Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
klare Flasche in der Hand. »Braucht Ihr sonst noch irgendetwas? Ich habe auch Papier und Tinte vorrätig.«
    »Das könnte morgen nötig werden«, sagte der Chronist. »Mein Papier habe ich nämlich schon fast aufgebraucht. Aber neue Tinte kann ich heute Abend auch noch anreiben.«
    »Die Mühe könnt Ihr Euch sparen«, sagte Kvothe leichthin. »Ich habe noch etliche Flaschen feine Tinte aus Arueh auf Lager.«
    »Echte Tinte aus Arueh?«, fragte der Chronist verblüfft.
    Kvothe lächelte breit und nickte.
    »Das ist wirklich sehr freundlich von Euch«, sagte der Chronist und entspannte sich ein wenig. »Ich gebe zu, ich habe mich nicht unbedingt darauf gefreut, heute Abend noch eine Stunde lang Tinte zu reiben.« Er nahm die klare Flasche und den Lappen und hielt dann noch einmal inne. »Dürfte ich Euch eine Frage stellen? Gewissermaßen inoffiziell?«
    Ein süffisantes Lächeln spielte um Kvothes Lippen. »Nur zu. Inoffiziell.«
    »Mir ist aufgefallen, dass Eure Schilderung von Caesura nicht …« Er zögerte. »… also, dass sie nicht so ganz mit dem tatsächlichen Schwert übereinzustimmen scheint.« Er sah noch einmal kurz zu dem Schwert hinter dem Tresen hinauf. »Die Parierstange ist ganz anders, als Ihr sie beschrieben habt.«
    Kvothe grinste breit. »Ihr seid aber auch wirklich ein aufgeweckter Bursche, was?«
    »Ich wollte damit keinesfalls andeuten, dass –«, sagte der Chronist schnell und blickte betreten.
    Kvothe lachte von Herzen. Sein Lachen hallte im Schankraum wider, und einen Moment lang wirkte das Wirtshaus gar nicht mehr so verwaist. »Nein, Ihr habt vollkommen recht.« Er sah sich zu dem Schwert um. »Das ist nicht … Wie hat der Junge es heute Morgen noch genannt?« Sein Blick schweifte einen Moment lang wie in weite Ferne, und dann kehrte sein Lächeln zurück. »Kaysera. Der Dichtermörder.«
    »Ich war nur neugierig«, sagte der Chronist in entschuldigendem Ton.
    »Und ich soll jetzt gekränkt sein, weil Ihr gut aufpasst?«, fragte Kvothe und lachte erneut. »Was wäre es schon für ein Vergnügen, eine Geschichte zu erzählen, wenn einem keiner richtig zuhört?« Er rieb sich eifrig die Hände. »Also gut: das Abendessen. Was hättet Ihr denn gern? Kalt oder warm? Suppe oder Eintopf? Ich bin auch ein ziemlicher Könner, was Pudding angeht.«
    Sie einigten sich auf etwas Schlichtes, damit der Küchenherd nicht noch einmal angefeuert werden musste. Kvothe ging forschen Schritts im Wirtshaus umher und trug alles Nötige zusammen, und während er kalten Lammbraten und einen halben Laib pikanten Hartkäse aus dem Keller heraufholte, summte er vor sich hin.
    »Das wird eine schöne Überraschung für Bast«, sagte er und grinste zu dem Chronisten hinüber, während er ein Glas eingelegte Oliven aus der Speisekammer hereintrug. »Er weiß nicht, dass wir welche haben, sonst hätte er sie längst verputzt.« Er band die Schürze auf und zog sie sich über den Kopf. »Ich glaube, wir haben im Garten sogar noch ein paar Tomaten.«
    Einige Minuten später kam Kvothe wieder herein. Seine Schürze nutzte er als Bündel. Er war nass vom Regen, und das Haar klebte ihm wirr am Kopf. Aber er grinste jungenhaft und wirkte in diesem Moment so gar nicht mehr wie der ernste, sich bedächtig bewegende Wirt.
    »Das Wetter weiß noch nicht recht, ob’s stürmen will oder nicht«, sagte er, legte die Schürze auf den Tresen und nahm vorsichtig die Tomaten heraus. »Aber wenn es sich dazu entschließt, steht uns heute Abend noch ein waschechter Wagenkipper ins Haus.« Er legte alles auf einem großen Schneidebrett zurecht und summte dabei vor sich hin.
    Da öffnete sich die Wirtshaustür, und ein Windstoß brachte das Lampenlicht zum Flackern. Zwei Soldaten kamen herein, gegen Wind und Wetter gebeugt. Ihre Schwerter ragten hinter ihnen hervor, als wären es Schwänze, und ihre blauweißen Waffenröcke waren vom Regen ganz dunkel.
    Sie stellten ihr schweres Marschgepäck ab, und der Kleinere der beiden stemmte sich mit einer Schulter gegen die Tür und drückte sie gegen den Wind wieder zu.
    »Potz Blitz und Hagelschlag«, sagte der Größere und richtete seine Kleider. »Das ist wirklich kein Abend, den man unter freiem Himmel verbringen will.« Er hatte eine Halbglatze und einen kräftigen schwarzen Vollbart, der ihm flach wie ein Spatenblatt im Gesicht hing. Er sah zu Kvothe hinüber. »He, Junge!«, sagte er fröhlich. »Wir waren echt froh, als wir euer Licht gesehen haben. Lauf mal los und hol den Wirt,

Weitere Kostenlose Bücher