Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
sonderlich begeistert“, ließ sich jetzt Brille hören.
    So fügte einer seine Eindrücke an die Worte des anderen. Was ihnen so einfiel. Dadurch wurde der Bericht etwas sprunghaft, aber um so bunter und farbiger. Am Ende war ein getreues Bild vom Verlauf des Konzerts gezeichnet.
    Als der Boß auf Professor Beckmann zu sprechen kam, unterbrach ihn Mr. Voss für einen Augenblick: „Ich habe noch gerade, bevor ich hier hereinkam, selbst mit Professor Beckmann telefoniert. Leider ist es ihm nicht möglich, heute abend persönlich hierherzukommen. Er hätte es gern getan. Sein Urteil über die dargebotene Musik deckt sich mit dem Bericht der Jungen. Er sagte mir wörtlich: ,Ein organisierter Lärm, weiter nichts.“ Sie wissen, daß Professor Beckmann der Leiter unserer Musikhochschule ist Der Allgewaltige hatte sich nun wieder erhoben: „Das sind die Tatsachen-“
    Mister Voss holte jetzt die heutige Ausgabe des Abendblattes aus seiner Tasche und legte sie vor sich auf den Tisch.
    „Sie wissen, was ich von einer Zeitung verlange. Ich habe keine unserer Redaktionsbesprechungen vorübergehen lassen, ohne Ihnen immer wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, was wir mit unserem Abendblatt erreichen wollen. Die Wände dieses Raumes haben es wohl schon mehr als hundert Mal aus meinem Munde gehört. Trotzdem müssen wir es erleben, daß in den Spalten unserer Zeitung über das soeben geschilderte Konzert in folgender Art berichtet wird---“
    Mister Voss schob das ausgebreitete Abendblatt zu Hauptschriftleiter Sprinter hinüber.
    „Wollen Sie bitte veranlassen, daß der Verfasser dieses Artikels seinen Bericht persönlich zum Vortrag bringt Schriftleiter Fischer glaubte in diesem Augenblick mitsamt seinem Sessel durch den Boden zu brechen. Bleich wie ein Handtuch stand er jetzt auf und verbarg sich so gut wie möglich hinter der Zeitung. Seine Stimme klang heiser und belegt. Aber der Allgewaltige hatte kein Erbarmen. Immer wieder zwang er den kleinen rundlichen Herrn, undeutlich vorgelesene Stellen zu wiederholen.
    „Wie war das doch? ,— bereitete dem Künstler begeisterte Ovationen lesen Sie doch deutlicher. Ich denke, das ist Ihre Überzeugung, was Sie da geschrieben haben?“
    Und dann ging es Schlag auf Schlag.
    Mister Voss brach die Vorlesung Fischers ab und befahl ihm wie einem Schuljungen, der seine Hausaufgaben schlecht gemacht hat, sich zu setzen.
    Dann forderte er den Vater von Brille auf, seine Aussagen zu machen.
    Alibaba bedauerte es dabei, daß der Löschzugführer sich zu diesem Zweck nicht auch seinen Helm aufgesetzt hatte. Das würde entschieden mehr Eindruck gemacht haben.
    Schon als zu ahnen war, was dieser Feuerwehrmann da zu sagen hatte, schlug eine regelrechte Welle der Entrüstung über dem angeschuldigten Schriftleiter zusammen. Es waren bereits beim Vorlesen des Berichts einzelne Zwischenbemerkungen gemacht worden. Jetzt aber summte und pfiff es rund um den breiten Konferenztisch, als habe man in ein Wespennest gestochen. In einem unerbittlichen Kreuzverhör gab der kleine, dicke Kerl hinter seiner Hornbrille dann auch wirklich zu, vom Impresario Bertelmanns zweihundert Mark erhalten zu haben. Daraufhin brach er in seinem Sessel zusammen. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er bat fast unhörbar, nach Hause gehen zu dürfen, es sei ihm übel.
    Der Allgewaltige legte keinen Wert mehr auf seine Anwesenheit. Er stand jetzt wieder hochaufgerichtet an der Stirnseite des Tisches.
    „Jungen —“ der Rothaarige fuhr zusammen, wie wenn er bei einer üblen Sache erwischt worden wäre. Offensichtlich war jetzt von ihnen die Rede. Er setzte sich in seinem Sessel zurecht, so gut es ging. Etwas zu aufrecht saß er auf dem weichen Polster.
    „—euer Streik heute abend hat unserer Zeitung einen empfindlichen finanziellen Verlust gebracht!“
    Nun zogen die drei Jungen doch ein ziemlich belämmertes Gesicht.
    Mister Voss zündete sich eine Zigarre an. „Aber ich denke, diesen Verlust werden wir wieder ausgleichen. Eure Weigerung, die heutige Nummer des Abendblattes auszuliefern, bringt nämlich auch einen Gewinn. Dieser Gewinn läßt sich allerdings nicht in Zahlen ausdrücken wie der Verlust. Er liegt auf einer anderen Ebene. Ihr habt dafür gesorgt, daß unsere Zeitung heute ihr Gesicht nicht verloren hat.“
    Jetzt war Sprinter der erste, der Beifall klatschte.
    „Was sich aus diesem Vorfall für unsere weitere redaktionelle Arbeit ergibt, das werde ich mit den einzelnen Ressortchefs noch

Weitere Kostenlose Bücher