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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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vermuten sollen, daß wir Paris verlassen haben und uns auf dieser Straße befinden?«
    »Woher wußte er, Remy, daß wir unsere Wohnung in Paris veränderten?« – »Nein, nein, Madame, er ist uns nicht gefolgt und hat uns nicht folgen lassen, und ich habe, wie ich Euch dort sagte, starke Gründe zu glauben, daß er einen verzweifelten Entschluß gefaßt hat.«
    »Ach! Remy, jeder trägt seinen Teil Leiden auf dieser Erde; Gott erleichtere die dieses armen Jünglings.«
    Remy antwortete mit einem Seufzer auf den Seufzer seiner Gebieterin, und sie setzten ihre Reise fort, ohne ein anderes Geräusch, als das der Tritte ihrer Pferde auf der schallenden Straße.
    So vergingen zwei Stunden. In dem Augenblick, als unsere Reisenden in Vilvorde einritten, drehte Remy lebhaft den Kopf um. Er hatte den Galopp eines Pferdes bei der Biegung der Straße gehört. Er hielt an, horchte, sah aber nichts. Seine Augen suchten vergebens die Tiefe der Nacht zu durchdringen, doch da kein anderes Geräusch die feierliche Stille unterbrach, ritt er mit seiner Gefährtin in den Flecken ein.
    »Madame,« sagte er, »es wird bald Tag werden; wenn Ihr meinem Rate folgen wollt, halten wir hier an; die Pferde sind müde, und Ihr bedürft der Ruhe.«
    »Remy,« entgegnete die Dame, »vergebens wollt Ihr mir verbergen, was Ihr empfindet, Remy, Ihr seid unruhig....« – »Ja, über Eure Gesundheit, Madame; glaubt mir, eine Frau vermag solche Drangsale nicht zu ertragen, und ich bin kaum selbst....«
    »Tut, was Euch beliebt, Remy.« – »Nun, so reitetin dieses Gäßchen, an dessen Ende ich die erlöschende Laterne eines Wirtshauses erblicke; es ist das Zeichen, woran man die Wirtshäuser erkennt; ich bitte, beeilt Euch!«
    »Ihr habt also etwas gehört?« – »Ja, etwas wie den Hufschlug eines Pferdes. Wohl glaube ich, daß ich mich getäuscht habe; aber jedenfalls bleibe ich einen Augenblick zurück, um mich zu versichern, ob ich richtig oder falsch gehört.«
    Remy ließ die Dame an sich vorbeireiten, stieg ab und warf seinem Pferde den Zügel auf den Hals; es folgte natürlich dem seiner Gefährtin. Er selbst wartete gebückt hinter einem riesigen Weichstein.
    Während die Dame zum Wirtshaus ritt und dort eintrat, lauerte Remy aus seinem Versteck auf den Reisenden, dessen Pferd er hatte galoppieren hören. Er sah ihn, aufmerksam horchend, in den Flecken reiten; bei dem Gäßchen angelangt, erblickte der Reisende die Laterne, und er schien zu zögern, ob er weiter reiten oder sich nach dieser Seite wenden sollte. Zwei Schritte von Remy, der auf seiner Schulter den Atem des Pferdes fühlte, hielt er an.
    Remy legte die Hand an sein Messer. »Er ist es,« brummte er, »er folgt uns abermals... Was will er von uns?«
    Der Reisende kreuzte seine Arme über seiner Brust, während sein Roß, den Hals ausgestreckt, angestrengt schnaufte.
    »Sie sind weiter geritten, folgen wir ihnen,« sagte er nach einer Weile gespannten Horchens mit halber Stimme. Und er ließ seinem Pferde wieder die Zügel und setzte seinen Weg fort.
    »Morgen schlagen wir eine andere Straße ein,« sagte Remy zu sich selbst. Und er eilte seiner Gefährtin nach, die ihn ungeduldig erwartete.
    »Nun,« fragte sie ganz leise, »folgt man uns?« – »Niemand; ich täuschte mich; nur wir sind auf der Straße, und Ihr könnt in vollkommener Sicherheit schlafen.«
    »Oh! ich habe keinen Schlaf, Remy, – Ihr wißtes wohl.« – »Aber Ihr werdet wenigstens zu Nacht essen, denn Ihr habt schon gestern nichts gegessen.«
    »Gern, Remy.«
    Man weckte zum zweiten Male die Magd, die ihnen kaltes Fleisch, eingemachte Früchte und Löwener Bier brachte. Die Magd blieb, weiterer Befehle gewärtig, stehen und sah staunend, wie mäßig die Reisenden den Speisen zusprachen, wie sie es bei ihren flämischen Landsleuten noch nie gesehen hatte.
    »Sage mir, mein Kind,« fragte sie Remy, »gibt es einen Seitenweg von hier nach Mecheln?« – »Ja, mein Herr, aber er ist sehr schlecht; während es eine vortreffliche Landstraße gibt.«
    »Ich weiß es; doch ich muß auf dem andern Wege reisen.« – »Mein Herr, ich muß Euch warnen; da Eure Gefährtin eine Frau ist, so wird für sie besonders der Weg doppelt schlecht sein.«
    »Warum?« – »Weil in dieser Nacht viele Landleute durch die Gegend kommen, um nach Brüssel zu ziehen.«
    »Nach Brüssel?« – »Ja, sie wandern für den Augenblick aus.«
    »Warum wandern sie aus?« – »Ich weiß es nicht, es ist so der Befehl.«
    »Der Befehl von

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