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Die Fünfundvierzig

Titel: Die Fünfundvierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas d. Ä.
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Bauern, auf einem guten Strohlager, kam Herr von Mayenne wieder zum Bewußtsein. Er öffnete die Augen und schaute sich mit einem leicht begreiflichen Erstaunen um.
    Sofort entließ Ernauton den Bauern.
    »Wer seid Ihr, mein Herr?« fragte Mayenne. – Lächelnd erwiderte Ernauton: »Erkennt Ihr mich nicht?«
    »Doch wohl,« sagte der Herzog, die Stirn faltend, »Ihr seid, der, der meinem Feind zu Hilfe gekommen ist.« –
    »Ja, ich bin aber auch der, der Euren Feind verhindert hat, Euch zu töten.«
    »Das muß so sein, da ich lebe, wenn er mich nicht etwa tot glaubte.« – »Er entfernte sich, während er Euch lebend wußte.«
    »Er hielt wenigstens meine Wunde für tödlich.« – »Ich weiß es nicht; wenn ich mich aber nicht widersetzt hätte, würde er Euch eine beigebracht haben, die es sicher gewesen wäre.«
    »Aber warum habt Ihr denn meine Leute töten helfen, um hernach diesen Menschen zu hindern, daß er mich töte?« –
    »Das ist ganz einfach, mein Herr, und ich wundere mich, daß ein Edelmann, – Ihr scheint mir einer zu sein, – mein Benehmen nicht begreift. Der Zufall führte mich auf die Straße, der Ihr folgtet, ich sah mehrere Männer einen einzigen angreifen, ich verteidigte den einzelnen Mann; als dieser Tapfere, dem ich zu Hilfe kam – denn wer er auch sein mag, tapfer ist dieser Mann –, mit Euch allein kämpfend, den Sieg hatte, und ich sah, daß er diesen Sieg mißbrauchen wollte, da trat ich mit meinem Schwerte dazwischen.«
    »Ihr kennt mich also? – »Ich brauche Euch nicht zu kennen; ich weiß, daß Ihr ein Verwundeter seid, und das genügt mir.«
    »Seid offenherzig, Ihr kennt mich.« – »Es ist seltsam,daß Ihr mich nicht begreifen wollt; ich finde es durchaus nicht edler, einen wehrlosen Menschen zu töten, als zu sechs einen Vorübergehenden anzugreifen.«
    »Ihr gesteht aber zu, daß es für jedes Ding Gründe geben kann?« – Ernauton verbeugte sich, antwortete aber nicht.
    »Habt Ihr nicht gesehen, daß ich allein den Degen mit diesem Menschen kreuzte?« »Es ist wahr, ich habe es gesehen.«
    »Dieser Mensch ist mein Todfeind.« – »Ich glaube es, denn er hat mir dasselbe von Euch gesagt.«
    »Und wenn ich meine Wunde überlebe...« – »Das geht mich nichts an, Ihr mögt nach Eurem Belieben handeln, mein Herr.«
    »Haltet Ihr mich für sehr gefährlich verwundet?« – »Ich habe Eure Wunde untersucht, mein Herr, und ich glaube, daß sie zwar schwer, aber nicht tödlich ist. Das Eisen ist, wie mir scheint, an den Rippen abgeglitten und nicht in die Brust gedrungen. Atmet, und ich hoffe, Ihr werdet keinen Schmerz in der Gegend der Lunge empfinden.«
    Mayenne atmete mühsam, aber ohne ein inneres Leiden.
    »Es ist wahr,« sagte er; »doch die Menschen, die bei mir waren?« – »Sind tot, mit Ausnahme eines einzigen.«
    »Man hat sie also auf der Straße liegen lassen?« –
    »Ja.«
    »Hat man sie durchsucht?« – »Der Bauer, den Ihr gesehen habt, und der unser Wirt ist, besorgte das.
    »Was hat er bei ihnen gefunden?« – »Etwas Geld.« »Und Papiere?« – »Ich weiß nichts davon.« »Ah!« machte Mayenne mit offenbarer Befriedigung. –
    »Übrigens könnt Ihr Euch bei dem, der noch lebt, erkundigen.«
    »Wo ist er?« – »In der Scheune, zwei Schritte von hier.«
    »Schafft mich zu ihm, oder schafft ihn vielmehr zumir, und wenn Ihr, ein Ehrenmann seid, schwört mir, keine Frage an ihn zu richten.« – »Ich bin nicht neugierig, mein Herr, und will von dieser Suche nichts weiter wissen.«
    Der Herzog schaute Ernauton mit einem Überreste von Unruhe an.
    »Mein Herr,« sagte Ernauton, »ich wäre glücklich, wenn Ihr einem andern den Auftrag erteiltet, den Ihr mir geben wollt.«
    »Ich habe unrecht, mein Herr, und ich erkenne es,« erwiderte Mayenne; »habt die Gefälligkeit, mir den Dienst zu leisten, um den ich Euch bitte.«
    Fünf Minuten nachher trat der Soldat in den Stall. Er stieß einen Schrei aus, als er den Herzog erblickte; dieser aber hatte die Kraft, den Finger auf die Lippen zu legen; der Soldat schwieg sogleich.
    »Mein Herr,« sagte Mayenne zu Ernauton, »mein Dank wird ewig währen, und eines Tages werden wir uns unter besseren Umständen wiederfinden; darf ich Euch fragen, mit wem ich zu sprechen die Ehre habe?«
    »Ich bin der Vicomte Ernauton von Carmainges.«
    »Ihr folgtet dem Wege nach Beaugency.« – »Ja.«
    »Dann habe ich Euch gehindert, und Ihr könnt vielleicht diese Nacht nicht weiter reisen?« – »Im Gegenteil, ich gedenke

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