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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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hast das entdeckt,« sagte Borromée, die Stirn faltend; »und was hast du noch entdeckt?« – »Oh! gib mir zu trinken, oder ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Du wirst bemerken, daß du die sechste Flasche angreifst,« sagte Borromée lachend. – »Ich bekomme auch einen Stich und behaupte nicht das Gegenteil; sind wir hierher gekommen, um Philosophie zu treiben?«
    »Nein, nein, wir sind gekommen, um zu trinken.« – »Trinken wir also,« sagte Chicot und füllte sein Glas.
    »Nun!« fragte Borromée, als er Chicot Bescheid getan hatte, »erinnerst du dich?« – »An was?«
    »An das, was du noch im Kloster gesehen hast?« – »Bei Gott!«
    »Nun! was hast du gesehen?« – »Ich habe gesehen, daß die Mönche, statt Pfaffen zu sein, Kriegsknechte waren und, statt Dom Modeste zu gehorchen, dir gehorchten. Das habe ich gesehen.«
    »Ah! wahrhaftig! Aber das ist ohne Zweifel noch nicht alles?« – »Nein; doch ich muß trinken, trinken, trinken, oder das Gedächtnis kommt mir abhanden.«
    Und als Chicots Flasche leer war, reichte er sein Glas Borromée, der ihm aus der seinigen einschenkte.
    Chicot leerte sein Glas, ohne Atem zu holen.
    »Nun? erinnern wir uns?« fragte Borromée. – »Ob wir uns erinnern? Ich glaube wohl.«
    »Was hast du noch gesehen?« – »Ich habe gesehen, daß ein Komplott stattfand.«
    »Ein Komplott!« versetzte Borromée erbleichend. – »Ja, ein Komplott.«
    »Gegen wen?« – »Gegen den König.«
    »In welcher Absicht?« – In der Absicht, ihn zu entführen.«
    »Und wann dies?« – »Wenn er von Vincennes zurückkehren würde.«
    »Donner!« – »Wie beliebt?«
    »Nichts. Ah! Ihr habt das gesehen?« – »Ich habe es gesehen.«
    »Und Ihr habt den König davon in Kenntnis gesetzt?« – »Bei Gott! ich war zu diesem Behufe gekommen.«»Ihr seid also die Ursache, daß der Streich mißlungen ist?« – »Ich bin es.«
    »Sturm und Wetter!« murmelte Borromée zwischen den Zähnen. – »Was sagt Ihr?«
    »Ich sage, Ihr habt gute Augen, Freund.« – »Bah!« erwiderte Chicot stammelnd; »ich habe noch ganz andere Dinge gesehen. Gebt mir eine von Euren Flaschen, und Ihr sollt Euch wundern, wenn ich Euch sage, was ich gesehen habe.«
    Borromée beeilte sich, Chicots Wunsch zu entsprechen.
    »Sprecht!« sagte er. – »Einmal habe ich Herrn von Mayenne verwundet gesehen.«
    »Bah!« – »Ein schönes Wunder, er war auf meiner Straße. Und dann habe ich die Einnahme von Cahors gesehen.«
    »Wie, die Einnahme von Cahors! Ihr kommt also von Cahors?« – »Gewiß. Ah! Kapitän, das war in der Tat schön anzusehen, und ein Tapferer, wie Ihr, hätte ein Vergnügen an diesem Schauspiel gefunden.«
    »Ich zweifle nicht daran; Ihr wart also beim König von Navarra?« – »An seiner Seite, wie wir sind.«
    »Und Ihr habt ihn verlassen?« – »Um diese Kunde dem König von Frankreich zu überbringen.«
    »Und Ihr kommt vom Louvre?« – »Eine Viertelstunde vor Euch.«
    »Da wir uns seit dieser Zeit nicht trennten, so frage ich Euch nicht, was Ihr seit unserem Zusammentreffen im Louvre gesehen habt.« – »Fragt, fragt im Gegenteil, denn bei meinem Wort, das ist das Seltsamste.«
    »Sprecht also.« – »Sprecht, sprecht,« machte Chicot, »es ist leicht zu sagen, sprecht.«
    »Macht einen Versuch.« – »Noch ein Glas Wein, um mir die Zunge zu lösen ... ganz voll, gut. Nun wohl, Kamerad, ich habe gesehen, daß du, als du den Brief Seiner Hoheit des Herzogs von Guise aus der Tasche zogst, einen andern fallen ließest.«
    »Einen andern?« rief Borromée aufspringend. – »Ja, der hier ist,« sagte Chicot. Und nachdem er drei- oder viermal das Ziel verfehlt hatte, drückte er seine Fingerspitze auf Borromées büffelledernes Wams, gerade an der Stelle, wo der Brief war.
    Borromée bebte, als ob Chicots Finger glühendes Eisen gewesen wären, und als ob dieses glühende Eisen seine Brust berührt hätte, statt sein Wams zu berühren.
    »Oho!« sagte er, »es würde nur noch eins fehlen.«
    – »Woran?«
    »An alldem, was Ihr gesehen habt.« – »Was?«
    »Daß Ihr wüßtet, an wen der Brief adressiert ist.«
    – »Ein schönes Wunder!« sagte Chicot und ließ seine Arme auf den Tisch fallen; »er ist an die Frau Herzogin von Montpensier adressiert.«
    »Heiliges Blut Christi!« rief Borromée; »doch Ihr habt hoffentlich dem König nichts davon gesagt?« – »Nicht ein Wort, aber ich werde es ihm sagen.«
    »Und wann dies?« – »Wenn ich einen Schlaf gemacht habe,« sagte

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