acht Tagen aus Flandern vertrieben sein; verlangen wir nicht mehr vom Gott der Heere.«
    »Ah! es war ein Franzose, es war ein Franzose,« rief Joyeuse, »ah! ich hatte es vermutet, Verräter, ah! sei verflucht, und möchtest du den Tod der Verräter sterben!«
    Diese wütende Verwünschung schien den Mann zu entmutigen, den tausend gegen ihn erhobene Schwerter nicht hatten einschüchtern können; er wandte sein Pferd, und der Sieger floh beinahe ebensoschnell, wie die Besiegten. Doch dieser Rückzug eines einzigen änderte nichts an der Lage der Dinge; die Furcht ist ansteckend, sie hatte die ganzeArmee ergriffen, und unter dem Gewichte eines wahnsinnigen Schreckens fingen die Soldaten an, in Verzweiflung zu fliehen.
    Die Pferde belebten sich trotz der Müdigkeit, denn auch sie schienen unter dem Einfluß der Angst zu stehen; die Mannschaft zerstreute sich, um Zufluchtsorte zu

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