Die Fünfundvierzig
Gute.«
»Ich hoffe, das ist ein dem Dienste Gottes geweihtes und zu etwas taugliches Haus!« sagte Gorenflot stolz, als er, sich auf Chicot stützend, die Treppe hinaufging.»Pest! ich glaube es wohl,« erwiderte Chicot. »Man sieht schöne Dinge, ehrwürdiger Prior, wenn man zu Euch kommt.« – »Dies alles in einem Monat, in weniger als einem Monat sogar.«
»Und durch Euch?« – »Durch mich, durch mich allein, wie Ihr seht,« antwortete Gorenflot, sich aufrichtend.
»Das ist mehr, als ich erwartete, und wenn ich von meiner Sendung zurückkomme, Freund ...« – »Ah! es ist wahr, lieber Freund; sprechen wir von Eurer Sendung ...«
»Um so lieber, als ich vor meiner Abreise eine Botschaft oder vielmehr einen Boten an den König zu schicken habe.« – »An den König, lieber, Freund? einen Boten? Ihr korrespondiert also mit dem König.? Wollt Ihr einen von unseren Brüdern? Es wäre eine Ehre für das Kloster, wenn einer von unsern Brüdern den König sehen würde.«
»Gewiß!« – »Ich will zwei unserer besten Beine zu Eurer Verfügung stellen; doch erzählt mir, Chicot, wie der König, der Euch für tot hielt ...«
»Ich habe ihm gesagt, es war nur eine Lethargie, und im gegebenen Augenblick bin ich aufgestanden.« – »Um wieder in Gunst zu kommen?«
»Mehr als je.« – »Dann könnt Ihr dem König wohl alles sagen, was wir in seinem Interesse tun?«
»Ich werde es nicht unterlassen, mein Freund, seid unbesorgt.« – »Ah! teurer Chicot,« rief Gorenflot, der sich schon als Bischof sah.
»Zuvor habe ich Euch jedoch um zwei Dinge zu bitten.« – »Sprecht.«
»Zuerst um Geld, das Euch der König zurückgeben wird.« – »Geld?« rief Gorenflot, höflich aufstehend, »meine Kassen sind voll.«
»Ihr seid, meiner Treu! glücklich.« – »Wollt Ihr tausend Taler?«
»Nein, das ist viel zu viel; ich bin bescheiden in meinen Ansprüchen, demütig in meinen Wünschen; meinTitel als Botschafter macht mich nicht stolz, und ich verberge ihn eher, als daß ich mich damit brüste. Hundert Taler genügen mir.« – »Hier sind sie. Und das Zweite?«
»Ein Stallmeister.« – »Ein Stallmeister?«
»Ja, um mich zu begleiten; ich liebe die Gesellschaft.« – »Ah! mein Freund, wenn ich noch frei wäre, wie einst ...« sagte Gorenflot, einen Seufzer ausstoßend.
»Ja, aber Ihr seid es nicht mehr.« – »Die Größe fesselt,«, murmelte Gorenflot.
»Ach! man kann nicht alles zugleich haben,« erwiderte Chicot; »da ich mich nicht Euerer ehrenwerten Gesellschaft erfreuen kann, teuerster Prior, so werde ich mich mit dem kleinen Bruder Jacques begnügen.« – »Mit dem kleinen Bruder Jacques?«
»Ja, er gefällt mir.« – »Und du hast recht, Chicot; es ist ein seltener Mensch, der es weit bringen wird.«
»Ich will ihn zuerst zwei hundert Meilen weit führen, wenn du es erlaubst?« – »Er gehört dir, mein Freund.«
Der Prior schlug auf eine Glocke, bei deren Klang ein Laienbruder herbeilief.
»Man lasse den Bruder Jacques und den mit den Gängen in der Stadt beauftragten Bruder heraufkommen.«
Zehn Minuten nachher erschienen beide auf der Schwelle.
»Jacques,« sagte Gorenflot, »ich gebe Euch eine außerordentliche Sendung.«
»Mir, Herr Prior?« fragte der junge Mensch erstaunt.
»Ja, Ihr werdet Herrn Robert Briquet auf einer großen Reise begleiten.«
»Oh!« rief mit maßloser Begeisterung der junge Bruder, »ich auf die Reise mit Herrn Robert Briquet, ich in frischer Luft, ich in Freiheit! Ah! Herr Robert Briquet, nicht wahr, wir werden jeden Tag fechten?« – »Ja, mein Kind.«
»Und ich darf meine Büchse mitnehmen?« – »Du wirst sie mitnehmen.«
Jacques sprang und stürzte mit einem Freudengeschrei aus dem Zimmer.
»Was den Auftrag betrifft,« sagte Gorenflot, »so bitte ich Euch, Eure Befehle zu geben. Tretet vor, Bruder Panurgos.«
Das Beichtkind.
Der vom Prior unter dem Namen Panurgos angekündigte Mönch erschien bald; er glich mit seinem vorstehenden Kiefer einem Fuchse.
Chicot schaute ihn einen Augenblick an und schien während dieses Augenblicks, so kurz er auch war, den Boten des Klosters zu seinem wahren Werte geschätzt zu haben.
Panurgos blieb demütig bei der Tür stehen.
»Kommt hierher, Herr Eilbote!« sagte Chicot; »kennt Ihr den Louvre?« – »Ja, mein Herr.«
»Und im Louvre kennt Ihr einen gewissen Heinrich von Valois?« – »Den König?«
»Ich weiß in der Tat nicht, ob es der König ist, aber man nennt ihn gewöhnlich so.« – »Mit dem
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