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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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demselben Augenblick versetzte ihm einer von den Leuten einen Stich, der eine Mauer durchdrungen hätte.
    Aber Chicot gab sich nicht einmal die Mühe zu parieren, er empfing den Stoß mitten auf bei Brust; doch auf dem Panzerhemd Gorenflots zerbrach die Klinge seines Feindes wie Glas.
    »Er ist gepanzert,« sagte der Soldat.
    »Bei Gott!« erwiderte Chicot, der ihm schon mit einem Hieb mit verkehrter Hand den Kopf gespalten hatte.
    Wer andere schrie und war nur noch darauf bedacht zu parieren, denn Chicot griff ihn an. Leider besaß er nicht einmal die Stärke von Jacques Clement. Chicot streckte ihn beim zweiten Ausfall neben seinem Kameraden nieder, so daß der Offizier, als er nach Sprengung der Tür aus dem Fenster schaute, nur noch seine in ihrem Blute schwimmenden Soldaten sah. Fünfzig Schritte von den Sterbenden entfloh Chicot in aller Ruhe.
    »Das ist ein Teufel,« rief der Offizier, »er hat die Eisenprobe.«
    »Ja, aber nicht die, Bleiprobe,« erwiderte ein Soldat, auf ihn anschlagend.
    »Unglücklicher!« rief der Offizier, indem er die Muskete aufhob, »kein Geräusch! Du wirst die ganze Stadt aufwecken; wir finden ihn morgen.«
    »Oh!« sagte philosophisch einer von den Soldaten,»man hätte unten vier Mann aufstellen sollen und oben nur zwei.«
    »Du bist ein Einfaltspinsel!« erwiderte der Offizier.
    »Wir wollen sehen, was der Herzog zu ihm sagt,« brummte der Soldat, um sich zu trösten. Und er setzte den Kolben seiner Muskete auf die Erde.

Dritter Reisetag.
    Chicot entfloh so gemächlich, weil er sich in Etampes befand, das heißt mitten unter einer Bevölkerung und unter dem Schutz von Behörden, die auf sein erstes Ersuchen Gerechtigkeit geübt und selbst den Herzog von Guise verhaftet hätten.
    Seine Gegner begriffen das sehr wohl; der Offizier verbot auch, wie wir sahen, auf die Gefahr, Chicot entfliehen zu lassen, seinen Soldaten, von Schußwaffen Gebrauch zu machen.
    Chicot suchte vergebens seine Kaufleute und ihre Kommis. Dann war er so kühn, als er an der Ecke einer benachbarten Straße die Tritte von Pferden sich hatte entfernen hören, in den Gasthof zurückzukehren.
    Er fand den Wirt, der sein Gleichgewicht noch nicht wiedererlangt hatte und ihn sein Pferd im Stall satteln ließ, wobei er ihn mit einem Erstaunen ansah, als ob er ein Gespenst wäre.
    Chicot benutzte diese wohlwollende Verwunderung, um seine Zeche nicht zu bezahlen, die der Wirt sich seinerseits wohl hütete, von ihm zu fordern. Dann brachte er die Nacht vollends in dem großen Saale eines andern Wirtshauses mitten unter Trinkern zu, die nicht ahnten, daß der lange Unbekannte mit dem lächelnden Gesicht und der freundlichen Miene soeben zwei Männer erschlagen habe.
    Der Tagesanbruch fand ihn auf der Landstraße, voneiner Unruhe heimgesucht, die sich von Augenblick zu Augenblick vermehrte. Zwei Versuche waren gescheitert, ein dritter konnte unheilvoll für ihn werden.
    Zuerst nahm er sich vor, sobald er in Orleans wäre, dem König einen Eilboten zu schicken und ihn zu bitten, ihm von Stadt zu Stadt ein Geleite zu geben.
    Da aber die Straße bis Orleans verlassen und vollkommen sicher war, so dachte Chicot, er würde unnötigerweise feige erscheinen, weshalb er den Schritt unterließ. Doch nach Orleans fühlte Chicot seine Angst sich verdoppeln; es war bald vier Uhr und es kam daher der Abend. Die Straße war von Gebüschen begrenzt, als ob man im Walde ginge, und stieg wie eine Leiter aufwärts; der Reisende war daher wie das Schwarze in der Scheibe für jeden, der ein Verlangen gefühlt hätte, ihm eine Büchsenkugel zuzusenden.
    Plötzlich hörte Chicot in der Ferne ein Geräusch, ähnlich dem Gepolter, das galoppierende Pferde auf trockenem Boden machen. Er wandte sich um und sah unten am Abhang, den er zur Hälfte hinter sich hatte, Reiter, die mit verhängten Zügeln heraufsprengten; es waren ihrer sieben, von denen vier Musketen auf der Schulter hatten.
    Die Pferde dieser Reiter liefen viel schneller als Chicots Pferd. Dieser wollte sich durchaus nicht in einen Kampf der Geschwindigkeit einlassen, der ihm nur schaden konnte. Er ließ nur sein Pferd im Zickzack gehen, damit die Bogenschützen kein festes Ziel hätten.
    In der Tat wurde auch Chicot in dem Augenblick, als die Reiter noch fünfzig Schritte von ihm entfernt waren, mit vier Schüssen begrüßt, von denen drei, der Richtung folgend, in der die Reiter schossen, über seinem Kopfe hingingen.
    Chicot erwartete also diese vier Büchsenschüsse und hatte

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