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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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beschlagnahmte Falschgeld aufgestapelt. Es lag da wie wertloses Papier. Aber das war es ja auch jetzt.
    Ein viel zu hellblondes Fräulein, das aussah als käme es vom Film, hatte mit der Präzision und Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs schließlich das Protokoll getippt.
    „Hier rechts unterschreiben, wenn ich bitten darf“, lächelte Kriminalkommissar Haustecher und schenkte sich ein Bier ein. Für Harald hatte er Zitronensprudel kommen lassen.
    „Das mit den fünftausend Mark wird ein paar Tage dauern, fürchte ich. Aber was machst du damit, wenn du sie bekommst?“ Harald mußte gar nicht lange überlegen.
    „Die Hälfte bekommt Mario für seinen Vater. Mario, von dem ich Ihnen erzählt habe, hat die Belohnung genausogut verdient, und sein Vater kann mit dem Geld sein kleines Geschäft auf die Beine bringen — “
    „Und die zweite Hälfte — ?“
    „Damit mieten wir einen Autobus und dann geht’s mit der ganzen Horde über ein Wochenende ans Meer und in die Dünen. Zum Mittagessen gibt es große Koteletts, zum Kaffee Berge von Eis und Schlagsahne. Aber das sag’ ich denen erst, wenn ich das Geld habe---“
    „Na, dann viel Vergnügen“, meinte Kriminalkommissar Haustecher abschließend und gab Harald die Hand. „Hat mich gefreut, Herr Voss „Madelung korrigierte Harald leise.
    „Wie Sie wünschen, Herr Madelung“, lächelte der Kommissar und ging mit bis zur Tür.
    Jetzt war es schon nach Mitternacht. Irgendwo im Korridor traf Harald den Kriminalassistenten Opitz.
    „Na, zufrieden gewesen mit meiner Zweihundertfünfzig?“
    „— der dritte Gang geht etwas schwer, finde ich grinste Harald.
    „Die Maschine war lange nicht mehr in Reparatur. Aber ich denke, daß ich jetzt etwas Zeit haben werde „Motorradfahren ist was Herrliches — “
    „Wenn es Ihnen so viel Spaß macht, können wir ja mal zusammen losfahren. Vielleicht am Sonntag?---“
    „Das wäre toll, Herr---“
    „Opitz ist mein Name — Werner Opitz
    Nein, wirklich, Kriminalbeamte konnten die freundlichsten Menschen der Welt sein. Freundlicher noch als Versicherungsreisende. Mitten in der Dockstraße trat Harald plötzlich den Rücktritt, zwang sein Rad in die Kurve und fuhr auf einmal wieder zurück in die Richtung, aus der er gerade gekommen war. Dabei war es zum Spazierenfahren wirklich schon etwas spät.
    Aber der schlanke Junge hatte während der Fahrt durch die nächtliche, menschenleere Stadt soeben seine Gedanken geordnet. Hübsch der Reihe nach. Er hatte nochmals den ganzen bewegten Tag, der hinter ihm lag, vor sich abrollen lassen. Und dabei hatte er plötzlich entdeckt, daß irgend etwas noch unerledigt geblieben war. Und das mußte nachgeholt werden. Trotz der späten Stunde. Mario würde bestimmt noch wach liegen, vielleicht sogar auf ihn warten.
    Harald bog in die Pardemannstraße ein. Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Asphalt der Straße war noch naß, und in dieser Nässe spiegelte sich die Laterne, die an dem etwas verbauten Eckhaus hing. Ein matter Schein ihres Lichts fiel noch über das alte Messingschild neben der Tür: „Enrico Potini, Bücher aller Art“.
    Und selbstverständlich — Mario hatte noch wach gelegen. Kein Wunder.

Ein Extrablatt ist fällig

    Kurz vor Mitternacht läutete bei Hauptschriftleiter Sprinter das Telefon. Fünf Minuten später setzte er sich in seinen Sportzweisitzer, und wieder fünf Minuten später trat er vor dem Haupteingang des Abendblatt-Gebäudes auf die Bremse.
    „Hallo!“ rief Sprinter dem Jungen zu, der ihn dort erwartet hatte. „Guten Morgen, Herr Sprinter!“ grüßte Harald und öffnete dem Hauptschriftleiter die Wagentür.
    „Wenn das alles stimmt, ist es die tollste Geschichte, die mir je in die Finger gekommen ist!“ bemerkte Herr Sprinter noch, und dann klingelte er dem Nachtportier.
    Das Verlagsgebäude wirkte jetzt wie ausgestorben. Die
    Korridore und die breite Treppe lagen im Dunkeln, und der Fahrstuhl war abgeschaltet. Um diese Zeit war lediglich noch der Bereitschaftsdienst für die Fernsprechzentrale und für die Räume mit den Fernschreibern im Hause.
    „Ich höre sagte Hauptschriftleiter Sprinter, als er in seinem Büro das Licht angeknipst hatte, und ließ sich jetzt in einen der breiten Klubsessel fallen, während Harald zwischen dem Fenster und dem Schreibtisch hin- und herging.
    Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis Harald seine Geschichte zu Ende erzählt hatte. Im Sprinterschen Büro lag der Tabakqualm inzwischen wie eine Nebelwand,

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