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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Sprinter eine neue Pfeife an, und Harald mußte seine Geschichte zum zweitenmal erzählen. Fräulein Hesselbein stenographierte jedes Wort mit, und zwischendurch unterbrach Herr Sprinter gelegentlich, korrigierte eine Satzstellung oder schlug ein anderes Wort vor.
    Inzwischen arbeitete der Bereitschaftsdienst, telefonierte, schickte Autos durch die Gegend und holte die Belegschaft der Setzerei und des Maschinensaals aus den Betten und Wohnungen. Dann wurden auch die Jungen alarmiert und für elf Uhr vormittags zur Ausgaberampe bestellt.
    Aber die meisten waren heute ohnehin am Vormittag gekommen, um ihre Fahrräder wieder in Ordnung zu bringen. Der alte Bombinsky gab neue Schläuche und Reifen aus.
    „Ich versteh’ die Welt nicht mehr“, knurrte er, als auch Mario eine komplette neue Bereifung bekam und dafür quittierte.
    „Er hat seine eigenen Schläuche zuerst durchgeschnitten“, versuchte Sam zu erklären. Er und die Horde wußten inzwischen Bescheid. Mario wurde seit gestern nacht von allen besonders freundlich behandelt. Sein Anteil an der Gefangennahme der Falschmünzer war ja nicht gering gewesen.
    Um die Mittagszeit waren nur diejenigen der fliegenden Straßenhändler unterwegs, die Morgenzeitungen verkauften.
    Die meisten hatten nämlich tagsüber noch eine andere Arbeit und standen daher nur abends zur Verfügung.
    Deshalb sollte heute nur die eine Hälfte der Jungen, wie üblich, bei den Kiosken anliefern. Die andere Hälfte sollte selbst den Verkauf übernehmen. Und zwar hauptsächlich im Zentrum der Stadt, an den Eingängen zur U-Bahn und an den belebtesten Straßenecken. Alibaba hatte es nicht leicht, die fünfundzwanzig Jungen zu bestimmen, die so wie jeden Abend auf ihren Fahrrädern zu den Kiosken fahren sollten. Jeder wollte natürlich zum direkten Straßenverkauf eingeteilt sein.
    Zuerst hatte der Rothaarige gefragt, ob sich nicht ein Teil der Jungen freiwillig melden würde. Aber leider meldete sich niemand. Da war dem Boß nichts anderes übriggeblieben, als eben Lose auszugeben.
    Um die Mittagsstunde, als die Straßen der Stadt sich gerade belebten und die Gehsteige voller Menschen waren, tauchten in der City die ersten roten Rollpullover auf.
    „Extrablatt! Abendblatt — Extrablatt!“
    Augenblicklich waren die Jungen von Passanten umringt. Autos hielten an, und ihre Besitzer drängten sich durch die Menschen, um auch noch eines der weißen Blätter zu bekommen. Selbst von Straßenbahnen sprang man herunter, wenn gerade irgendeiner der Abendblatt-Jungen in der Nähe war.
    Sam stand auf einer der Stufen des Marco-Polo-Denkmals. Brille war auf den Gartenstuhl eines Gartencafes gesprungen. Klaus Verhoven hatte sich sogar in den leergeplünderten Kiosk von Clemens Krüger gesetzt.
    „Extrablatt! Extrablatt des Abendblatts!“
    In den U-Bahnhöfen, an den Haltestellen der Straßenbahn und der Omnibusse, vor den Eingängen der Warenhäuser und selbst vom Dach einer Telefonzelle herunter schrie es mit hohen, hellen Jungenstimmen.
    „Extrablatt!“
    „Die Falschmünzerbande unschädlich gemacht!“
    „Der Chef der Bande ein Zeitungshändler!“
    „Mehr als 100 000 Mark Falschgeld beschlagnahmt!“
    „Sonderbericht von Harald Madelung!“
    „Extrablatt! Abendblatt — Extrablatt!“
    Die Jungen hatten alle Hände voll zu tun. Man riß ihnen ihre Blätter geradezu aus der Hand. Und sie hatten Mühe, darauf zu achten, jeweils ihren Groschen zu kassieren. Ihre Hosentaschen waren bereits mit Münzen gefüllt wie kleine Geldsäcke.
    „Ausführlicher Sonderbericht von unserem Sonder —“ Dem kleinen schwarzen Sam blieben plötzlich die Worte im Munde stecken. Eine der vielen Hände, die da nach seinen Extrablättern griffen, hielt ihm einen Zwanzigmarkschein unter die Nase. Es war jetzt nicht daran zu denken, zu wechseln und neunzehn Mark und neunzig Pfennig herauszugeben. Unwahrscheinlich, wie wenig Verständnis so ein Mensch haben konnte! Aber als Sam schließlich aufblickte, direkt in das Gesicht dieses Zwanzigmarkschein-Menschen, da verschlug es ihm die Stimme zum zweitenmal. Seine Augen wurden wieder einmal groß und rund wie zwei weiße Billardkugeln. Hinter ihm stand nämlich lächelnd Mr. Voss und dicht neben ihm Hauptschriftleiter Sprinter.
    Mr. Voss nahm schweigend eines der Extrablätter, drückte dem Negerjungen die Banknote in die Hand, und dann fuhr er ihm durch das schwarze Kraushaar.
    „Ist schon gut — hast zum Wechseln ja doch keine Zeit!“ Damit war der Allgewaltige,

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