Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
Vom Netzwerk:
einer schwierigen Überlegung zu tun pflegte. Nachdem er eine halbe Minute nachgedacht, schlug er seinen Ärmel zurück, nahm seinen breiten Dolch und näherte sich dem Herzog, um ihm den Kopf abzuschneiden.
    Da fühlte er aber, wie ein eiserner Arm den seinen preßte, und er hörte eine Stimme sagen: »Alles schön und gut, mein Herr, doch man tötet einen am Boden liegenden Feind nicht.«
    »Junger Mann,« erwiderte Chicot, »es ist wahr. Ihr habt mir das, Leben gerettet, und ich danke Euch von ganzem Herzen dafür; doch laßt Euch sagen: Wenn ein Mensch in drei Tagen drei Angriffe ausgehalten hat, wenn er dreimal in Lebensgefahr gewesen, wenn er noch ganz warm ist von dem Blute seiner Feinde, die, ohne irgendeine Herausforderung, vier Büchsenschüsse nach ihm abfeuerten, wie nach einem wütenden Wolf, dann, junger Mann, kann dieser Mutige, erlaubt mir, es zu sagen, kühn tun, was ich tun werde.«
    Und Chicot nahm seinen Feind wieder beim Hals, um seine Operation zu vollenden. Doch auch diesmal hielt ihn der junge Mann zurück und sagte: »Ihr werdet dasnicht tun, wenigstens nicht, solange ich da bin. Man vergießt nicht so Blut wie das, welches der Wunde entströmt, die Ihr schon gemacht habt.«
    »Bah!« sagte Chicot erstaunt, »Ihr kennt diesen Elenden?«
    »Dieser Elende ist der Herr Herzog von Mayenne, ein Fürst, an Größe vielen Königen gleich.«
    »Ein Grund mehr,« sagte Chicot mit düsterem Tone... »Doch Ihr, wer seid Ihr?«
    »Ich bin der, der Euch das Leben gerettet,« antwortete kalt der junge Mann.
    »Und der mir, wenn ich mich nicht täusche, vor drei Tagen bei Charenton einen Brief vom König übergeben hat.« – »Ganz richtig.«
    »Dann seid Ihr im Dienst des Königs?« – »Ich habe die Ehre.«
    »Und während Ihr im Dienst des Königs seid, schont Ihr Herrn von Mayenne? Gottes Tod! Erlaubt mir, Euch zu sagen, daß dies nicht das Benehmen eines guten Dieners ist.« – »Ich glaube im Gegenteil, daß ich in diesem Augenblick der gute Diener des Königs bin.«
    »Vielleicht,« erwiderte Chicot traurig; »doch es ist hier nicht der Ort und die Zeit zu philosophieren. Wie heißt Ihr?« – »Ernauton von Carmainges.«
    »Nun, Herr Ernauton, was machen wir mit diesem dicken Aas, das an Größe allen Königen der Erde gleich ist? Denn ich suche das weite Feld, das sage ich Euch zum voraus.« – »Ich werde über Herrn von Mayenne wachen.«
    »Und was macht Ihr mit dem Gesellen, der dort horcht?« – »Der arme Teufel hört nichts, ich habe ihn, wie mir scheint, zu fest zusammengeschnürt, er ist ohnmächtig.«
    »Herr von Carmainges, Ihr habt mir das Leben gerettet, doch Ihr gefährdet es furchtbar für später.« – »Ich tue heute meine Pflicht, Gott wird für die Zukunft sorgen.« – »Es geschehe also, wie Ihr wünscht. Überdieswiderstrebt es mir, diesen wehrlosen Menschen zu töten, obgleich er mein grausamster Feind ist. Gott befohlen, mein Herr.« Nach diesen Worten drückte Chicot Ernauton die Hand. »Er hat vielleicht recht,« sagte er, während er sich entfernte, um sein Pferd wieder zu besteigen. Dann kehrte er noch einmal um und sagte: »Ihr habt hier im ganzen sieben gute Pferde; ich glaube vier für meinen Anteil gewonnen zu haben; helft mir eins auswählen... Ihr versteht Euch darauf?« – »Nehmt das meinige,« erwiderte Ernauton, »ich weiß, was es zu leisten vermag.«
    »Oh! das ist zu viel Großmut, behaltet es für Euch.« – »Nein, ich brauche nicht so schnell zu marschieren.«
    Chicot ließ sich nicht bitten. Er schwang sich auf Ernautons Pferd und verschwand.

Ernauton von Carmainges.
    Ernauton blieb auf dem Schlachtfeld, ziemlich verlegen darüber, was er mit den zwei Feinden machen sollte, die voraussichtlich bald ihre Augen wieder in seinen Armen öffneten.
    Da indes keine Gefahr war, daß sie sich entfernten, ging der junge Mann weg, um Hilfe zu suchen, und fand auch bald, was er suchte.
    Ein Wagen, von zwei Ochsen gezogen und von einem Bauern geführt, erschien oben auf dem Berge, kräftig sich von einem durch das Feuer der untergehenden Sonne geröteten Himmel abhebend.
    Ernauton redete den Führer an, er erzählte ihm, es habe ein Kampf zwischen Hugenotten und Katholiken stattgefunden, dieser Kampf sei für vier tödlich gewesen, zwei hatten ihn jedoch überlebt. Obwohl zum Tode erschrocken, half der Bauer dem jungen Mann, zuerst Herrn von Mayenneund sodann den Soldaten, der immer noch die Augen geschlossen hielt, auf seinen Wagen tragen.
    Im Stalle dieses

Weitere Kostenlose Bücher