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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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gehen, und wenn mich seine Theorien gehörig durchdrungen haben, werde ich Euch um eine Gnade bitten, mein Ehrwürdiger.« – »Und sie soll Euch bewilligt werden, wie alles, was Ihr von Eurem Freunde verlangt. Sprecht nun, was für eine Gnade?«
    »Beauftragt mich nur acht Tage lang mit der Ökonomieverwaltung der Priorei.« – »Und was wollt Ihr Während dieser acht Tage tun?«
    »Ich werde den Bruder Borromée mit seinen Theorien füttern, ihm eine Schüssel und ein leeres Glas vorsetzen und ihm sagen: verlangt mit der ganzen Macht Eures Hungers und Eures Durstes ein welsches Huhn mit Champignons und eine Flasche Chambertin, aber nehmt Euch in acht, daß Ihr Euch nicht mit diesem Chambertin berauscht, nehmt Euch in acht vor einer Indigestion durch dieses welsche Huhn, lieber Bruder Philosoph.« – »Du glaubst also nicht an das natürliche Verlangen, Heide?«
    »Es ist gut! es ist gut! ich glaube, was ich glaube, doch lassen wir die Theorien.«– »Es sei, lassen wir sie und sprechen wir ein wenig von der Wirklichkeit.« versetzte Gorenflot. Und er füllte sich ein Glas. »Auf die gute Zeit, von der du vorhin sprachst, Chicot,« sagte er, »auf unsere Abendmahlzeiten im Füllhorn!«
    »Bravo, ich glaubte, du hättest dies alles vergessen, Ehrwürdiger.«
    »Profaner, dies alles schläft unter der Majestät meiner Stellung; aber ich bin, bei Gott! immer derselbe.«
    Und Gorenflot stimmte, obgleich ihn Chicot wiederholt zum Schweigen ermahnte, sein Lieblingslied an:
    »Riecht der Esel nur die Weid',
Spitzt er stracks das lange Ohr;
Ist die Flasch' vom Kork befreit,
Spritzet wilder Wein empor.
Doch nichts ist so ausgelassen.
Als der Mönch vom Wein erhitzt,
Der sich tollt in Schenk' und Gassen,
Wenn die Freiheit ihm geblitzt.«
    »Still doch, Unglücklicher,« sagte Chicot, »wenn Bruder Borromée einträte, würde er glauben, Ihr hättet acht Tage lang nichts gegessen und nichts getrunken.« – »Wenn Bruder Borromée einträte, würde er mit uns singen.« »Ich glaube es nicht.« – »Und ich sage es dir.« »Schweige und antworte auf meine Fragen.« – »Sprich also.«
    »Du lässest mir keine Zeit, Trunkenbold.« – »Oh! ich ein Trunkenbold.«
    »Sage, aus den Waffenübungen geht hervor, daß dein Kloster in eine wahre Kaserne verwandelt ist?« – »Ja, mein Freund, das ist das richtige Wort, eine wahre Kaserne, eine wahre Kaserne; letzten Donnerstag, war es am Donnerstag? ja, am Donnerstag; warte doch, ich weiß nicht mehr, ob es am Donnerstag war.«
    »Donnerstag oder Freitag, der Tag tut nichts zur Sache.« – »Das ist richtig, die Sache, nicht wahr? Nun wohl, Donnerstag oder Freitag fand ich im Hausflur zwei Novizen, die sich mit dem Säbel schlugen, nebst zwei Sekundanten, die ebenfalls vom Leder zu ziehen bereit waren.«
    »Und was hast du getan?« – »Ich ließ mir eine Peitsche bringen, um die Novizen durchzuwalken, aber sie flüchteten sich; Bruder Borromée...«
    »Nun, Borromée?« – »Bruder Borromée holte sie jedoch ein und peitschte sie dergestalt, daß sie noch im Bette liegen, die Unglücklichen!«
    »Ich wünschte ihre Schultern zu sehen, um die Kraftdes Bruderarmes schätzen zu können.« – »Wir sollten uns stören lassen, um andere Schultern zu sehen, als die von Hammeln? Nie! Eßt doch von diesem Aprikosenteig.«
    »Nein, bei Gott! ich würde ersticken.« – »Trinkt also.«
    »Nein, ich habe zu marschieren.« – »Glaubst du etwa, ich habe nicht zu marschieren? und dennoch trinke ich.«
    »Ah! Ihr, das ist etwas anderes; auch braucht Ihr Eure Lunge, um beim Kommandieren zu schreien.« – »Also ein Glas, nur ein Glas von diesem Verdauungslikör, dessen Bereitung Eusèbes Geheimnis ist.«
    »Einverstanden.« – »Er ist so wirksam, daß man, hätte man auch ganz unmäßig gegessen, doch notwendig zwei Stunden nach dem Mittagessen Hunger spüren würde.«
    »Welch ein Rezept für die Armen! Wißt Ihr, daß ich, wenn ich König wäre, dem Pater Eusèbe den Kopf abschlagen ließe; sein Likör ist imstande, ein Königreich auszuhungern. Oh! oh! was ist das?« – »Die Übung beginnt.«
    Man hörte in der Tat einen gewaltigen Lärm von Stimmen und Waffen, der aus dem Hofe kam.
    »Ohne den Anführer? Oh! oh! mir scheint, das sind sehr schlecht disziplinierte Soldaten.« – »Ohne mich, nie, das kann nicht sein, verstehst du? Ich kommandiere, ich bin der Instruktor; halt, da hast du den Beweis, ich höre Bruder Borromée kommen, der meine Befehle einholen will.«
    In diesem

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