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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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»Aber ich glaube, er weiß gar nicht, wen er da angreift.«
    Wilem machte den Mund wieder zu und blickte nachdenklich.
    Ich fuhr fort: »Überlegt doch mal. Wenn Ambrose mich verdächtigen würde, würde er mich bei den Meistern anzeigen. Das hat er schließlich schon mal gemacht.« Ich rieb mir vorsichtig den verwundeten |318| Arm. »Sie würden meine Verletzungen entdecken, und dann wäre ich dran.«
    Wil sah auf die Tischplatte hinab. »
Kraem «
, sagte er. »Das stimmt. Er verdächtigt dich vielleicht, einen Einbrecher angeheuert zu haben, aber nicht, dass du selbst bei ihm eingestiegen bist. Er würde ja so was niemals selber tun.«
    Ich nickte. »Er versucht damit wahrscheinlich denjenigen zu finden, der in seine Gemächer eingebrochen ist. Oder er will sich bloß ein bisschen rächen. Das würde auch erklären, weshalb die Angriffe immer stärker geworden sind. Er glaubt wahrscheinlich, der Einbrecher wäre nach Imre oder Tarbean abgehauen.«
    »Wir müssen damit zu den Meistern gehen«, sagte Simmon. »Man könnte heute Abend noch seine Gemächer durchsuchen. Dafür würden sie ihn rausschmeißen und zusätzlich noch auspeitschen lassen.« Auf seinem Gesicht machte sich ein gemeines Lächeln breit. »Gott, ich würde zehn Talente dafür geben, wenn ich dabei nur ein einziges Mal die Peitsche schwingen dürfte.«
    Ich lachte über seinen blutrünstigen Tonfall. Es musste schon einiges zusammenkommen, bis man bei Sim unten durch war, doch wenn es mal so weit kam, war es eine Reise ohne Wiederkehr. »Das können wir nicht machen, Sim.«
    Sim sah mich ungläubig an. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Damit darf er nicht durchkommen.«
    »Sie würden erst mal mich rausschmeißen, weil ich in seine Gemächer eingebrochen bin. Ungebührliches Verhalten.«
    »Deshalb würden sie dich nicht rausschmeißen«, sagte Sim, aber er klang alles andere als überzeugt.
    »Dieses Risiko würde ich nicht eingehen«, sagte ich. »Hemme hasst mich. Brandeur hält zu Hemme. Und bei Lorren bin ich immer noch schlecht angeschrieben. Das wären also schon mal drei Stimmen gegen mich.«
    »Ich glaube, du schätzt Lorren falsch ein«, sagte Wilem. »Aber ansonsten hast du recht. Sie würden dich rausschmeißen. Und sei es auch nur, um bei Baron Jakis für gutes Wetter zu sorgen.«
    Sim sah Wilem an. »Meinst du wirklich?«
    Wil nickte. »Und es ist gut möglich, dass sie Ambrose nicht rausschmeißen |319| würden«, sagte er grimmig. »Er ist schließlich Hemmes Lieblingsstudent, und die Meister wissen ganz genau, was für Schwierigkeiten sein Vater der Uni bereiten könnte.« Wil schnaubte. »Ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten, die Ambrose ihnen bereiten könnte, wenn er erst mal sein Erbe antritt.« Wilem senkte den Blick und schüttelte den Kopf. »Ich seh’s wie Kvothe.«
    Simmon stieß einen gedehnten Seufzer aus. »Na toll«, sagte er. Dann sah er mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich hab’s dir gesagt«, sagte er. »Ich hab dir von Anfang an gesagt, du sollst Ambrose in Ruhe lassen. Sich mit dem anzulegen, das ist wie in eine Bärenfalle reinzutreten.«
    »Eine Bärenfalle?«, sagte ich nachdenklich.
    Er nickte. »Reintreten ist ganz leicht. Aber wenn du erst mal drin bist, kriegst du den Fuß nie wieder raus.«
    »Eine Bärenfalle«, sagte ich noch einmal. »Das ist genau das, was ich brauche.«
    Wilem lachte leise.
    »Das meine ich ernst«, sagte ich. »Wo kriege ich eine Bärenfalle her?«
    Wil und Sim sahen mich mit einem seltsamen Blick an, und ich beschloss, mein Glück nicht überzustrapazieren. »War nur ’n Scherz«, log ich, da ich die Dinge nicht noch weiter komplizieren wollte. Eine Bärenfalle konnte ich mir auch alleine besorgen.
    »Wir müssen sicher sein, dass Ambrose dahinter steckt«, sagte Wilem.
    Ich nickte. »Wenn er sich während der nächsten Attacken in seinen Gemächern befindet, müsste das ja wohl Beweis genug sein.«
    Dann widmeten wir uns ein paar Minuten lang schweigend unserem Essen, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    »Also gut«, sagte Simmon schließlich. »Im Grunde hat sich ja nichts geändert. Du brauchst immer noch ein Gram. Nicht wahr?« Er sah zu Wil hinüber, der nickte, und dann sah er wieder zu mir. »Und jetzt beeil dich mit den guten Neuigkeiten, sonst nehme ich mir noch ’n Strick.«
    Da musste ich lächeln. »Fela hat sich bereit erklärt, mir dabei zu helfen, in der Bibliothek nach einem Bauplan zu suchen.« Ich machte |320| eine Geste in Richtung

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