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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Verwundeten aus.
    »Ich sterbe, ich verscheide,« murmelte er; »mein Gott und Herr, erbarme dich meiner!«
    Diese letzte Anrufung der göttlichen Barmherzigkeit von einem Menschen, der hieran ohne Zweifel nur im letzten Augenblick gedacht hatte, rührte Chicot.
    »Wir wollen mildherzig sein,« sagte er, »und da dieser Mensch sterben muß, so sterbe er wenigstens so sanft wie möglich.«
    Und er näherte sich dem Verschlag, zog seinen Degen mit Anstrengung aus der Wand, unterstützte den Körper und verhinderte dadurch, daß er schwer auf die Erde fiel.
    Doch diese letztere Vorsicht war unnötig, der Tod war rasch und eisig herbeigeeilt; er hatte schon die Glieder des Besiegten gelähmt, seine Beine bogen sich, er schlüpfte in Chicots Arme und rollte schwerfällig auf den Boden.
    Diese Erschütterung ließ aus der Wunde eine Welleschwarzen Blutes hervorspringen, mit der vollends der Rest des Lebens aus Borromée entfloh.
    Chicot öffnete die Verbindungstür und rief Bonhomet.
    Er brauchte nicht zweimal zu rufen; der Schenkwirt hatte an der Tür gehorcht und wußte nur nicht, welcher von den beiden Gegnern unterlegen war.
    Zum Lobe Meister Bonhomets müssen wir sagen, sein Gesicht nahm einen Ausdruck wahrer Freude an, als er Chicots Stimme hörte und sah, daß es der Gaskogner war, der unversehrt die Tür öffnete. Chicot, dem nichts entging, bemerkte diesen Ausdruck und wußte ihm in seinem Innern Dank dafür.
    Bonhomet trat zitternd in das kleine Kabinett ein.
    »Ah! guter Jesus!« rief er, als er den Leib des Kapitäns in seinem Blute gebadet sah. Chicot beruhigte den entsetzten Wirt und ließ sich von ihm seine Wunde mit Öl reiben, während 'er selbst den Brief des Herzogs von Lothringen abschrieb.
    Dieser Brief lautete:
    »Liebe Schwester, die Expedition nach Antwerpen ist sonst gelungen, für uns aber gescheitert; man wird Euch sagen, der Herzog von Anjou sei tot, glaubt es nicht, er lebt. Er lebt. Versteht Ihr? das ist die ganze Frage. Es liegt eine ganze Dynastie in diesen zwei Worten; diese zwei Worte trennen das Haus Lothringen von Frankreichs Thron mehr, als es der tiefste Abgrund tun würde.
    Beunruhigt Euch Indessen nicht zu sehr hierüber. Ich habe entdeckt, daß zwei Personen, die ich gestorben glaubte, noch vorhanden sind, und es liegt für den Prinzen in dem Leben dieser beiden Personen eine starke Aussicht auf den Tod. Denkt also nur an Paris; in sechs Wochen wird es Zeit sein, daß die Lige handelt; die Ligisten müssen also erfahren, daß der Augenblick naht, und sich bereithalten.
    Die Armee ist auf den Beinen; wir zählen zwölftausend sichere und wohlausgestattete Leute; ich werde mitdieser Armee nach Frankreich ziehen unter dem Vorwand, die deutschen Hugenotten zu bekämpfen, die Heinrich von Navarra Unterstützung bringen; ich werde die Hugenotten schlagen und, unter der Maske eines Freundes in Frankreich einziehend, als Herr und Gebieter handeln.
    »N.S. Ich billige vollkommen Euren Plan in Beziehung auf die Fünfundvierzig; nur erlaubt mir, Euch zu sagen, teure Schwester, daß Ihr diesen Burschen mehr Ehre erweist, als sie verdienen.
    »Euer wohlgewogener
    H. von Lothringen.«
    »Nun,« sagte Chicot, »das ist alles klar, mit Ausnahme der Nachschrift. Gut, die Nachschrift werden wir im Auge behalten.«
    »Lieber Herr Chicot,« wagte Bonhomet zu fragen, als er sah, daß Chicot aufgehört hatte zu schreiben, »lieber Herr Chicot, Ihr habt mir noch nicht gesagt, was ich mit dem Leichnam tun soll.« – »Das ist ganz einfach.«
    »Ja, für Euch, der Ihr voll Einbildungskraft seid, aber nicht für mich.« – »Nun, stelle dir zum Beispiel vor, dieser unglückliche Kapitän sei auf der Straße mit Schweizern in Streit geraten, und man habe ihn verwundet hierher gebracht, hättest du dich geweigert, ihn aufzunehmen?«
    »Gewiß nicht, wenn Ihr es mir nicht etwa verboten hättet, lieber Herr Chicot.« – »Nimm an, in diesen Winkel niedergelegt, sei er trotz der Sorge, die du auf ihn verwendet, in deinen Händen vom Leben zum Tode übergegangen. Das wäre ein Unglück, nicht wahr?«
    »Gewiß ...« – »Und statt dir Vorwürfe zuzuziehen, würdest du Lobeserhebungen für deine Menschenfreundlichkeit verdienen. Denke, sterbend hat dieser arme Kapitän den dir wohlbekannten Namen des Priors der Jakobiner von Saint-Antoine ausgesprochen.«
    »Den Namen Dom Modeste Gorenflots?« rief Bonhomet voll Erstaunen. – »Ja, Dom Modeste Gorenflots. Nun wohl, du wirst Dom Modeste benachrichtigen;

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