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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Klang von sich. »Das hier bezeichnen wir als Wehrsteine.«
    Er bückte sich und legte die Würfel auf den Boden, gut anderthalb Meter auseinander. Dann berührte er sie beide und murmelte etwas vor sich hin, so leise, dass ich es nicht verstand.
    Ich nahm eine geringfügige Veränderung in der Luft wahr. Erst dachte ich, im Raum würde es kälter, doch dann wurde mir klar, was es wirklich war: Ich konnte die Hitze nicht mehr spüren, die von dem Schmelzofen am anderen Ende von Kilvins Büro ausging.
    Kilvin nahm den Schürhaken zur Hand, der neben dem Ofen hing, und schlug damit in die Richtung meines Kopfes. Die ganze Bewegung geschah so beiläufig, dass ich überhaupt nicht darauf gefasst war und nicht einmal Zeit hatte, mich zu ducken oder auszuweichen.
    Gut einen Meter vor mir hielt der Schürhaken unvermittelt inne, als wäre er an eine unsichtbare Barriere geknallt. Es gab dabei allerdings keinerlei Geräusch, und er prallte auch nicht in Kilvins Händen zurück.
    Ich streckte vorsichtig eine Hand nach dem Haken aus und stieß an … nichts. Es war, als wäre die Luft dort vor mir mit einem Mal nicht mehr gasförmig, sondern fest.
    Kilvin grinste mich an. »Diese Wehrsteine sind ganz besonders nützlich, wenn man gefährliche Experimente durchführt oder bestimmte Ausrüstungsgegenstände erprobt«, sagte er. »Sie schaffen auf irgendeine Weise eine thaumatische und kinetische Barriere.«
    Ich fuhr weiter mit der Hand über das unsichtbare Hindernis. Es war nicht hart und nicht einmal fest. Wenn ich drückte, gab es ein klein wenig nach, und es fühlte sich rutschig an, wie Glas, das mit Butter bestrichen ist.
    Kilvin sah mir mit leicht belustigtem Blick zu. »Ehrlich gesagt, Re’lar Kvothe, habe ich, bevor Elodin mit seinem Vorschlag kam, überlegt, deinen Pfeilfänger analog zu diesen Steinen Kleinwehr zu nennen.« Er runzelte ein wenig die Stirn. »Das trifft es natürlich nicht so ganz, wäre aber immer noch besser als Elodins melodramatischer Schwachsinn.«
    Ich stemmte mich mit aller Kraft gegen das unsichtbare Hindernis. Es war solide wie eine Steinmauer. Bei genauem Hinsehen konnte ich winzige Verzerrungen in der Luft erkennen, als blickte ich durch eine leicht fehlerhafte Glasscheibe. »Das hier ist aber doch etwas viel Besseres als mein Pfeilfänger, Meister Kilvin.«
    »Wohl wahr.« Kilvin nickte versöhnlich, bückte sich, um die Steine wieder aufzuheben, und murmelte dabei erneut etwas Unverständliches vor sich hin. Ich geriet kurz ins Wanken, als die Barriere verschwand. »Aber deine raffinierte Konstruktion können wir beliebig oft reproduzieren. Dieses Mysterium hier hingegen nicht.«
    Er legte sich die beiden Würfel auf den Handteller. »Sie sind nützlich, aber denke stets daran: Ein Handwerker sollte vor allem klug und vorsichtig sein. Wir leisten unsere Arbeit im Bereich der Realität.« Dann schloss er die Finger über den Wehrsteinen. »Mysterien solltest du Dichtern, Priestern und Narren überlassen.«

     
    Im Gegensatz zu meinen sonstigen Misserfolgen kam ich mit meinem Studium bei Meister Elodin recht gut voran. Seinen Worten nach fehlten mir nur noch etwas mehr Zeit und Hingabe, um in der Namenskunde größere Fortschritte zu machen. Ich gab ihm beides, und er machte einen seltsamen Gebrauch davon.
    Wir verbrachten viele Stunden mit vollkommen rätselhaften Dingen. Er ließ mich ein Wasserglas Apfelschnaps trinken und dann Teccams
Theophanie
in einem Zug von vorne bis hinten durchlesen. Er ließ mich drei Tage lang eine Augenbinde tragen, was meinen Leistungen in den übrigen Seminaren nicht eben zuträglich war, Wil und Sim aber ohne Ende amüsierte.
    Er ermunterte mich herauszufinden, wie lange ich wach bleiben konnte. Da ich mir so viel Kaffee leisten konnte, wie ich nur wollte, hielt ich fast fünf Tage lang durch. Gegen Ende jedoch war ich ziemlich außer mir und fing an, Stimmen zu hören.
    Und dann war da auch noch der Zwischenfall auf dem Dach der Universitätsbibliothek. Davon hat ja offenbar jeder die eine oder andere Version gehört.
    Ein mächtiges Gewitter war im Anzug, und Elodin befand, dass es mir nützen würde, mich diesem Sturm eine Zeit lang auszusetzen. Je näher, desto besser, sagte er. Und da er wusste, dass Lorren uns niemals aufs Dach der Bibliothek gelassen hätte, klaute Elodin einfach den Schlüssel.
    Das brachte es dummerweise mit sich, dass, als der Schlüssel dann vom Dach fiel, niemand wusste, dass wir beide dort oben feststeckten. Die Folge war:

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