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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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lassen, damit durch seinen gemeinsamen Einsatz die Zeitung heute doch noch ausgeliefert werden kann! Ich dachte mir, die Belegschaft des Abendblattes könnte in dieser Situation ein Beispiel geben, das —“
    Aber der Allgewaltige, der jetzt bereits den Aufzug betreten hatte, zeigte sich wenig beeindruckt. Er sagte einfach: „Unsinn, schicken Sie die Leute wieder weg —“ und damit verschwand Mister Voss mit dem Fahrstuhl in Richtung des ersten Stockwerkes. Für einen Augenblick waren allerdings noch seine Schuhe zu sehen.
    In Richtung dieser Schuhe verneigte sich jetzt der Personalchef: „Sehr wohl. Wieder wegschicken---“
    Als Mister Voss in sein Arbeitszimmer trat, leuchtete am Schreibtisch bei Fräulein Weißmüller eine rote Lampe auf. Sie mußte mit der Tür, durch die der Allgewaltige einzutreten pflegte, in Zusammenhang stehen.
    Nun dauerte es im allgemeinen zwei oder drei Minuten, bis sich Mister Voss durch seinen Sprechapparat melden würde.
    Aber so lange wollte sich die Sekretärin heute nicht gedulden. Kaum hatte die Signallampe aufgeleuchtet, da trat sie auch schon durch eine der Polstertüren ins Allerheiligste. Schon drei Sekunden später kam sie zurück und ließ Alibaba, Harald und Brille eintreten. Die Jungen waren noch ziemlich außer Atem, denn sie waren gerade erst aus der Stadt zurückgekommen.
    Die drei waren von der Horde ausgewählt worden, um dem Allgewaltigen die Gründe ihres Streikes darzulegen. Sie waren sozusagen Abgeordnete, Delegierte---
    Aber nicht nur beim Abendblatt standen die Signale auf Sturm. Die Nachricht, daß die Konkurrenz die bereits ausgefahrenen Exemplare ihrer Zeitung wieder zurückgeholt hatte, war wie ein Lauffeuer bis in die Direktionszimmer des Nachtexpreß vorgedrungen.
    Nur mit Mühe hatte Chefredakteur Dr. Malborn eine der wenigen ausgelieferten Nummern auftreiben können. Aber so sehr er sich auch bemühte, in der heutigen Ausgabe des Abendblattes irgend etwas zu finden, das ihm die ganze rätselhafte Geschichte erklärt hätte, es gelang ihm nicht. Er hatte die ganze Zeitung nun schon von der ersten bis zur letzten Zeile einschließlich sämtlicher Annoncen viermal durchgelesen. Dabei hatte er nur festgestellt, daß dieses Abendblatt doch eine verdammt gute Zeitung sei. Was ihm übrigens schon längst klar gewesen war.
    Die Schwester seiner Sekretärin war bei der Konkurrenz in der Buchhaltung tätig. Er hatte gehofft, durch deren Vermittlung irgend etwas zu erfahren. Aber das Mädel hatte bereits gegen 18 Uhr seinen ordnungsmäßigen Büroschluß gehabt und wußte nichts.
    Nun hatte der dicke Chefredakteur einen Teil seiner Reporter losgejagt. Da waren fixe Kerle dabei. Es war abzuwarten, was sie ausfindig machten.
    Aber das Warten in dieser Situation war geradezu eine Qual. Selbst die Zigarre schmeckte Dr. Malborn nicht mehr. Er zerdrückte sie unwillig in seinem breiten gläsernen Aschenbecher. Dann klingelte er seiner Sekretärin. Er wolle den Anführer der Fahrradkolonne sprechen. Und zwar sofort.
    Aber auch Bulle konnte keine Erklärung geben. „Die ganzen Händler und die Besitzer der Kioske sind verblüfft.“
    „Es soll mir nicht auf ein ordentliches Trinkgeld ankommen, wenn du in Erfahrung bringst, was hinter der ganzen Sache steckt. Das sollte dir eigentlich nicht schwerfallen —“ Dr. Malborn versuchte es nun doch wieder mit einer neuen Zigarre.
    Aber so liebend gern sich Bulle auch ein paar Kröten verdient hätte, er mußte zugeben: „Die Jungen drüben, die halten zusammen wie Pech und Schwefel. Nein, da ist schwer was rauszukriegen — “
    Dr. Malborn dachte unwillkürlich, daß das Abendblatt um seine Jungen eigentlich zu beneiden sei. Diese fünfzig Kerle waren es ja wohl auch, die hinter der Geschichte mit dem Zirkus Bertoldi gesteckt hatten. Das war nun ziemlich sicher erwiesen. Aber man konnte ihnen nicht ans Leder. Eben weil sie zusammenhielten wie Pech und Schwefel.
    „Eigentlich müßte man versuchen, einen von den Abendblatt-Jungen für uns zu kapern! Es soll auf ein paar Zehnmarkscheine nicht ankommen. Wir wären dann immer über die Konkurrenz orientiert Der dicke Chefredakteur machte diesen Vorschlag in aller Form und Offenheit. Er zog dabei an seiner Zigarre, die ihm nun anscheinend doch zu schmecken schien.
    Bulle setzte sich jetzt wieder seine Mütze auf.
    „Ist vielleicht gar nicht so ausgeschlossen. Ich habe da einen im Auge. Mal sehen. Ich werde mich bemühen, Herr Doktor. Ganz billig wird der Spaß allerdings

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