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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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damit eine Radschwingung, die Chicot vortrefflich ausgeführt fand.Chicot erneuerte seine Komplimente.
    »Mit dem Degen zeichnet er sich besonders aus,« sagte Dom Modeste. »Die Kenner halten ihn für sehr stark; es ist wahr, der Junge hat eiserne Kniebeugen, stählerne Faustgelenke und spielt vom Morgen bis zum Abend mit dem Schwerte.«
    »Ah! laßt das sehen,« versetzte Chicot.
    »Wollt Ihr seine Stärke versuchen?« fragte Borromée.
    »Ich möchte Wohl einen Beweis davon haben,« erwiderte Chicot.
    »Oh!« sagte Borromée, »außer mir ist vielleicht niemand hier, der mit ihm zu fechten imstande wäre; wie steht's, mit Euch, mein Herr?«
    »Ich bin nur ein armer Bürger,« entgegnete Chicot, den Kopf schüttelnd; »früher habe ich meinen Raufdegen geführt, aber heute zittern meine Beine, wackelt mein Arm, und mein Kopf ist nicht mehr sehr gegenwärtig,«
    »Doch Ihr übt es immer noch?« sagte Borromée.
    »Ein wenig,« antwortete Chicot, indem er Gorenflot, der lächelte, einen Blick zuwarf, der diesem den Namen Nicolas David entriß.
    Doch Borromée sah das Lächeln und hörte den Namen nicht und befahl mit einer Miene voll Ruhe, Rapiere und Fechtmasken zu bringen. Funkelnd vor Freude unter seiner kalten, düsteren Hülle hob Jacques seinen Rock bis zum Knie auf und stellte seine Sandalen mit einem Appell auf dem Sande fest. Chicot aber sagte: »Da ich weder Mönch noch Soldat bin, so habe ich mich seit langer Zeit nicht mehr in den Waffen geübt; wollt Ihr, ich bitte Euch, Ihr, Bruder Borromée, der Ihr nichts als Muskeln und Sehnen seid, dem Bruder Jacques die Sektion geben? Willigt Ihr ein, lieber Prior?«
    »Ich befehle es!« deklamierte der Prior, stets entzückt, dies Wort anzubringen.
    Borromée nahm seinen Helm ab; Chicot streckte eiligst feine Hände aus, und der in seine Hände gelegte Helmerlaubte seinem ehemaligen Herrn abermals, seine Identität zu erkennen; während unser Bürger diese Prüfung vornahm, befestigte der Säckelmeister seinen Rock an seinem Gürtel und machte sich bereit.
    Sämtliche Mönche bildeten einen Kreis um den Zögling und den Lehrer.
    Gorenflot neigte sich an das Ohr seines Freundes und sagte naiv: »Nicht wahr, es ist auch belustigend, Vesper zu singen?«
    »Das sagen die Chevaulegers,« antwortete Chicot mit derselben Naivität.
    Die Kämpfenden legten sich aus; spröde und nervig, hatte Borromée den Vorteil des Wuchses, er hatte auch den, den Aplomb und Erfahrung verleihen. Das Feuer stieg in lebendigen Lichtern in Jacques' Augen und färbte seine Wangen mit einer fieberhaften Röte.
    Man sah, wie Borromée die religiöse Maske fallen ließ und sich in einen Fechtmeister verwandelte; er fügte zu jedem Stoß eine Ermahnung, einen Rat, einen Vorwurf; aber oft siegten die Kraft, die Behendigkeit, das Ungetüm des Zöglings über die guten Eigenschaften seines Lehrers, und Bruder Borromée empfing einen tüchtigen Stoß auf die volle Brust. Chicot verschlang dieses Schauspiel mit den Augen und zählte die treffenden Stöße.
    Als der Kampf beendigt war, oder vielmehr als die Fechtenden eine erste Pause machten, hatte Jacques sechsmal, Borromée neunmal getroffen, das ist hübsch für den Schüler, aber nicht genug für den Lehrer.
    Ein Blitz, der, mit Ausnahme Chicots für alle unbemerkt blieb, zuckte in Borromées Augen und enthüllte einen neuen Zug seines Charakters.
    »Gut,« dachte Chicot, »er ist stolz.«
    »Mein Herr,« sagte Borromée mit einer Stimme, die er nur mit großer Mühe süßlich zu machen imstande war, »die Waffenübung ist hart für jeden und besonders für arme Mönche, wie wir sind.«»Gleichviel,« erwiderte Chicot, entschlossen, Bruder Borromée bis in seine letzten Verschanzungen zu treiben, »der Lehrer darf nicht weniger als die Hälfte Vorteil über seinen Zögling haben.«
    »Ah! Herr Briquet,« versetzte Borromée, der ganz bleich wurde und sich auf die Lippen biß, »Ihr seid sehr absolut, wie mir scheint.«
    »Gut, er ist zornmütig,« dachte Chicot, »zwei Todsünden; man sagt, eine genüge, um einen Menschen ins Verderben zu stürzen; ich habe ein schönes Spiel!«
    Dann fuhr er laut fort: »Und hätte Jacques mehr Ruhe, so bin ich sicher, daß die Partie gleichstände.«
    »Ich glaube nicht,« entgegnete Borromée.
    »Nun, ich bin dessen sicher.«
    »Herr Briquet, der das Fechten kennt,« sagte Borromée mit bitterem Tone, »sollte selbst Jacques' Stärke versuchen; er könnte sich dann besser Rechenschaft darüber geben.«
    »Oh!

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