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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Schreibmaschinen. Nur daß sie von niemandem bedient wurden. Beinahe geisterhaft fangen sie plötzlich an zu ticken. In allen Sprachen der Welt und ganz plötzlich zu irgendeiner Sekunde. Jeder auf eine andere Welle eingestellt. Jeder mit einem anderen Zipfel dieser Welt in Verbindung.
    Irgendeine Revolution in Südamerika oder ein brennendes Ölfeld in Persien — überall sitzen Menschen, die dann für ihre
    Nachrichtenbüros ans nächste Telefon stürzen und ihrer Zentrale die Meldung durchgeben. Bis dann in allen Redaktionen der Welt haargenau zur gleichen Sekunde ein ganz bestimmtes Gerät zu arbeiten anfangt. Stundenlang hatte es sich nicht gerührt. Jetzt plötzlich ticken seine Tasten. Lange Papierstreifen füllen sich und fallen dann ein paar Minuten später auf die Redaktionstische.
    Es war schon eine tolle Sache, so eine Zeitung.
    Harald saß immer noch, hing seinen Gedanken nach und sah drüben zum Ende der Rohrpostleitung.
    Da war vom Korridor her wieder die Stimme des neuen Halbschwergewichtsmeisters zu hören.
    Offensichtlich hatte die Kantine also doch schon geschlossen.
    Als Rudi Pleschke hinter seinem Gast ins Zimmer trat, hob er Harald zublinzelnd nur die Schultern, holte tief Luft und ließ sie wieder fallen. Eben so, als wolle er sagen, daß er sich in sein Schicksal wohl oder übel ergeben müsse.
    Der strohblonde Bob Roller ging gerade in die sechste Runde. Er knallte mit der Zunge. Das sollte der Gong sein---
    Harald hatte jetzt wirklich keine Lust, sich alle Einzelheiten des Pariser Kampfes bis zu Ende mit anzuhören. Was interessant war, würde ja morgen in Rudi Pleschkes Bericht nachzulesen sein.
    Und dann war da noch etwas anderes.
    Schon seit jener Nacht, da Clemens Krüger vor seinem Kiosk verhaftet worden war, zumindest aber seit jenem Vormittag mit den Extrablättern, hatte sich Harald vorgenommen, einen Brief zu schreiben. An eine ganz bestimmte Adresse. Und dazu war eigentlich jetzt die beste Gelegenheit.
    Allerdings die Schreibmaschine würde er nicht benutzen können. Ihr Geräusch hätte den Halbschwergewichtsmeister in seinem Bericht gestört. Dabei hatte sich Harald diesen Brief eigentlich gerade mit der Maschine und auf einem sehr offiziellen Abendblatt-Bogen sehr eindrucksvoll vorgestellt.
    Andererseits — die Sache war eine sehr persönliche Angelegenheit. Von privatester Natur sozusagen. Es würde doch wohl besser sein, den Brief mit der Hand zu schreiben und auf ein völlig unbeschriftetes weißes Stück Papier.
    „Sehr geehrtes Fräulein Remo —“
    Harald zerknüllte den kaum begonnenen Brief bereits zum dritten Mal.
    „Liebe Inge!“
    Das war nun doch etwas zu kühn.
    „Sehr geehrtes Fräulein Inge!“
    Dieses „Sehr geehrtes“ klang wieder so verteufelt frisiert und offiziell. Zudem war das I bei Inge mißglückt.
    „Liebes Fräulein Inge!“
    Das war nicht schlecht. Harald besah sich diese erste Zeile sehr kritisch. Mal etwas mehr von links. Mal etwas von rechts. Nein, wirklich — das konnte bleiben. Und nun schrieb er mutig weiter.
    „— in der Hoffnung, Ihnen nicht lästig zu fallen, bitte ich Sie, am Sonntag abend mit mir ins Arkadia zu gehen. Der neue Film ,Bumerang’ soll sehr spannend sein, und ich habe für die 20-Uhr-Vorstellung bereits zwei Karten. Wenn es Ihnen recht ist, erwarte ich Sie eine Viertelstunde vor Beginn am Marco-Polo-Denkmal.
    Ich freue mich sehr auf Ihr Kommen und grüße Sie herzlich
    Ihr Harald Madelung.“

    Der Junge las den Brief noch einmal Zeile für Zeile. Er schien offensichtlich sehr zufrieden zu sein. Lediglich hinter die Worte „zwei Karten“ zeichnete er jetzt noch ein kleines Kreuz, malte ein gleiches Kreuz an den Schluß des Briefes und schrieb erklärend dazu:
    „Es handelt sich um zwei Plätze in den Ranglogen.“
    Wobei er „Logen“ unterstrich.
    Inge sollte nicht im Zweifel darüber bleiben, was sie versäumen würde, sollte sie je mit dem Gedanken spielen, nicht zu kommen. Bob Roller ging gerade in die entscheidende letzte Runde, als Harald seinen Brief adressiert, frankiert und geschlossen hatte.
    „---sein linkes Auge ist zu. Blau wie ein Veilchen. Trotzdem kommt er noch einmal aus seiner Ecke — langsam, den Kopf am Boden wie ein Stier—“
    Bob stellte den Kleiderständer wieder mehr in die Mitte des Zimmers. So etwa um Armesbreite von sich entfernt.
    In diesem Augenblick schlug von der Straße her ein Höllenlärm in das Zimmer.
    Bob Roller ließ unwillkürlich seine ausgestreckte Linke wieder

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