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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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darf.«
    »An welchem Tage will man Seine Majestät entführen?« – »Gnädigster Herr, das erste Mal, wo sich Seine Majestät in der Sänfte nach Vincennes begeben wird.«
    »Wie wird man sie entführen?« – »Indem man ihre beiden Piqueurs tötet.«
    »Wer wird den Schlag tun?« – »Frau von Montpensier.«
    »Die arme Herzogin,« versetzte Epernon lachend, »wie viele Dinge schreibt man ihr zu.« – »Weniger, als sie ihren Plänen nach zu tun beabsichtigt, gnädigster Herr.«
    »Und damit beschäftigt sie sich in Soissons?« – »Die Frau Herzogin ist in Paris.«
    »In Paris?« – »Dafür stehe ich.«
    »Ihr habt sie gesehen?« – »Ja.«
    »Das heißt, Ihr habt sie zu sehen geglaubt?« – »Ich habe die Ehre gehabt, mit ihr zu sprechen.«
    »Und wo wird sie sich aufstellen, um diese Entführung zu befehligen?« – »An einem Fenster der Priorei der Jakobiner, die, wie Ihr wißt, an der Straße nach Vincennes liegt.«
    »Was zum Teufel erzählt Ihr mir da?« – »Die Wahrheit, Herr Herzog. Es sind alle Maßregeln getroffen, daß die Sänfte in dem Augenblick anhält, wo sie die Fassade des Klosters erreicht.«
    »Und wer hat diese Maßregel getroffen?« – »Ach!«»Alle Teufel! vollendet.« – »Ich gnädigster Herr.«
    Herr von Epernon machte einen Sprung rückwärts. »Ihr?« sagte er. – Poulain seufzte.
    »Ihr, der Ihr die Anzeige macht?« – »Gnädigster Herr, ein guter Diener des Königs muß alles für seinen Dienst wagen.«
    »Gottes Tod! Ihr lauft in der Tat Gefahr, gehängt zu werden.« – »Ich ziehe meinen Tod der Erniedrigung oder dem Tod des Königs vor; deshalb bin ich gekommen.«
    »Das sind schöne Gefühle, mein Herr, und Ihr müßt gute Ursache haben, sie zu hegen.« – »Gnädigster Herr, ich dachte, Ihr wäret der Freund des Königs, Ihr würdet mich nicht verraten und zum Nutzen aller von meiner Offenbarung Gebrauch machen.«
    Der Herzog schaute lange Poulain an und forschte tief in den Linien dieses bleichen Gesichtes.
    »Es muß hier noch etwas anderes im Spiele sein,« sagte er; »so entschlossen auch die Herzogin ist, würde sie es doch nicht wagen, ein solches Unternehmen zu versuchen.« – »Sie erwartet als Helfer ihren Bruder, den Herzog von Mayenne.«
    »Man muß auf diese schönen Pläne Bedacht haben.« – »Ganz gewiß, gnädigster Herr, und deshalb habe ich mich beeilt.«
    »Habt Ihr die Wahrheit gesprochen, Herr Leutnant, so sollt Ihr belohnt werden.« – »Warum sollte ich lügen, gnädigster Herr? Ich sage Euch, ich werde bis zum König gehen, wenn Ihr mir nicht glaubt, und ich will sterben, um zu beweisen, was ich behaupte.«
    »Parfandious! nein, Ihr werdet nicht zum König gehen, hört Ihr, Meister Nicolas; mit mir allein habt Ihr zu tun.« – »Wohl, gnädigster Herr; ich sage dies nur, weil Ihr zu zögern scheint.«
    »Nein, ich zögere nicht, und ich bin Euch vor allemtausend Taler schuldig.« – »Der gnädigste Herr wünscht also, daß ich ihm allein...?«
    »Ja, ich habe Feuereifer und behalte das Geheimnis für mich. Ihr tretet es mir ab, nicht wahr?« – »Ja, gnädigster Herr.«
    »Mit der Gewährschaft, daß es ein wirkliches Geheimnis ist?« – »Oh! mit jeder Gewährschaft.«
    »Tausend Taler gehören also Euch, ohne die Zukunft zu rechnen.« – »Ich habe eine Familie, gnädigster Herr.«
    »Nun wohl! aber tausend Taler! Parfandious!« – »Und wenn man in Lothringen erführe, daß ich eine solche Offenbarung gemacht habe, würde mich jedes Wort, das ich gesprochen, eine Pinte Blut kosten. Deshalb nehme ich die tausend Taler an.«
    »Zum Teufel mit dieser Erklärung! Was kümmere ich mich darum, aus welchem Grunde Ihr sie annehmt, sobald Ihr sie nicht ausschlagt. Die tausend Taler gehören also Euch.« – »Ich danke, Herr Herzog.«
    Und als er sah, daß sich der Herzog einer Kiste näherte und in diese seine Hand tauchte, ging er ihm nach.
    Doch der Herzog begnügte sich, aus der Kiste ein kleines Buch zu ziehen, in das er mit einer riesigen und furchtbaren Handschrift schrieb: »Dreitausend Livres an Herrn Nicolas Poulain,« so daß man nicht wissen konnte, ob er diese dreitausend Livres gegeben hatte, oder ob er sie schuldig war. »Es ist, als ob Ihr sie hättet,« sagte er.
    Nicolas Poulain, der die Hand und das Bein vorgestreckt hatte, zog seine Hand und sein Bein zurück, wodurch er eine Verbeugung machte.
    »Wir sind also übereingekommen?« sagte der Herzog. – »Worüber?«
    »Daß Ihr mich noch fortwährend

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