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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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auch zum voraus seinen Plan gemacht. Als er die Kugeln pfeifen hörte, ließ er die Zügel los und glitt von seinem Pferde herab. Er war so vorsichtig gewesen,sein Schwert aus der Scheide zu ziehen, und hielt in der linken Hand einen Dolch so schneidend wie ein Rasiermesser und so spitzig wie eine Nadel.
    Er fiel also, und dies so, daß seine Beine wie gebogene Federn waren, bereit, sich sofort wieder zu entspannen. Durch die Stellung, die er im Fallen genommen, war sein Kopf zugleich durch die Brust seines Pferdes geschützt.
    Ein Freudenschrei erhob sich aus der Gruppe der Reiter, die Chicot für tot hielten.
    »Ich sagte es Euch wohl, Dummkopf,« rief, im Galopp herbeisprengend, ein Verlarvter, »Ihr habt alles verfehlt, weil man nicht buchstäblich meinen Befehlen gehorchte. Diesmal liegt er unten. Man durchsuche ihn, mag er tot oder lebendig sein, und wenn er sich rührt, mache man ihm den Garaus.« – »Sehr Wohl, gnädiger Herr,« sagte ehrfurchtsvoll einer von den Leuten.
    Sie stiegen alle ab, mit Ausnahme eines Mannes, der die Zügel zusammenfaßte und die Pferde bewachte. Chicot war nicht gerade ein frommer Mann, doch in solchen Augenblicken dachte er daran, daß es einen Gott gibt, und daß der Sünder vielleicht, ehe fünf Minuten vergingen, vor seinem Richter stände. Er murmelte ein finsteres, glühendes Gebet, das sicher oben gehört wurde.
    Zwei Männer näherten sich ihm; beide mit dem Schwert in der Hand.
    Aus der Art, wie Chicot seufzte, sah man wohl, daß er nicht tot war. Da er sich aber nicht rührte, so beging der eifrigere von beiden die Unklugheit, sich dem Bereiche der linken Hand zu nähern; wie von einer Feder geschleudert, drang ihm sogleich der Dolch in seine Gurgel, wo sich das Stichblatt wie auf weichem Wachs eindrückte. Zugleich verschwand die Hälfte des Schwertes, das Chicot in der rechten Hand hielt, in den Lenden des zweiten Reiters, der entfliehen wollte.
    »Bei Gott!« rief der Anführer, »das ist Verrat. Schlagt an, der Bursche ist noch sehr lebendig.«»Gewiß, ich bin noch sehr lebendig,« rief Chicot, dessen Augen Blitze schleuderten, und rasch wie der Gedanke warf er sich auf den Anführer und setzte ihm die Spitze des Dolches auf die Larve.
    Doch schon hielten ihn zwei Soldaten umfangen; er wandte sich um, durchschlug einen Schenkel mit einem gewaltigen Schwertstreich und war frei.
    »Kinder! Kinder! Mord und Tod, greift zu den Büchsen,« rief der Anführer.
    »Ehe die Büchsen fertig sind,« sagte Chicot, »habe ich dir die Eingeweide geöffnet, Schurke, und die Stricke deiner Maske durchschnitten, daß ich weiß wer du bist?«
    »Haltet fest, Herr, haltet fest, und ich werde Euch beschützen,« rief eine Stimme, bei deren Klang Chicot glaubte, sie komme vom Himmel.
    Es war die Stimme eines schönen jungen Mannes, der auf einem guten Rappen ritt. Er hatte zwei Pistolen in der Hand und rief Chicot zu: »Bückt Euch, bückt Euch, beim Himmel! bückt Euch doch!«
    Chicot gehorchte.
    Ein Pistolenschuß krachte, und ein Mann, der seinen Degen fallen ließ, wälzte sich zu den Füßen Chicots.
    Indessen schlugen sich die Pferde; die drei überlebenden Reiter wollten die Steigbügel wieder erreichen, aber es gelang ihnen nicht; der junge Mann feuerte einen zweiten Pistolenschuß, der abermals einen Soldaten niederwarf. »Zwei gegen zwei,« sagte Chicot; »edler Retter, nehmt Euren Mann, hier ist der meinige.«
    Und er drang auf den verlarvten Reiter ein, der ihm indessen, zitternd vor Wut oder vor Furcht, wie ein in der Handhabung der Waffen geübter Mann standhielt.
    Wer junge Mann hatte seinerseits seinen Feind um den Leib gefaßt, niedergeworfen, ohne nur das Schwert in die Hand zu nehmen und knebelte ihn mit seiner Degenkuppel wie ein Lamm auf der Schlachtbank.
    Als sich Chicot einem einzigen Feinde gegenübersah, gewann er wieder seine Kaltblütigkeit und folglich seine Überlegenheit.
    Er griff seinen Gegner, der ziemlich beleibt war, gewaltig an, drängte ihn an den Graben der Straße zurück und brachte ihm auf eine Sekundfinte einen Degenstich mitten in die Rippen bei. Der Mann fiel. Chicot setzte den Fuß auf das Schwert des Besiegten, daß er es nicht mehr fassen konnte, durchschnitt mit seinem Dolche die Schnüre der Larve und rief: »Herr von Mayenne! ... Alle Wetter! ich vermutete es.«
    Der Herzog antwortete nicht; er war halb durch den Blutverlust, halb durch das Gewicht des Sturzes, ohnmächtig geworden.
    Chicot kratzte sich an seiner Nase, wie er es bei

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