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Die Gabe der Amazonen

Die Gabe der Amazonen

Titel: Die Gabe der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kiesow
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zwei Oger den Hof überfallen. Sie hat als einzige überlebt, hatte sich in der Wassertonne versteckt. Es muß schlimm gewesen sein, das alles mitanzuhören ... Seitdem ist sie so.«
    Junivera sah ihn mißbilligend an.
    Bauer Harme zuckte die Achseln. »Sie versteht sowieso nicht, was ich sage; es macht nichts aus. Nun, Tante Mule!« rief er zu der Alten hinüber. »Schön, daß Besuch da ist, nicht wahr!«
    »Ja, schön!« kicherte die Greisin. »Die da kenne ich« – dabei zeigte sie auf Mädchen –, »die war schon einmal hier!«
    »Wann denn?« fragte Elgor.
    Die Alte sah ihn ratlos an.
    »Ihr müßt lauter sprechen, junger Herr«, empfahl die Bäuerin.
    »Wann war sie hier?« brüllte Elgor mit Donnerstimme.
    »Söhnchen, warum schreist du denn so?« fragte die Alte. »Vorgestern war sie hier, vorgestern oder am Tag davor. Sie ist ein Königskind!«
    »Na seht ihr?« sagte Harme in die Runde. »Sie ist nicht ganz richtig im Kopf. Aber was soll man tun?«
    Die Alte sprach zu sich selbst. »Vielleicht war's auch gestern. Sie kam hoch zu Roß und war nicht allein. Zwei Frauen waren mit dabei ... hihihi ... eine trug einen brennenden Helm!«
    Plötzlich ließ sich die Alte vom Stuhl sinken und kroch mühselig über den Boden zu der Stelle, wo Mädchen saß. Mädchen sprang auf und wich angstvoll zurück.
    »Beugt eure Häupter vor ihr, hihihi, sie ist eine Königin!«
    Die Alte griff nach Mädchens herabhängender Hand, aber Mädchen riß sich los und flüchtete hinter den Tisch.
    Auf einen Wink des Bauern sprangen die beiden Söhne auf, zogen die Greisin behutsam hoch und führten sie zu ihrem Stuhl zurück.
    »Nein, wir bringen Tante Mule besser zu Bett«, sagte die Bäuerin und stieß eine Kammertür auf.
    »Ich will noch nicht schlafen«, jammerte die Weißhaarige, aber sie ließ sich willig zur Tür hinaus führen.
    »Ich muß mich bei euch entschuldigen ... Manchmal ist sie schon sehr sonderbar.« Bauer Harme verschwand und kehrte bald darauf mit einem mächtigen Krug zurück. Er stellte hölzerne Becher auf den Tisch und füllte sie mit würzig duftendem Bier.
    »Ich kann euch gar nicht genug danken«, sagte der Bauer. Diesen Satz hörten wir wohl hundert Mal. »Ihr habt es den Strolchen gezeigt, die kommen so bald nicht wieder! Gepriesen sei Praios!« Er hob den Becher.
    Behutsam brachte ich das Gespräch auf Beilunk, die Beilunker Berge und die Amazonen.
    Harme wußte nicht, wo die Burg der Amazonen lag. »Das weiß niemand, und wer es weiß, der lebt nicht lang. Darum will ich es auch gar nicht wissen.«
    In Beilunk kannte er sich aus. Er hatte dort mehr schlecht als recht zehn Jahre gelebt, als freier Fuhrmann mit eigenem Wagen und Pferd, bis er den Hof des getöteten Vetters übernahm.
    »Wer in Beilunk was erfahren will, der geht hinunter zum Fluß und setzt sich ins Neunauge. Die Silbertaler muß man natürlich im Stiefel verstecken, am besten nimmt man nur einen mit und trinkt so viel, daß nichts davon übrigbleibt. Im Neunauge sitzen die Flußschiffer, selbstverständlich nicht die Kapitäne, aber die Ruderer und Decksleute, und die wissen alles, was auf und am Fluß geschieht. Dort trifft man die Landfahrer und die ziehenden Gaukler – und die geschicktesten Diebe des ganzen Radromtals. Geht ins Neunauge, dort hört Ihr mehr, als Ihr hören wollt!« Harme sprang auf und füllte die leeren Becher. »Und ein Bier kriegst du dort« – er schnalzte mit der Zunge –, »da kann man mein selbstgebrautes vergessen!«
    »Kommen auch Amazonen nach Beilunk?« wollte Junivera wissen.
    »Gewiß, ziemlich oft, aber niemals ins Neunauge.« Harme kicherte. »Das ist nichts für die stolzen Frauen ... O Pardon!« sagte er zu Junivera, »aber das Neunauge ist auch nichts für Euch. Die Frauen sind dort anders als Ihr ... Ihr versteht schon, denke ich.«
    Junivera nickte.
    »Aber schön sind sie auch, die Frauen im Neunauge ...«
    Harme schaute versonnen zur Decke, spähte hinüber zu seiner Frau und setzte wieder eine ernste Miene auf. »Ihr wollt die Amazonen kennenlernen, scheint mir?«
    »Unser Freund hier« – Larix deutete auf mich – »ist von einem Fürsten in Nostria beauftragt, das Leben der Amazonen zu erforschen. Der Fürst will ein Buch über alle Völker Aventuriens schreiben, und unser Freund soll ihm alle Neuigkeiten über die Amazonen beschaffen.«
    »Na, da wünsche ich viel Spaß!« Harme schüttelte den Kopf.
    »Paßt nur auf, daß Euch die Amazonen nicht mit dieser anderen Reisegruppe

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