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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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auswähle, kann ich tun, was ich will.« – »Es sei, Gendarmen von Aunis.«
    »Wann soll ich aufbrechen?« – »Auf der Stelle. Nur läßt du der Mannschaft eine Ration, den Pferden zwei Tagesrationen geben. Erinnere dich, daß ich schnelle und sichere Nachrichten zu haben wünsche.«
    »Ich gehe, mein Bruder, hast du noch einen geheimen Befehl?«
    »Laß nichts vom Tod des Herzogs verlauten. Übertreibe meine Streitkräfte, und wenn du den Körper des Prinzen findest, laß ihn, obgleich er ein böser Mensch und schlechter General war, da er zum Hause Frankreich gehörte, in eine eichene Kiste legen und durch deine Gendarmen zurücktragen, damit man ihn in Saint-Denis beerdigen kann.«
    Henri nahm die Hand seines älteren Bruders, um sie zu küssen, doch dieser schloß ihn in seine Arme.
    »Du versprichst mir noch einmal,« sagte Joyeuse, »daß dies keine List ist, die du anwendest, um dich im Kampfe töten zu lassen?« – »Mein Bruder, ich hatte diesen Gedanken, als ich zu dir kam; doch ich schwöre dir, dieser Gedanke ist nicht mehr in mir.«
    »Und seit wann hat er dich verlassen?« – »Seit zwei Stunden.«
    »Bei welcher Gelegenheit?« – »Mein Bruder, entschuldige mich.«»Gehe, Henri, gehe, deine Geheimnisse gehören dir.« – »Oh! wie gut bist du, mein Bruder.«
    Und die jungen Leute umarmten sich zum zweiten Male und trennten sich dann – nicht ohne noch den Kopf umzudrehen und sich mit einem Lächeln und mit der Hand zu grüßen.

Die Expedition.
    Ganz entzückt vor Freude, kehrte Henri eiligst zu Diana und Remy zurück.
    »Haltet euch in einer Viertelstunde bereit, wir brechen auf,« sagte er zu ihnen. »Ihr werdet zwei gesattelte Pferde vor der Tür der kleinen hölzernen Treppe finden, die auf diesen Gang zuführt; mischt euch unter unser Gefolge und sprecht kein Wort.«
    Dann auf den Balkon tretend, der um das ganze Haus lief, rief er: »Trompeter der Gendarmen, blase zum Aufsitzen.«
    Sogleich erscholl der Appell im Flecken, und der Fähnrich und seine Mannschaft stellten sich vor dem Hause auf.
    Ihre Leute kamen hinter ihnen mit einigen Maultieren und zwei Wagen. Remy und seine Gefährtin mischten sich unter die Leute.
    Da auf Henris Aufforderung sich alle dreihundert Gendarmen zur Teilnahme drängten, mußte das Los entscheiden. Indes gab Joyeuse seinem Bruder seine letzten Instruktionen:
    »Die Felder trocknen auf; es muß, wie die Leute aus der Gegend versichern, eine Verbindung zwischen Conticq und Rupelmonde bestehen; du marschierst zwischen einem Bach und einem Fluß, dem Rupel und der Schelde; für die Schelde findest du vor Rupelmonde von Antwerpen dahingeführte Schiffe; es ist nicht unerläßlich, daß du denRupel passierst. Ich hoffe, du wirst nicht einmal nötig haben, bis Rupelmonde zu marschieren, um Proviantmagazine oder Mühlen zu finden. Warte doch,« fügte er hinzu, »du vergißt die Hauptsache, meine Leute haben drei Bauern genommen, ich gebe dir einen, der dir als Führer dienen soll. Kein falsches Mitleid; bei dem ersten Anschein von Verrat einen Pistolenschuß oder einen Dolchstoß.«
    Hierauf setzten sich die durch das Los vom Fähnrich gezogenen hundert Mann, mit du Bouchage an der Spitze, sogleich in Marsch.
    Henri stellte den Führer zwischen zwei Gendarmen, die beständig die Pistole in der Hand hielten.
    Der Marsch der Truppe, in deren Mitte sich unbemerkt Remy und seine Gefährtin befanden, war langsam, der Weg fehlte zuweilen unter den Füßen der Pferde, und die ganze Abteilung sah sich in den Kot versunken.
    Henri zeigte sich bei den mannigfachen Fährlichkeiten des Marsches als würdiger Kapitän und als wahrer Freund seiner Leute; er marschierte voran, nötigte seine ganze Truppe, seiner Spur zu folgen, und vertraute weniger auf seinen eigenen Scharfsinn als auf den Instinkt des Pferdes, das ihm sein Bruder gegeben hatte, so daß er auf diese Art jeden zum Heile führte, während er allein den Tod wagte.
    Endlich kam man an das Ufer der Schelde; die Nacht war finster; die Gendarmen fanden hier zwei Männer, die in schlechtem Flämisch den Bootsmann zu bewegen suchten, sie auf das andere Ufer überzusetzen.
    Dieser weigerte sich unter Drohungen. Der Fähnrich sprach Holländisch. Er rückte leise an der Spitze der Truppe vor, und während diese haltmachte, hörte er die Worte: »Ihr seid Franzosen, ihr müßt hier sterben; ihr kommt nicht hinüber.«
    Der eine von den beiden Männern setzte dem Bootsmann einen Dolch an die Kehle und sagte, ohne daß er

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