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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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verlieh.
    »Natürlich«, sagte Shehyn nach kurzem Zögern, und auch Tempi bekundete hastig
Zustimmung.
Penthe führte mich bereits entschlossen den Hang hinunter.
    Wir gingen etwa eine Viertelmeile. Penthes Hand ruhte leicht auf meinem Arm.
    »Sind die Prellungen so schlimm, dass du eine Salbe brauchst?«, fragte sie schließlich in ihrem von einem leichten Akzent gefärbten Aturisch.
    »Eher nicht.«
    »Dachte ich mir. Aber ich habe nach einem verlorenen Kampf selten Lust, mir von anderen anzuhören, was ich falsch gemacht habe.« Sie lächelte mich verschwörerisch an.
    Ich lächelte zurück.
    Wir setzten unseren Weg fort. Penthe hielt weiter meinen Arm und führte mich durch ein Wäldchen und einen steilen, in einen Felshangeingeschnittenen Weg hinauf. Schließlich gelangten wir in ein abgeschiedenes kleines Tal mit einer Wiese, die über und über mit Papavler-Blumen bedeckt war. Die lose angeordneten Blütenblätter leuchteten fast im selben Blutrot wie Penthes Söldnerkleid.
    »Ich weiß von Vashet, dass Barbaren beim Liebesspiel seltsame Rituale befolgen«, sagte Penthe. »Sie meinte, wenn ich dich ins Bett bekommen wollte, müsste ich dich an einen Ort mit Blumen bringen.« Sie zeigte auf die Wiese. »Das sind die schönsten, die ich um diese Jahreszeit finden konnte.« Sie sah mich erwartungsvoll an.
    »Aha«, sagte ich. »Wahrscheinlich hat Vashet sich einen Scherz mit dir erlaubt. Oder mit mir.« Penthe runzelte die Stirn, und ich fuhr hastig fort: »Aber es stimmt, dass die Barbaren in ihrem Liebesleben viele Rituale haben. Bei uns ist das alles etwas kompliziert.«
    Penthe machte die Handbewegung für
Überdruss.
»Das überrascht mich nicht. Ich bekomme ständig Geschichten über die Barbaren zu hören. Schließlich muss ich ja lernen, bei euch zurechtzukommen.« Verschmitztes
Jedoch
. »Aber da ich noch nie bei den Barbaren war, sind bestimmt auch Geschichten dabei, mit denen die anderen mich necken wollen.«
    »Was denn zum Beispiel?« Ich musste daran denken, was ich über die Adem und das Lethani gehört hatte, bevor ich Tempi kennenlernte.
    Penthe zuckte die Schultern.
Leichte Verlegenheit.
»Dummes Zeug. Es heißt zum Beispiel, die Männer der Barbaren seien riesengroß.« Sie hob die Hand hoch über meinen Kopf und zeigte eine Größe von deutlich über zwei Metern an. »Naden erzählte mir, er sei in einer Stadt gewesen, in der die Barbaren eine aus Dreck gekochte Suppe gegessen hätten. Außerdem heißt es, die Barbaren würden nie baden. Und sie würden ihren Urin trinken, weil sie glauben, dass man dann länger lebt.« Penthe schüttelte lachend den Kopf und bezeichnete mit der Hand eine Mischung aus
Abscheu
und
Belustigung
.
    »Heißt das, dass ihr euren nicht trinkt?«, fragte ich erstaunt.
    Penthe erstarrte mitten im Lachen und sah mich an. Gesicht und Hände zeigten eine verwirrte Mischung aus Verlegenheit, Ekel und Unglauben, ein so bizarres Wirrwarr von Gefühlen, dass ich unwillkürlichlachen musste. Ich sah ihre Erleichterung, als sie merkte, dass ich nur einen Witz gemacht hatte.
    »Ich verstehe schon«, sagte ich. »Wir erzählen uns ähnliche Geschichten über die Adem.«
    In Penthes Augen trat ein Funkeln. »Du musst sie mir erzählen, wie ich dir unsere erzählt habe. Das ist nur gerecht.«
    Da ich noch wusste, wie Tempi auf die Geschichten über das Wortfeuer und Lethani reagiert hatte, beschloss ich, Penthe etwas anderes zu erzählen. »Bei uns sagt man, Adem, die sich als Söldner verdingen, würden nie lieben. Es heißt, ihr würdet eure ganze Energie und Kraft in den Ketan stecken und wärt deshalb so gute Krieger.«
    Penthe bekam einen Lachanfall. »Wenn es so wäre, hätte ich es nie bis zum dritten Stein geschafft.«
Augenzwinkernde Belustigung.
»Wenn Enthaltsamkeit die Voraussetzung für Kämpfen wäre, gäbe es Tage, an denen ich nicht einmal die Faust ballen könnte.«
    Mein Puls beschleunigte sich, als ich das hörte.
    »Aber ich kann mir denken, woher das Gerücht kommt«, fuhr sie fort. »Bestimmt glaubt ihr das, weil kein Adem je mit einem Barbaren ins Bett gehen würde.«
    »Ach so«, meinte ich ein wenig enttäuscht. »Warum hast du mich dann auf diese Blumenwiese gebracht?«
    »Du bist jetzt einer von uns«, sagte Penthe unbekümmert. »Wahrscheinlich wirst du jetzt viel Besuch bekommen. Du hast ein nettes Gesicht und man muss auf deinen Zorn einfach neugierig sein.«
    Sie machte eine Pause und schlug vielsagend die Augen nieder. »Oder hast du eine

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