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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Trompeten in den Flecken, ließ seine Leute einquartieren und gab strenge Befehle zur Vermeidung jeder Unordnung.
    Dann ließ er Gerste an die Mannschaft, Hafer an die Pferde und Wasser an alle austeilen, wies den Verwundeten einige Fässer Bier und Wein an, die man in den Kellern fand, und verzehrte selbst im Angesicht aller ein Stück schwarzes Brot mit einem Glas Wasser. Und als er hierauf die Posten visitierte, wurde er überall wie ein Retter mit Ausrufen der Liebe und Dankbarkeit empfangen.»Nun gut,« sagte er, als er sich mit seinem Bruder allein befand, »nun mögen die Flamländer kommen, und ich werde sie schlagen.«
    Dann schlang er seinen Arm um den Hals seines Bruders und sagte: »Laß uns nun plaudern, Freund, und sage mir, wie du nach Flandern kommst, während ich dich in Paris glaubte.«
    »Mein Bruder,« erwiderte Henri, »das Leben wurde mir unerträglich, und ich reiste ab, um dich in Flandern aufzusuchen.«
    »Immer aus Liebe?« fragte Joyeuse.
    »Nein, aus Verzweiflung. Ich schwöre dir jetzt, Anne, ich bin nicht mehr verliebt; meine Leidenschaft ist die Traurigkeit.«
    Erschüttert hörte der Admiral, wie verzweifelt der seelische Zustand seines Bruders war, und versuchte vergebens, ihn von seinen Nachtgedanken abzubringen.
    »Doch, wenn es Euch gefällt, Herr Admiral,« sagte er endlich, »lassen wir meine tolle Liebe und sprechen von Dingen des Kriegs.«
    »Auch gut; wenn wir länger von deiner Tollheit sprächen, würdest du mich vielleicht auch toll machen.«
    »Ihr seht, daß es uns an Proviant fehlt.«
    »Ich weiß es und habe schon an ein Mittel gedacht, ihn uns zu verschaffen.«
    »Und habt Ihr eins gefunden?« – »Ich denke ja.«
    »Welches?« – »Ich kann mich hier nicht vom Platze rühren, ehe ich Nachrichten von der Armee erhalten habe, da meine Stellung gut ist, und ich sie gegen fünffache Kräfte verteidigen würde; doch ich kann eine Abteilung von meinen Leuten ausschicken, die uns Kunde und Lebensmittel bringen sollen.«
    »Gebt mir das Kommando über die Leute, die Ihr abschicken wollt.«
    »Nein, das ist zu gefahrvoll, Henri; ich würde Euch dies vor Fremden nicht sagen, doch Ihr sollt nicht eineslichtlosen, unbekannten und häßlichen Todes sterben. Die Leute können auf ein Korps jener gemeinen Flamländer stoßen, die mit Dreschflegeln und Sensen fechten; Ihr tötet tausend, es bleibt einer übrig, dieser schneidet Euch entzwei oder entstellt Euch.«
    »Mein Bruder, bewillige mir das, worum ich dich bitte; ich werde alle Vorsichtsmaßregeln nehmen und verspreche dir, hierher zurückzukommen.«
    »Ah! ich begreife.«
    »Was begreifst du?«
    »Du willst den Versuch machen, ob nicht der Ruhm einer glänzenden Tat das Herz der Spröden zu erweichen vermag. Gestehe, das ist es, was dich so hartnäckig macht.«
    »Ich gestehe es, wenn du es willst, mein Bruder.«
    »Es sei, du hast recht; Frauen, die einer großen Liebe widerstehen, ergeben sich zuweilen einer großen Tat.«
    »Ich hoffe das nicht.«
    »Dann bist du ein dreifacher Narr, wenn du es ohne Hoffnung tust. Höre, Henri, suche keinen anderen Grund für die Weigerung dieser Frau, als den, daß sie launenhaft ist und weder Herz noch Augen hat.«
    »Du gibst mir das Kommando, nicht wahr, Bruder?« – »Es muß sein, da du es willst.«
    »Ich kann noch diesen Abend aufbrechen?« – »Das ist notwendig; du begreifst, daß wir nicht länger warten können.«
    »Wieviel Mann stellst du zu meiner Verfügung?« – »Hundert, nicht mehr. Ich kann meine Stellung nicht zu sehr schwächen, das begreifst du wohl, Henri.«
    »Weniger, wenn du willst, Bruder.« – »Nein, denn ich möchte dir gern das Doppelte geben können. Nur verpfände mir dein Ehrenwort, daß du, wenn du es mit mehr als dreihundert Mann zu tun hast, deinen Rückzug nimmst, statt dich töten zu lassen.«
    »Bruder,« erwiderte Henri lächelnd, »du verkaufst sehr teuer einen Ruhm, den du mir nicht überlässest.« –»Oh! Henri, ich verkaufe ihn dir weder, noch werde ich ihn dir schenken; ein anderer Offizier wird die Rekognoszierung kommandieren.«
    »Gib deine Befehle, und ich werde sie vollziehen!« – »Du wirst dich also nur mit gleichen, doppelten oder dreifachen Kräften in einen Kampf einlassen, nicht aber mit noch stärkeren.«
    »Ich schwöre es dir.« – »Sehr gut; welches Korps willst du nun haben?«
    »Laß mich hundert Mann von den Gendarmen von Aunis nehmen; ich habe viele Freunde in diesem Regiment, und wenn ich mir meine Leute

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