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Die Furcht des Weisen / Band 1

Die Furcht des Weisen / Band 1

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Stunden bis zu meinem Seminar bei Elodin, und ich überlegte, ob die geringe Chance, sie zu finden, den langen Marsch durch die Kälte nach Imre wert war.
    Und während ich dort am Fenster stand, kam ein Kealde zur Tür herein, trat sich den Pulverschnee von den Stiefeln und blickte sich neugierig um. Da es noch recht früh am Tag war, war ich der einzige Anwesende.
    Er kam zu mir, und die Schneeflocken auf seinem Bart schmolzen zu Wassertropfen. »Entschuldigung, ich suche jemanden«, sagte er, und ich war überrascht, dass er ganz ohne kealdischen Akzent sprach. Er griff in seinen langen Mantel und zog einen dicken Briefumschlag hervor, auf dem ein blutrotes Siegel prangte. »Kvo-the«, las er langsam und hielt mir den Umschlag entgegen, so dass ich die Anschrift lesen konnte.
     
    Kvothe – Gasthaus ANKER’S.
    Universität. (Zwei Meilen westlich von Imre.)
    Belenay-Barren
    Zentrales Commonwealth
     
    Es war Dennas Handschrift. »Das spricht sich
Kvoth
aus«, sagte ich. »Das ›e‹ ist stumm.«
    |449| Er zuckte nur die Achseln. »Seid Ihr das?«
    »Ja«, sagte ich.
    Er nickte zufrieden. »Also, ich hab diesen Brief vor ungefähr einer Spanne unten in Tarbean übernommen. Hab ihn für einen harten Penny jemandem abgekauft. Der hat behauptet, er hätte ihn in Junpui einem Seemann abgekauft – für einen vintischen Silber-Bit. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie die Stadt hieß, wo der Seemann ihn herhatte, aber es war irgendwo im Landesinnern.«
    Der Mann sah mir in die Augen. »Ich erzähle Euch das, damit Ihr nicht glaubt, ich wollte Euch begaunern. Ich habe einen ganzen harten Penny dafür bezahlt und bin von Imre hierher gekommen, obwohl das ein Umweg für mich ist.« Er sah sich im Schankraum um. »Aber ich denke mal, ein Mann, der ein so schönes Wirtshaus besitzt, wird sich nicht darüber streiten, einem Boten zu geben, was er ihm schuldig ist.«
    Ich lachte. »Das ist nicht mein Wirtshaus«, sagte ich. »Ich habe hier nur ein Zimmer.«
    »Oh«, sagte er, offensichtlich ein wenig enttäuscht. »Ihr standet gerade da, als würde Euch der ganze Laden gehören. Aber sei’s drum: Ihr versteht sicher, dass ich meine Unkosten wieder reinkriegen muss.«
    »Ja, das verstehe ich«, sagte ich. »Wie viel haltet Ihr denn für angemessen?«
    Er musterte mich und meine Kleidung. »Ich denke mal, ich wäre zufrieden, wenn ich meinen harten Penny wieder reinkriegen würde, und einen weichen Penny dazu.«
    Ich zückte meinen Geldbeutel und suchte darin herum. Glücklicherweise hatte ich einige Tage zuvor beim Kartenspielen etwas aturisches Geld gewonnen. »Einverstanden«, sagte ich und gab ihm die Münzen.
    Er schickte sich an aufzubrechen, kam dann aber doch noch einmal zurück. »Nur so aus Neugier«, sagte er. »Hättet Ihr dafür auch zwei harte Penny gezahlt?«
    »Wahrscheinlich schon«, erwiderte ich.
    »
Kist
!«, fluchte er, verließ das Lokal und knallte die Tür hinter sich zu.
    |450| Der Briefumschlag war aus schwerem Pergament und zerknittert und beschmutzt. Man sah, dass er durch viele Hände gegangen war. Das Siegel zeigte einen aufsteigenden Hirsch vor einem Fass und einer Harfe. Ich zerbrach es zwischen den Fingern und setzte mich.
    In dem Brief stand:
     
    Lieber Kvothe,
    es tut mir leid, dass ich ohne ein Wort aus Imre abgereist bin. Ich habe Dir am Abend meiner Abreise einen Brief geschickt, aber ich nehme an, dass Du ihn nie bekommen hast.
    Ich bin außer Landes gereist, um mich nach besseren Möglichkeiten umzusehen. Ich mag Imre und schätze Deine gelegentliche Gesellschaft sehr, aber es ist doch recht kostspielig, dort zu leben, und meine Aussichten waren in letzter Zeit sehr mager.
    Yll ist wunderschön, sanfte Hügel, wohin man sieht. Das Wetter ist ganz nach meinem Geschmack: Es ist wärmer hier, und außerdem riecht man das Meer. Vielleicht kann ich hier einmal einen ganzen Winter verbringen, ohne dass mich meine Lunge aufs Krankenlager wirft. Das wäre das erste Mal seit vielen Jahren.
    Ich habe einige Zeit in den kleinen Königreichen verbracht und auch ein Gefecht zwischen zwei berittenen Truppen mit angesehen. Ein solches Geschepper und Pferdegeschrei hast du noch nicht gehört. Ich habe auch einige Zeit auf See verbracht und alle möglichen Seemannsknoten gelernt und wie man richtig spuckt. Meinen Schimpfwortschatz habe ich auch sehr erweitert.
    Wenn Du mich nett bittest, werde ich Dir bei unserem nächsten Treffen meine neu erworbenen Fertigkeiten gerne vorführen.
    Außerdem habe

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