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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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unterrichtet.« – Nicolas Poulain zögerte; es war das Handwerk eines Spions, was man ihm auferlegte.
    »Nun!« fragte der Herzog, »ist die so unendliche Ergebenheit schon verschwunden?« – »Nein, gnädigster Herr.«
    »Ich kann also auf Euch zählen?« – »Ihr könnt auf mich zählen,« erwiderte Poulain mit einer gewissen Anstrengung.
    »Und ich allein weiß dies alles?« – »Ihr allein, ja, gnädigster Herr.«
    »Geht, mein Freund, geht; Parfandious! Herr von Mayenne sehe sich vor!«
    Sofort kehrte nun der Herzog zum König zurück, den er beim Bilboquetspiel fand, und fing bei der ersten Gelegenheit an, von den Gefahren, die den König umlauerten, zu sprechen.
    »Abermals Gefahren!« rief Heinrich. »Der schwarze Teufel hole dich, Herzog!«
    »Ihr wißt also nicht, Sire, was vorgeht?« – »Nein.«
    »Eure grausamsten Feinde umgeben Euch in diesem Augenblick.« – »Bah! wer denn?«
    »Einmal die Herzogin von Montpensier.« – »Ah! ja, es ist wahr, sie hat gestern Salcède rädern sehen.«
    »Ihr wußtet das also?« – »Du siehst wohl, daß ich es wußte, da ich es dir sage.«
    »Und daß Herr von Mayenne kommt, wußtet Ihr auch?« – »Seit gestern abend.«
    »Wie, dieses Geheimnis! ...« rief der Herzog, in ein unangenehmes Erstaunen versetzt. – »Gibt es Geheimnisse für den König, mein Teurer?«
    »Aber wer konnte es Euch mitteilen?« – »Weißt du nicht, daß wir Fürsten Offenbarungen haben?«
    »Oder eine Polizei.« – »Wenn du eifrig bist, Lavalette, was eine große Tugend ist, so bist du langsam, was man einen großen Fehler nennen muß. Deine Nachricht wäre gestern um vier Uhr sehr gut gewesen, aber heute ...«
    »Nun wohl, Sire, heute?« – »Kommt sie zu spät, das mußt du gestehen.«
    »Es ist noch zu früh, Sire, da ich Euch nicht geneigtfinde, mich anzuhören.« – »Ich höre dich schon seit einer Stunde.«
    »Wie, Ihr werdet bedroht, angegriffen, man legt Euch Hinterhalte und Ihr rührt Euch nicht!« – »Warum dies, da du mir eine Wache gegeben und gestern behauptet hast, meine Unsterblichkeit wäre gesichert? Du runzelst die Stirn. Sprich, sind deine Fünfundvierzig nach Gaskogne zurückgekehrt, oder sind sie etwa nichts wert? Ist es mit diesen Herren wie mit den Maultieren? Am Tage, wo man sie probiert, ist alles Feuer, hat man sie gekauft, so weichen sie zurück.«
    »Es ist gut, Eure Majestät wird sehen, was sie sind.« – »Das soll mir nicht unangenehm sein; werde ich es bald sehen, Herzog?«
    »Eher, als Ihr denkt, Sire.« – »Du machst mir bange.«
    »Ihr werdet sehen, Ihr werdet sehen, Sire. Doch sagt, wann geht Ihr auf das Land, nach Vincennes?« – »Am Sonnabend.«
    »In drei Tagen also?« – »In drei Tagen.«
    »Das genügt, Sire.«
    Epernon verbeugte sich vor dem König und ging hinaus.
    Im Vorzimmer bemerkte er, daß er Herrn Pertinax von seiner Wache abzulösen vergessen, doch Herr Pertinax hatte sich selbst abgelöst.

Zwei Freunde.
    Wenn es dem Leser gefällt, wollen wir nun den beiden jungen Leuten folgen, die der König, entzückt, seine eigenen kleinen Geheimnisse zu haben, seinem Boten Chicot zusandte.
    Kaum zu Pferde, hätten sich Ernauton undSainte-Maline, als sie durch die Pforte ritten, beinahe erdrückt, damit nicht einer dem andern zuvorkomme. Die beiden Pferde, die nebeneinander gingen, preßten in der Tat die Knie ihrer Reiter zusammen. Das Gesicht Sainte-Malines wurde purpurrot, Ernautons wurde blaß.
    »Ihr tut mir wehe, mein Herr,« rief der erstere, als sie außerhalb des Tores waren, »wollt Ihr mich denn zermalmen?« – »Ihr tut mir auch wehe, nur beklage ich mich nicht.«
    »Ihr wollt mir, glaube ich, eine Lektion geben.« – »Ich will Euch gar nichts geben.«
    »Ho! ho!« versetzte Sainte-Maline, der sein Pferd antrieb, um mehr in der Nähe mit seinem Gefährten sprechen zu können, »wiederholt mir noch einmal dieses Wort!« – »Ihr sucht Streit mit mir, nicht wahr?« sagte Ernauton phlegmatisch. »Schlimm für Euch!«
    »Aus welchem Grunde sollte ich Streit mit Euch suchen? Kenne ich Euch?« entgegnete Sainte-Maline verächtlich. – »Ihr kennt mich ganz gut. Einmal, weil dort, woher wir kommen, mein Haus zwei Meilen von dem Eurigen liegt, und ich im Land als Edelmann bekannt bin; sodann, weil Ihr wütend seid, daß Ihr mich in Paris seht, während Ihr allein berufen zu sein glaubtet; und endlich, weil mir der König seinen Brief zu tragen gegeben hat.«
    »Wohl! es mag sein,« rief Sainte-Maline, bleich vor Wut,

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