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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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kam.“ Bulle legte das Geld auf den Tisch, als sei bereits alles in bester Ordnung.
    „Das — das kann ich nicht —“ Mario stieß es schnell und hastig hervor.
    „Klar, das Ding kommt dir etwas plötzlich. Du brauchst Zeit — schön, ich kann warten.“ Bulle steckte sich jetzt eine neue Zigarette zwischen die Lippen. „Sagen wir, ich lasse dir Zeit bis heute mittag. Sagen wir vier Uhr. Genau um vier, auf die Minute, warte ich in einer der Telefonzellen vor dem Hotel Monopol. Brauchst dann nur zu mir in die Zelle zu kommen, als hättest du auch zu telefonieren. Da sieht uns kein Mensch —“
    „Ich komme bestimmt nicht-“
    „Pst!“ Bulle hielt sich den Zeigefinger vor den Mund.
    „So was soll man nicht so schnell sagen. — Überlege dir die Sache erst einmal genau. Du mußt wissen, das wäre nur ein Anfang. Die Angelegenheit könnte im Laufe der Zeit interessanter werden. Das ist nicht ganz unwichtig. Du stellst dich ja mit Alibaba und Konsorten anscheinend ohnehin nicht gerade rosig. Da ist das vielleicht eine ganz nette Gelegenheit, den Knaben Essig in ihren Pudding zu gießen. Damit sie nicht übermütig werden Bulle stand nun schon dicht vor dem roten Plüschvorhang. „Das Geld — Sie haben das Geld vergessen — “
    Aber Bulle schien an den fünf Zehnmarkscheinen nicht mehr interessiert zu sein und tat so, als ob sie ihm bereits nicht mehr gehörten. Er tippte nur an seinen Mützenschirm. „Vier Uhr — Hotel Monopol. Aber pünktlich!“
    Einen Augenblick stand Mario wie erstarrt. Dann nahm er das Geld und lief hinter Bulle her. Aber als er über die ausgetretenen Stufen auf die Straße kam, da sah er nur noch, wie der Chef der Nachtexpreß-Leute mit seinem Fahrrad zur Hafenchaussee einbog. Ohne sich umzusehen.

Der Nachtexpreß erklärt den Krieg

    Es war genau 16 Uhr und 36 Minuten, als Bulle auf die runde Wanduhr sah, die im Vorzimmer der Chefredaktion hing.
    Vier Minuten später, also 16 Uhr 40, stand er vor Dr. Malborn.
    „Ich weiß es. Ich meine, weshalb das Abendblatt gestern
    nicht ausgeliefert wurde---“
    Bulle sagte es nicht ohne eine gute Portion Stolz und kam dabei dicht an den Schreibtisch des Chefredakteurs heran.
    Dr. Malborn, der gerade nach dem Hörer des Telefons greifen wollte, ließ seine Hand auf halbem Wege wieder zum Schreibtisch zurückfallen.
    „Bitte
    Er bot Bulle eine Zigarre an und bediente sich ebenfalls. Dabei schaute er gespannt auf den Kerl, der da in seiner Lederjacke vor ihm stand.
    Der dicke Chefredakteur war bis zur Stunde von allen seinen Reportern, die er wie Spürhunde ausgesetzt hatte, enttäuscht worden. Kein Wunder, daß er nun eine Zigarre anbot. Das entsprach eigentlich nicht seiner Art und war daher ein Zeichen höchster Anerkennung. Es blieb nur zu hoffen, daß sich diese Geste auch als berechtigt erwies.
    Aber der Anführer der Nachtexpreß-Leute war tatsächlich in der Lage, die Erwartungen seines Chefs zu erfüllen. Im Bewußtsein seiner Wichtigkeit hatte er sich in einen Sessel gesetzt, steckte jetzt die Zigarre in Brand und schlug seine Beine übereinander.
    „Gute hundert Mark hat mich die Geschichte allerdings gekostet
    Bulle durfte sicher sein, daß Dr. Malborn nie erfahren würde, wie der schmale schwarzhaarige Italiener wirklich entlohnt worden war. Tatsächlich schien es auf ein paar Scheine mehr oder weniger in diesem Falle ohnehin nicht anzukommen, denn der Dicke hinter seinem Schreibtisch nickte nur. Bulle ärgerte sich jetzt, nicht noch weitere fünfzig Mark verlangt zu haben.
    „Also die Sache liegt folgendermaßen: Gestern abend, als der erste Teil der Zeitung bereits ausgefahren war, entdeckten die Jungen vom Abendblatt plötzlich einen Artikel —“
    Bulle schilderte die ganze Geschichte haargenau, und es zeigte sich, daß er von Mario bis in alle Einzelheiten orientiert worden war. Und Chefredakteur Dr. Malborn unterbrach ihn mit keiner Silbe. Zuweilen allerdings schien es, als paffe er den Rauch seiner Zigarre ungewöhnlich scharf zwischen seinen Zähnen hervor. Insbesondere, als von der Redaktionskonferenz des Abendblattes die Rede war, von der erwiesenen Bedeutungslosigkeit des Bertelmannschen Konzerts und dem ablehnenden Urteil Professor Beckmanns.
    Schließlich hatte auch der Nachtexpreß wahre Jubellieder auf dieses Konzert gesungen.
    Als Bulle mit seinem Bericht gerade zu Ende war und Dr. Malborn bereits in seine Tasche griff, um seinem Boß die
    hundert Mark auszuzahlen — da wurde die Tür aufgerissen.
    Ohne

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