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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Sprechen oder Atmen.«
    Meine Hand lag auf ihrem flachen Bauch. Ihre Haut war weich und glatt, aber wenn sie lachte, spürte ich darunter ihre Bauchmuskeln hart wie stählerne Bänder.
    »Ja, für jetzt reicht es.« Die Erschöpfung war auch Penthe deutlich anzuhören. »Vashet wäre verärgert, wenn ich allen Saft aus dir herauspressen würde wie aus einer Frucht.«
    Trotz des langen Tages war ich seltsam wach, und auch meine Gedanken waren klar und scharf. Mir fiel etwas ein, das Penthe gesagt hatte. »Du meintest, Frauen könnten ihren Zorn vielseitig verwenden. Was können Frauen im Unterschied zu Männern damit tun?«
    »Wir unterrichten«, sagte Penthe. »Wir geben Namen, wir zählen die Tage, wir sorgen dafür, dass alles reibungslos abläuft, wir pflanzen und wir machen Babys.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir tun vieles.«
    »Männer können das auch«, sagte ich.
    Penthe kicherte. »Du hast mich falsch verstanden«, sagte sie und strich über mein Kinn. »Männer können sich Bärte wachsen lassen, aber Babys sind etwas anderes, daran seid ihr nicht beteiligt.«
    »Wir tragen sie nicht aus«, erwiderte ich ein wenig gekränkt, »aber wir sind schließlich an ihrer Entstehung beteiligt.«
    Penthe lächelte mich an, als hätte ich einen Witz gemacht. Doch dann verging ihr Lächeln. Sie stützte sich auf den Ellbogen auf und musterte mich eingehend. »Meinst du das im Ernst?«
    Als sie mein verwirrtes Gesicht sah, riss sie erstaunt die Augen auf und setzte sich hin. »Tatsächlich!«, rief sie. »Du glaubst an Mann-Mütter!« Sie kicherte und schlug beide Hände vor den Mund. »Ich habe daran nie geglaubt!« Sie ließ die linke Hand sinken und grinste mich amüsiert an. Dazu machte sie die Geste für
entzücktes Staunen.
    Ich hätte mich eigentlich ärgern müssen, konnte aber die Kraft dazu nicht aufbringen. Vielleicht stimmte ja tatsächlich einiges von dem, was sie über Männer gesagt hatte, die ihren Zorn weggaben. »Was ist eine Mann-Mutter?«, fragte ich.
    »Du meinst das im Ernst?«, sagte sie. Die eine Hand hielt sie sich weiter vor den lächelnden Mund. »Du glaubst wirklich, dass der Mann das Baby in die Frau hineinlegt?«
    »Na ja … doch«, sagte ich ein wenig verlegen. »Sozusagen. Um ein Baby zu machen, braucht man einen Mann und eine Frau, eine Mutter und einen Vater.«
    »Ihr habt sogar ein Wort dafür!«, rief Penthe begeistert. »Ich habe davon schon gehört, damals als man mir von der Suppe aus Dreck erzählte. Aber ich hätte nie geglaubt, dass es stimmt!«
    Ich wurde langsam unruhig und setzte mich ebenfalls auf. »Du weißt aber doch, wie Babys gemacht werden, ja?« Ich machte die Geste für
sehr ernst gemeint.
»Was wir heute fast den ganzen Tag getan haben – so macht man Babys.«
    Sie starrte mich einen Moment lang in entgeistertem Schweigen an und begann hemmungslos zu lachen. Zwar versuchte sie einige Male, etwas zu sagen, doch sobald sie mein Gesicht sah, wurde sie wieder von Lachen überwältigt.
    Dann legte sie die Hände auf ihren Bauch und drückte wie ratlos daran herum. »Ja, wo ist denn mein Baby?« Sie betrachtete ihren flachen Bauch. »Vielleicht habe ich all die Jahre beim Liebesspiel etwas falsch gemacht.« Sie lachte wieder und die Muskeln auf ihrem Bauch zuckten und formten ein Muster wie ein Schildkrötenpanzer. »Wenn stimmt, was du sagst, müsste ich inzwischen hundert Babys haben. Fünfhundert!«
    »Es passiert nicht jedes Mal«, sagte ich. »Frauen sind nur zu bestimmten Zeiten für ein Baby bereit.«
    »Und hast du schon eins gemacht?« Penthe sah mich in gespieltem Ernst an, während ein Lächeln um ihre Mundwinkel zuckte. »Ein Baby mit einer Frau?«
    »Ich habe aufgepasst, dass es nicht passiert. Es gibt ein Kraut namens Silphium. Ich esse jeden Tag etwas davon, und das verhindert, dass ich einer Frau ein Baby mache.«
    Penthe schüttelte den Kopf. »Das ist wieder so eins von euren barbarischen Ritualen bei der Liebe«, sagte sie. »Bekommen die Frauen bei euch auch Babys, wenn sie die Männer zu einer Blumenwiese bringen?«
    Ich beschloss, es anders zu versuchen. »Wenn die Männer an der Entstehung von Babys nicht beteiligt wären, wie erklärst du dir dann, dass die Babys aussehen wie ihre Väter?«
    »Babys sehen wie zornige alte Männer aus«, sagte Penthe. »Kahl und mit …« Sie zögerte und fasste sich an die Wange. »… mit Falten im Gesicht. Vielleicht machen also nur alte Männer Babys?« Sie grinste.
    »Und wie ist das bei kleinen

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