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Die Gabe der Magie

Die Gabe der Magie

Titel: Die Gabe der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Duey
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schien sich
keinen Deut für die Menschen zu interessieren, sondern lediglich für die Verse.
Er arbeitete so hart daran, sie zusammenzutragen. Niemals fragte er die
Besucher danach, wann sie es gelernt hatten, die Verse aufzusagen. Dabei sollte
er das tun. Es könnte ihm helfen, herauszufinden, was sie zu bedeuten hatten.
    Noch einmal rührte Sadima die Suppe um,
dann schob sie den Eisentopf über den Herd, weg vom Feuer. Ab jetzt konnte die
Mahlzeit stundenlang vor sich hin köcheln. Sadima öffnete die Balkontür und
schlüpfte hinaus, um nach Franklin zu suchen. Sie konnte zwar weit die
Marktstraße hinabblicken, aber ihn konnte sie nicht entdecken. Noch nicht. Doch
es würde nicht mehr lange dauern. Er war nur zum Marktplatz gegangen, um Papier
zu kaufen.
    Auf Zehenspitzen schlich sie durch die
Küche, um durch den breiten Türbogen zu spähen. Somiss war verschwunden und
hatte sich sicherlich in sein Zimmer zurückgezogen. Seine Aufzeichnungen vom Gespräch
hatte er auf dem Tisch verstreut liegen
gelassen, wie er es im mer tat. Sadima trat ein, hob sie auf und legte
sie zu einem ordentlichen Haufen zusammen. Franklin war überzeugt davon, dass
Somiss ein großer Gelehrter war. Auf jeden Fall jedoch war er kein
ordentlicher. Wenn nicht sie und Franklin gewesen wären, die für Ordnung
sorgten und alles im Griff hatten, hätte Somiss einen Papierstapel angesammelt,
in dem sich niemand je wieder zurechtfinden würde.
    »Was machst du denn da?«, herrschte Somiss
sie an, der hinter sie getreten war.
    Sadima schreckte aus ihren Gedanken auf,
drehte sich um und spürte, wie ihr Herz hämmerte.
    »Ich habe dir eine einfache Frage
gestellt«, knurrte er.
    »Ich lege schon, seit ich gekommen bin,
die Papiere für Franklin zurecht«, sagte sie vorsichtig, »und er scheint es zu
mögen.«
    Somiss machte einen Schritt auf sie zu,
dann schüttelte er den Kopf und blieb stehen.
Ohne ein weiteres Wort ging er zurück durch den Flur in sein Zimmer und
knallte die Tür so fest hinter sich zu, dass Sadima zusammenfuhr.
    Sie ging wieder in die Küche, wo sie sich
das Gesicht wusch, das Haar kämmte und ihr
Kleid glättete. Sie such te sich kleinere Arbeiten, mit denen sie sich
beschäftigte, und sah alle paar Minuten durch die Balkontür hinaus. Endlich
entdeckte sie Franklin, der wieder den langen Hügel heraufkam, ein großes
Päckchen unter dem Arm. Da rannte sie nach unten und aus dem Haus hinaus,
bahnte sich einen Weg durch die Menge und wich einer Gruppe von bettelnden
Kindern aus. Es wollte ihr das Herz zerbrechen, aber Franklin hatte sie
gewarnt, sie würden ihr ihr Tuch stehlen, wenn sie es ihr nur von den Schultern
reißen könnten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Franklin,
sobald sie ihn erreicht hatte. »Ist es Somiss?«
    Sie nickte. »Ja. Er war verärgert, als er
sah, dass ich die Gesprächsnotizen zu Stapeln zusammenlege.«
    Franklin sah sie an. »Hat er dich
angeschrien? Dich geschlagen?«
    Sie schüttelte den
Kopf. »Aber er hat die Tür fest ge nug zugeworfen, um ein Erdbeben auszulösen.«
    Franklin atmete aus. »Dann ist alles in
Ordnung. Er knallt wegen allem und nichts mit der Tür. Und ich habe ein gutes
Geschäft mit diesem Papier gemacht. Das wird ihn aufheitern.« Er legte den Arm
um Sadima und zog sie näher an sich heran, sodass sie im Gleichschritt liefen.
»Ich versuche, dich nicht mehr mit ihm allein zu lassen. Was gibt es denn zum
Essen?«
    Sadima sah lächelnd zu ihm empor.
»Gebratenes Schweinefleisch mit gebackenen Äpfeln.« Seine Augen wurden größer,
und sie lachte auf.
    Dann seufzte er. »Aber Somiss mag Geflügel
lieber. Wir könnten dort ein Huhn kaufen.« Er zeigte auf den Stand eines
Schlachters.
    »Er mochte Rosmarin«, fiel Sadima ein.
»Das könnte ich doch wieder hernehmen.« Sie spürte, wie
sich Franklins Arm fester um ihre Schultern schlang.
    »Danke, Sadima«, sagte er. »Du hast alles
so sehr verbessert. Alles. Ich war noch nie so glücklich.« Einige
Sekunden lang hielt er sie ganz fest. Dann ließ er sie wieder los.

22
     
    IN DEM GROSSEN RAUM WAR EINEN AUGENBLICK
LANG ALLES RUHIG UND STILL. DANN MACHTE EINER VON Levins
Zimmergenossen, der große, blonde Junge, einen Schritt aufs Essen zu. »Wir
sollten uns abwechseln«, rief er. Doch dann trat er noch einen weiteren Schritt
naher. Im nächsten Moment rückten wir alle ein Stück heran, dann noch ein wenig.
Am Ende bildeten wir einen Halbkreis um das Podest, schoben uns vorwärts und
wurden von den anderen wieder

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