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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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kleinen Jacques gezeigt habt. Ich sagte also, ich tauge mehr als Ihr, Freund, denn ich habe den Streit nicht angefangen, so große Lust ich auch dazu hatte; mehr noch, ich ließ Euch Euer Vorhaben ausführen, indem ich Euch jeden Raum dazu gönnte, und selbst in diesem Augenblick pariere ich nur; dies geschieht, weil ich Euch einen Vorschlag zu machen habe.«
    »Nichts!« rief Borromée, außer sich über Chicots Ruhe, »nichts!«
    Und er führte einen Stoß der den Gaskogner durchbohrt haben müßte, hätte dieser nicht mit seinen langen Beinen einen Schritt gemacht, der ihn aus dem Bereich seines Gegners brachte.
    »Ich will dir trotzdem diesen Vorschlag nennen, damit ich mir nichts vorzuwerfen habe.«
    »Schweige,« rief Borromée, »unnötig, schweige.«
    »Höre,« erwiderte Chioct, »es geschieht zur Beruhigung meines Gewissens; begreifst du? Ich habe keinen Durst nach deinem Blut und will dich nur in der höchsten Not töten.«
    »Aber töte mich doch, töte, wenn du kannst,« schrie Borromée wütend.
    »Nein, ich habe schon einmal in meinem Leben einen Eisenfresser, wie du bist, getötet, einen Eisenfresser, der sogar stärker war als du. Bei Gott! Du kennst ihn wohl, er gehörte auch zum Hause Guise und war ein Advokat.«
    »Ah! Nicolas David,« murmelte Borromée, indem er sich erschrocken in Verteidigungsstand setzte. – »Ganz richtig.«
    »Ah! du hast ihn getötet?« – »Oh! mein Gott, ja, mit einem hübschen kleinen Stoß, den ich dir zeigen werde, wenn du meinen Vorschlag nicht annimmst.«
    »Nun, worin besteht dein Vorschlag? Laß hören.« – »Du gehst vom Dienst des Herzogs von Guise in den des Königs über, jedoch ohne den des Herzogs von Guise zu verlassen.«»Das heißt, ich soll Spion werden wie du?« – »Nein, es wird ein Unterschied stattfinden; mich bezahlt man nicht, aber dich wird man bezahlen; du fängst damit an, daß du mir den Brief des Herrn Herzog von Guise an die Herzogin von Montpensier zeigst; du läßt mich eine Abschrift nehmen, und ich lasse dich in Ruhe bis zu einer neuen Gelegenheit. Nun! bin ich nicht artig?« – »Halt, hier hast du meine Antwort.«
    Borromées Antwort war ein Stoß über den Arm seines Gegners, den er so rasch ausführte, daß die Spitze des Degens Chicots Schulter streifte.
    »Ah! ah!« sagte Chicot, »ich sehe wohl, daß ich dir durchaus den Stoß von Nicolas David zeigen muß; es ist ein einfacher, schöner Stoß.«
    Nun machte Chicot, der sich bis jetzt nur verteidigend gehalten hatte, einen Schritt vorwärts und griff ebenfalls an.
    »Sieh den Stoß,« sagte Chicot, »ich mache eine Finte in Tiefquart.«
    Und er machte seine Finte; Borromée parierte zurückweichend, doch nachdem er einen ersten Schritt rückwärts getan hatte, mußte er stehenbleiben, denn der Verschlag fand sich hinter ihm.
    »Gut! so ist es, du parierst den Zirkelstoß, und darin hast du unrecht, denn mein Faustgelenk ist besser als deines; ich binde also den Degen, ich komme in einer Hochterz zurück, ich falle weit aus, und du bist getroffen, oder vielmehr du bist tot.«
    Der Stoß war in der Tat blitzartig auf die Auseinandersetzung gefolgt, und der feine Degen war, in Borromées Brust eindringend, wie eine Nadel zwischen zwei Rippen durchgeschlüpft und hatte sich tief und mit einem matten Ton in den tannenen Verschlag eingearbeitet.
    Borromée streckte die Arme aus und ließ seinen Degen fallen, seine Augen erweiterten sich blutig, sein Mund öffnete sich, ein roter Schaum erschien auf seinen Lippen,sein Kopf neigte sich auf seine Schulter mit einem Seufzer, der einem Röcheln glich; dann hörten seine Beine auf, ihn zu unterstützen, und zusammensinkend erweiterte sein Körper den Einschnitt des Degens, vermochte ihn aber nicht vom Verschlag loszumachen, an dem er von Chicots höllischem Faustgelenk festgehalten wurde, so daß der Unglückliche, einem riesigen Nachtfalter ähnlich, an die Wand angenagelt blieb, an die seine Füße in geräuschvollen Stößen anschlugen.
    Kalt und unempfindlich, wie er es unter solchen Umständen war, besonders wenn er in seinem Herzen die Überzeugung hegte, er habe alles getan, was ihm sein Gewissen zu tun vorgeschrieben, ließ Chicot den Degen los, der horizontal steckenblieb, öffnete den Gürtel des Kapitäns, durchsuchte sein Wams, nahm den Brief und las die Aufschrift: »Herzogin von Montpensier.«
    Das Blut floß indessen in schäumenden Fäden aus der Wunde, und der Schmerz des Todeskampfes prägte sich in den Zügen des

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