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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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mache keine Geschäfte an der Haustür«, erwiderte sie tonlos. »Du musst schon reinkommen.«
    Ich wartete, aber sie blieb in der Tür stehen. Aus ihrem Zimmer roch es nach Zimt und Honig.
    »Devi?«, sagte ich. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Du bist …«, erwiderte sie und verstummte. Sie starrte mich weiterhin an, und ihre Stimme war immer noch vollkommen tonlos. »Du bist doch angeblich tot.«
    »In dieser wie in vieler anderer Hinsicht lege ich es darauf an, Erwartungen zu enttäuschen«, erwiderte ich.
    »Ich war mir ganz sicher, dass er es getan hat«, fuhr Devi fort. »Die Baronie seines Vaters wird ja auch ›die Pirateninsel‹ genannt. Ich warmir sicher, dass er es getan hat, weil wir das Feuer in seinen Gemächern gelegt haben. Das Feuer habe ja eigentlich ich gelegt, aber das konnte er ja nicht wissen. Du warst der Einzige, den er gesehen hat. Du und dieser Kealde.«
    Devi sah mich an und blinzelte ins Licht. Die Geldverleiherin mit dem Elfengesicht hatte von Natur aus einen hellen Teint, doch nun sah ich sie zum ersten Mal kreidebleich. »Du bist so groß«, sagte sie. »Ich hatte ganz vergessen, wie groß du bist.«
    »Und ich hätte fast vergessen, wie hübsch du bist«, erwiderte ich. »Aber es ist mir dann doch nicht gelungen.«
    Devi stand immer noch blass in der Tür und starrte mich an. Mit besorgter Miene trat ich einen Schritt vor und legte ihr eine Hand auf den Arm. Halbwegs erwartete ich, dass sie vor mir zurückweichen würde, doch stattdessen starrte sie einfach nur meine Hand an.
    »Ich warte immer noch auf einen witzigen Spruch«, neckte ich sie. »Normalerweise bist du schneller.«
    »Ich glaube, ich bin dir gerade nicht gewachsen, was witzige Sprüche angeht«, erwiderte sie.
    »Gewachsen warst du mir nie«, sagte ich. »Aber ein kleines Geplänkel haben wir doch immer noch hingekriegt.«
    Devi zeigte die Andeutung eines Lächeln, und in ihre Wangen kehrte ein wenig Farbe zurück. »Du bist doch echt ein Dummschwätzer vor dem Herrn«, sagte sie.
    »Na bitte, geht doch«, sagte ich aufmunternd und zog sie aus der Tür ins helle Licht des Herbstnachmittags. »Wusste ich’s doch, dass du das noch kannst.«

     
    Wir gingen in ein Wirtshaus um die Ecke, und mit Hilfe eines kleinen Biers und eines üppigen Mittagessens erholte sich Devi von dem Schock, mich lebend gesehen zu haben. Bald war sie wieder so scharfzüngig wie eh und je, und beim Glühwein nahmen wir unser übliches Geplänkel wieder auf.
    Anschließend spazierten wir zurück zu ihren Räumen über derMetzgerei, wo Devi feststellte, dass sie komplett vergessen hatte, ihre Tür abzuschließen.
    »Grundgütiger Tehlu«, sagte sie, als wir drinnen waren, und schaute sich hektisch um. »Das ist mir wirklich noch nie passiert.«
    Ich ließ ebenfalls den Blick durch den Raum schweifen und stellte fest, dass sich dort seit meinem letzten Besuch nicht viel verändert hatte. Bloß das zweite Bücherregal war nun fast schon zur Hälfte gefüllt. Ich überflog die Titel, während Devi in den anderen Zimmern nachsah, ob etwas fehlte.
    »Möchtest du dir irgendwas davon ausleihen?«, fragte sie, als sie wiederkam.
    »Nein, ich habe eher dir etwas mitgebracht«, antwortete ich.
    Ich stellte meinen Reisesack auf ihren Schreibtisch und zog ein flaches, rechteckiges Päckchen daraus hervor, das in Öltuch eingeschlagen und mit Bindfaden verschnürt war. Dann verfrachtete ich den Reisesack wieder auf den Fußboden, legte das Päckchen auf den Schreibtisch und schob es Devi hin.
    Sie kam mit skeptischem Blick an den Tisch, setzte sich und öffnete das Päckchen. Es enthielt die Ausgabe des
Celum Tinture
, die ich aus Caudicus’ Bibliothek entwendet hatte. Dieses Buch war zwar keine große Rarität, aber für eine Alchemistin, die keinen Zugang zur Universitätsbibliothek besaß, ein durchaus sehr nützliches Hilfsmittel. Nicht dass ich irgendetwas von Alchemie verstand.
    Devi betrachtete das Buch. »Und wofür ist das?«, fragte sie.
    Ich lachte. »Das ist ein Geschenk.«
    Sie musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. »Wenn du glaubst, dass ich dir deshalb dein Darlehen verlängere …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich dachte bloß, es würde dir gefallen«, sagte ich. »Und was das Darlehen angeht …« Ich zog meinen Geldbeutel hervor und zählte ihr neun Talente auf den Tisch.
    »Na so was«, sagte Devi verblüfft. »Da scheint ja jemand eine gewinnbringende Reise gemacht zu haben.« Sie sah mich an. »Willst du damit nicht lieber

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