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Die Gabe der Amazonen

Die Gabe der Amazonen

Titel: Die Gabe der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kiesow
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Haus entgegen. Wir hatten ihn bald eingeholt. Mädchen rannte unmittelbar vor mir. Sie war ungewöhnlich schnell. Wenn ich nichts unternahm, merkte ich, würde sie vor mir den Kampfplatz erreichen und sich blindlings in die Waffen der Goblins stürzen. Ich beeilte mich, zu ihr aufzuschließen, und trat ihr kräftig in die Hacken: Sie stürzte kopfüber in die Furchen.
    »Tut mir leid«, rief ich, während ich an ihr vorübersprang. Die Goblins hatten einen Moment lang ratlose Blicke ausgetauscht, aber jetzt kamen sie uns entgegen, Säbel, Äxte und Keulen über den Köpfen schwingend. Ich schaute schnell zur Haustür und hoffte, daß die Bauern sich bald zu einem Ausfall entschließen würden.
    Die Goblins waren stehengeblieben. Auch wir zögerten, unmittelbar bevor wir die Meute erreichten. In das allgemeine Schweigen sagte Elgor mit fester Stimme: »Mein Name ist Elgor von Bethana. Merkt ihn euch gut. An der Pforte zum Dämonenland wird man euch nämlich fragen, wer euch geschickt hat.« Dann schlug er zu.
    Ich hatte schon lange keinen echten Krieger mehr kämpfen sehen und fast vergessen, wie erschreckend dieser Anblick sein kann. Elgors Klinge zeichnete einen blitzenden Bogen durch die Luft, zerteilte die hochgerissene Keule des Goblins und fuhr tief in den Helm aus gehärtetem Leder hinein. Während der Goblin noch in die Knie sank, stemmte Elgor schon den hochgerissenen Fuß auf die Schulter des Sterbenden, riß das Schwert heraus und nutzte den Schwung zu einem waagerechten Rückhandschlag, den er herumwirbelnd quer über den Oberkörper des zweiten Goblins setzte. All das sah seltsam beiläufig aus, eingeübt und glatt wie eine Schrittfolge bei der Kuslikana. Die Attacke hatte kaum länger als einen Herzschlag gedauert, und zwei Goblins lagen in ihrem Blut.
    »Für Rondra!« schrie Junivera. »Für Rondra!« rief auch Mädchen, die uns viel zu schnell wieder eingeholt hatte.
    Dann konnte ich nicht mehr auf meine Gefährten achten, ich hatte zuviel mit dem eigenen haarigen Gegenüber zu tun. Der Schurke verstand mit einem Säbel umzugehen – zu gut, für meinen Geschmack. Ich hatte mir meinen Gegner noch gar nicht richtig angesehen, da brannte bereits ein Feuer auf meinem Oberschenkel. Das Scheusal war einen Kopf kleiner als ich, aber es trieb mich mit wuchtigen Schlägen vor sich her und scherte sich einen Dreck um meine wunderschönen Finten mit dem Dolch. Ich stolperte über die Ackerkrume, behielt meinen Gegner im Auge und versuchte gleichzeitig, Mädchen im Kampfgetümmel zu entdecken. Da sah ich sie. Sie hatte es mit zwei Goblins zu tun. Jetzt war Eile geboten. Ich besann mich auf einen Trick, den ich von Viburn kannte. »Aber nur für den Notfall«, hatte er gesagt, »ich möchte nicht, daß er sich herumspricht.«
    Als mein Gegner gerade wieder zu einem gewaltigen Schlag ausholte, stolperte ich und ließ mich fallen. Der Goblin sprang vor, ergriff den Säbel mit beiden Händen und holte zum entscheidenden Schlag aus. Mein mit voller Wucht geschleuderter Dolch prallte ihm, Griff voran, mitten ins Gesicht. Ohne aufzustehen, trat ich ihm in den Unterleib. Er ging in die Knie. Ich riß ihm den Säbel aus der Hand und beschloß, ihm später den Rest zu geben. Jetzt mußte ich mich um Mädchen kümmern. Während des Kampfes war ich ein gutes Stück zurückgetrieben worden. Ich sah zu meinen Gefährten hinüber und mußte feststellen, daß sich die Lage inzwischen völlig geändert hatte: Vier Goblins lagen reglos auf der Erde. Die anderen waren offenbar geflohen. Nur Mädchen kämpfte noch mit einem Gegner – und meine Gefährten sahen tatenlos zu!
    Als ich am Kampfplatz eintraf, wurde mir klar, daß Mädchen nicht auf fremde Hilfe angewiesen war.
    Sie stand einem breitschultrigen Axtkämpfer gegenüber. Der Goblin trug einen Eisenhelm und ein Kettenhemd. Er führte seine schwere Waffe mit beiden Händen. Eben sauste die Doppelblattaxt einen Fingerbreit an Mädchens Gesicht vorbei. Sie schien es gar nicht zu bemerken. Ihr Blick war kühl und teilnahmslos, fast überheblich.
    Das Fell des Goblins war naß. Erst nahm ich an, er sei völlig verschwitzt, doch dann erkannte ich, daß er blutete. Sein Gesicht war von unzähligen Schnitten übersät.
    Mädchen sprang vor und zurück, pendelte mit dem Oberkörper und bog sich wie eine Weidenrute. Immer wieder kam sie herausfordernd nah an den Goblin heran. Die Axt zischte durch die Luft, aber Mädchen war schon nicht mehr da. Sie wich dem Axthieb aus, nicht um

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