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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Eurem Herzen erloschen sein können.«
    Sainte-Maline errötete, antwortete aber nicht.
    Ernauton wartete einen Augenblick und fuhr dann fort: »Hat mich der König Euch vorgezogen, so geschah dies, weil ihm mein Gesicht besser gefällt, als das Eurige; bin ich nicht in die Bièvre geraten, so geschah dies, weil ich besser reite, als Ihr; habe ich Eure Herausforderung damals nicht angenommen, so war dies der Fall, weil ich mehr Weisheit besitze, als Ihr; ließ ich mich nicht von dem Hund des Mannes beißen, so war dies die Folge davon, daß ich vorsichtiger bin, als Ihr; fordere ich Euch endlich zu dieser Stunde auf, mir Genugtuung zu geben und den Degen zu ziehen, so ist dies der Fall, weil ich mehr wahre Ehre und, nehmt Euch in acht... wenn Ihr zögert, sage ich, mehr Mut besitze.«
    Sainte-Maline bebte, und seine Augen schleuderten Blitze; alle schlimme Leidenschaften hatten nach und nach ihre Brandmale auf sein bleiches Gesicht gedrückt. Bei dem letzten Worte des jungen Mannes zog er seinen Degen wie ein Wütender. Ernauton hatte den seinigen schon in der Hand.
    »Hört,« rief Sainte-Maline, »nehmt das letzte Wort,das Ihr gesprochen, zurück, es ist zu viel, Ihr müßt es gestehen, Ihr, der Ihr mich genau kennt, da wir, wie Ihr gesagt, nur zwei Meilen voneinander wohnen; nehmt es zurück, Ihr müßt Euch mit meiner Demütigung begnügen; entehrt mich nicht.«
    »Mein Herr, da ich nie in Zorn gerate, so sage ich immer nur, was ich sagen will, folglich werde ich gar nichts zurücknehmen. Ich bin auch empfindlich und neu bei Hofe und will nicht zu erröten haben, sooft ich Euch begegne. Einen Degenstich, wenn's beliebt, das ist ebensowohl zur Genugtuung für mich als für Euch.«
    »Oh! mein Herr,« sagte Sainte-Maline, mit düsterm Lächeln, »ich habe mich elfmal geschlagen, und von meinen elf Gegnern sind zwei gestorben. Ich denke. Ihr wißt das noch?«
    »Und ich habe mich nie geschlagen, weil sich mir nie eine Gelegenheit geboten hat; ich finde sie nach meinem Wohlgefallen, sie kommt auf mich zu, da ich sie nicht suchte, und ich ergreife sie bei den Haaren. Ich erwarte Euch.«
    »Hört,« sagte Sainte-Maline, den Kopf schüttelnd, »wir sind Landsleute, wir sind im Dienste des Königs, zanken wir uns nicht mehr, ich halte Euch für einen wackern Mann; ich würde Euch sogar die Hand bieten, wenn dies nicht beinahe unmöglich wäre. Was wollt Ihr? Ich zeige mich Euch, wie ich bin. Ich bin neidisch, was soll ich machen? Die Natur hat mich an einem schlimmen Tag geschaffen. Herr von Chalabre oder Herr von Montcrabeau oder Herr von Pincorney hätten mich nicht in Zorn gebracht; Euer Verdienst ist es, was meinen Ärger verursacht; tröstet Euch also, da mein Neid nichts gegen Euch vermag und Euch Euer Verdienst zu meinem großen Bedauern bleibt. Wir werden nicht weiter gehen, nicht wahr, ich würde zu sehr leiden, wenn Ihr den Beweggrund unseres Streites sagtet.«
    »Niemand wird unseren Streit erfahren, mein Herr.« – »Niemand?«»Nein, denn wenn wir uns schlagen, so werde ich entweder Euch töten oder mich töten lassen. Ich bin keiner von denen, denen wenig am Leben gelegen ist, im Gegenteil, es liegt mir sehr viel daran. Ich zähle dreiundzwanzig Jahre, habe einen schönen Namen, bin nicht ganz arm; ich hoffe auf mich und auf die Zukunft und werde mich, seid unbesorgt, wie ein Löwe verteidigen.« – »Ich zähle schon dreißig Jahre und bin des Lebens ziemlich überdrüssig, denn ich glaube weder an die Zukunft noch an mich; doch obgleich des Lebens überdrüssig, will ich mich lieber nicht mit Euch schlagen.«
    »Dann werdet Ihr Euch bei mir entschuldigen?« – »Nein, ich habe genug getan und genug gesagt. Seid Ihr nicht zufrieden, desto besser, dann hört Ihr auf, mir überlegen zu sein.«
    »Ich muß Euch daran erinnern, mein Herr, daß man einen Streit nicht so endigt, ohne sich dem Gelächter auszusetzen, wenn beide Gaskogner sind.« – »Das ist es gerade, worauf ich warte.«
    »Ihr wartet?« – »Auf einen Lacher!... Oh! das wird ein herrlicher Augenblick für mich sein.«
    »Ihr verweigert also den Zweikampf?« – »Ich wünsche mich nicht zu schlagen, versteht sich, mit Euch.«
    »Nachdem Ihr mich herausgefordert?« – »Ich gestehe es.«
    »Aber wenn mir die Geduld ausgeht, und ich Euch mit dem Degen angreife?« – Sainte-Maline ballte krampfhaft die Fäuste und erwiderte: »Dann desto besser, ich werfe meinen Degen zehn Schritte von mir.«
    »Nehmt Euch in acht, mein Herr, denn in diesem

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