Die Fünfundvierzig
meiner Seele, das ist ein schöner Burgunder!« und: »Bei meiner Seele, das ist ein vortrefflicher Schinken!« hatte er zwei Flaschen geleert, das heißt eine Flasche auf jede Bemerkung. »Bei Gott!« murmelte Borromée beiseit, »es ist ein seltenes Glück, daß ich es mit einem solchen Trunkenbold zu tun habe.«
Bei der dritten Flasche schlug Chicot die Augen zum Himmel auf und sagte: »In der Tat, wir trinken auf eine Weise, daß wir uns betrinken werden.«
»Ja, die Wurst ist so gesalzen,« sagte Borromée.
»Ah! das ist Euch genehm; wohl, so fahren wir fort; ich habe einen starken Kopf.«
Und jeder von ihnen leerte abermals seine Flasche.
Der Wein brachte auf die beiden Gefährten eine ganz entgegengesetzte Wirkung hervor: er löste Chicots und band Borromées Zunge.
»Ah!« murmelte Chicot, »du schweigst, Freund; du zweifelst an dir.«
»Ah!« sagte Borromée leise zu sich selbst, »du schwatzest, du betrinkst dich also.«
»Wieviel Flaschen braucht Ihr, Gevatter?« fragte Borromée. – »Wozu?«
»Um heiter zu werden?« – »Vier; ich habe meine Rechnung.«
»Und um angestochen zu werden?« – »Sagen wir sechs.«
»Und um berauscht zu sein?« – »Nehmen wir das Doppelte.«
»Gaskogner,« dachte Borromée, »er stammelt und ist erst bei der vierten.«
»Dann haben wir Muße,« sagte Borromée und zog aus dem Korbe eine fünfte Flasche für sich und eine fünfte für Chicot.
Chicot bemerkte nun, daß von den fünf zu Borromées Rechten stehenden Flaschen die eine zur Hälfte, die anderen zu zwei Dritteln leer waren, keine aber ganz leer. Dies bestätigte ihn in dem Gedanken, daß der Kapitän Übles gegen ihn im Schilde führe. Er erhob sich, um die fünfte Flasche entgegenzunehmen, die ihm der Kapitän reichte, und schwankte auf den Beinen. »Gut,« sagte er, »habt Ihr es gefühlt?« – »Was?«
»Ein Erdstoß.« – »Bah!«
»Ja, bei allen Teufeln! zum Glück ist das Wirtshaus zum Füllhorn solid, obgleich es auf einem Zapfen ruht.« – »Wieso ruht es auf einem Zapfen?«
»Allerdings, da es sich dreht.«
»Es ist richtig,« sagte Borromée, sein Glas bis auf den letzten Tropfen leerend; »ich fühlte wohl die Wirkung, erriet aber die Ursache nicht. Nun Wohl, mein lieber Mitbruder,« fuhr Borromée fort, »denn nicht wahr, Ihr seid Kapitän wie ich?«
»Kapitän von der Fußsohle bis zu den Haarspitzen.«
»Ei! mein lieber Kapitän, so sagt mir doch, was war eigentlich die Ursache Eurer Verkleidung?«
»Welcher Verkleidung?« – »Der, die Ihr trugt, als Ihr zu Dom Modeste kamt.«
»Wie war ich denn verkleidet?« – »Als Bürger.«
»Ah! es ist wahr.« – »Sagt mir das.«
»Gern; doch nicht wahr, Ihr werdet mir dann Eurerseits sagen, warum Ihr als Mönch verkleidet waret; Vertrauen für Vertrauen.« – »Topp.«
»Schlagt ein,« sagte Chicot und reichte dem Kapitän die Hand.
Dieser schlug senkrecht in Chicots Hand.
»Nun ist es an mir,«, sagte dieser.
Und er schlug neben Borromées Hand.»Ihr wollt also wissen, warum ich als Bürger verkleidet war?« fragte, Chicot mit einer Zunge, die immer schwerer wurde. – »Ja, da bin ich neugierig.«
»Und Ihr werdet mir Eurerseits alles sagen?« – »Bei meinem Ehrenwort, so wahr ich Kapitän bin.«
»Mit zwei Worten seid Ihr auf dem laufenden.«
»Ich höre.« – »Ich spionierte für den König.«
»Wie, Ihr spioniertet?« – »Ja.«
»Ihr spioniert also gewerbsmäßig.« – »Nein, als Liebhaber.«
»Was habt Ihr bei Dom Modeste bespäht?« – »Alles. Ich bespähte zuerst Dom Modeste, sodann Bruder Borromée, ferner den kleinen Jacques und endlich das ganze Kloster.«
»Und was habt Ihr entdeckt, mein würdiger Freund?« – »Zuerst habe ich entdeckt, daß Dom Modeste ein großer Dummkopf ist.«
»Dazu braucht man nicht sehr geschickt zu sein.« – »Verzeiht, verzeiht, Seine Majestät Heinrich III., der kein Einfaltspinsel ist, betrachtet ihn als ein Licht der Kirche und gedenkt einen Bischof aus ihm zu machen.«
»Gut, ich habe nichts gegen diese Beförderung zu sagen, im Gegenteil; ich werde an diesem Tage lachen; was habt Ihr weiter entdeckt?« – »Ich entdeckte, daß ein gewisser Bruder Borromée kein Mönch war, sondern ein Kapitän.«
»Ah! wahrhaftig, Ihr habt das entdeckt!« – »Mit dem ersten Blick.«
»Sodann?« – »Ich entdeckte, daß sich der kleine Jacques mit dem Rapier einübte, um mit dem Degen zu fechten, und auf eine Scheibe, um nach einem Menschen zu schießen.«
»Ah! du
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