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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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in Flammen stehende Flotte und zweihundert verbrannte oder ertränkte Kameraden zu rächen. Sie stellten sich nicht in Schlachtordnung, sondern stürzten auf die erste Gruppe los, die sie an ihrer Sprache und ihrer Tracht als feindlich erkannten, und niemand handhabt besser als Joyeuse sein langes Schlachtschwert; sein Faustgelenk dreht sich wie ein stählernes Rad, und jeder Hieb spaltet einen Schädel, jeder Stoß durchbohrt einen Mann.
    Die flämische Gruppe, über die Joyeuse herfiel, wurde verzehrt wie ein Getreidekorn von einer Legion von Ameisen, und trunken durch diesen ersten Sieg, drangen die Matrosen vorwärts.
    Während sie aber Boden gewannen, verlor ihn die kalvinistische Kavallerie allmählich; doch die Infanterie kämpfte fortwährend Leib an Leib mit den Flamländern.
    Der Herzog von Anjou hatte den Brand der Flotte wie einen entfernten Schein erschaut, er hatte den Donner der Kanonen und das Krachen der zerspringenden Schiffe gehört, ohne etwas anderes zu ahnen als einen erbitterten Kampf, der auf dieser Seite natürlich durch den Sieg Joyeuses enden müsse. Er erwartete daher jeden Augenblick eine Abziehung des Feindes durch Joyeuse, als manihm plötzlich meldete, die Flotte sei zerstört, und Joyeuse und seine Matrosen griffen mitten unter den Flamländern an.
    Nun erfaßte den Prinzen eine große Unruhe; die Flotte bedeutete den Rückzug und folglich die Sicherheit der Armee. Er schickte an die kalvinistische Reiterei den Befehl ab, einen neuen Angriff zu versuchen, und die erschöpften Reiter und Pferde sammelten sich, um sich abermals auf die Antwerpener zu stürzen.
    Mitten unter dem Gemenge hörte man die Stimme des Herrn von Joyeuse rufen: »Haltet fest, Herr von Saint-Aignan, Frankreich! Frankreich!«
    Und wie ein Mäher, der ein Kornfeld angreift, schwang er sein Schwert in der Luft, ließ es niedersinken und legte seine Menschenernte zu seinen Füßen; der schwache Günstling, der zarte Sybarit schien mit seinem Panzer die fabelhafte Stärke des Herkules angelegt zu haben. Und die Infanterie faßte wieder Mut und kehrte mit neuer Anstrengung, wie die Reiterei, in den Kampf zurück.
    Da aber ritt der Mann, den man Monseigneur nannte, auf einem schönen Rappen aus der Stadt. Er trug eine schwarze Rüstung, nämlich Helm, Armschienen, Panzer und Beinschienen von poliertem Stahl, und es folgten ihm fünfhundert Reiter auf vortrefflichen Pferden, die der Prinz von Oranien zu seiner Verfügung gestellt hatte. Er eilte dahin, wo das größte Gedränge stattfand; dahin, wo Joyeuse mit seinen Matrosen kämpfte. Die Flamländer erkannten ihn, traten vor ihm auf die Seite und riefen freudig: »Monseigneur! Monseigneur!« Joyeuse und seine Matrosen fühlten, wie der Feind auf die Seite wich, sie hörten dieses Geschrei und fanden sich plötzlich dieser neuen Truppe gegenüber, die unversehens und wie durch einen Zauber vor ihnen erschien.
    Joyeuse trieb sein Pferd gegen den schwarzen Reiter, und beide trafen mit finsterer Erbitterung aufeinander. Bei dem ersten Zusammenschlagen ihrer Schwerter entwickeltesich eine Garbe von Funken. Auf die Festigkeit seiner Rüstung und auf seine Gewandtheit in der Fechtkunst vertrauend, führte Joyeuse mächtige Streiche, die geschickt pariert wurden. Zugleich traf ihn das Schwert seines Gegners auf die volle Brust, glitt auf dem Panzer hin, drang durch den Zwischenraum der Rüstung ein; und es spritzten ein paar Tropfen Blut aus seiner Schulter.
    »Ah!« rief der junge Admiral, als er die Spitze des Schwertes fühlte, »dieser Mann ist ein Franzose, mehr noch, er hat das Fechten unter demselben Meister gelernt wie ich.«
    Bei diesen Worten sah man, wie der Unbekannte sich abwandte und sich auf einen andern Punkt zu werfen suchte.
    »Wenn du ein Franzose bist, so bist du ein Verräter,« rief ihm Joyeuse zu, »denn du kämpfst gegen deinen König, gegen dein Vaterland, gegen deine Fahne.«
    Der Unbekannte antwortete nur, indem er sich umwandte und Joyeuse wütend angriff. Aber diesmal war Joyeuse gewarnt und wußte, mit welchem geschickten Degen er es zu tun hatte. Er parierte hintereinander drei bis vier Streiche, die mit ebensoviel Geschicklichkeit wie Wut, mit ebensoviel Kraft wie Nachdruck geführt wurden.
    Der Unbekannte machte nun eine Bewegung des Rückzugs.
    »Halt!« rief ihm der junge Mann zu, »seht, was man tut, wenn man sich für sein Vaterland schlägt; ein reines Herz und ein redlicher Arm genügen, um einen Kopf ohne Helm, eine Stirn ohne Visier zu

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